Odyssey 01 - In die Dunkelheit
Stephanos, diesen Feuersturm zu beenden, doch wie befohlen gab er Westons Anweisung an die anderen weiter.
»An alle Archangels: Feuer sofort einstellen! Die Odyssey beschießt das Schiff gleich aus allen Rohren. Wir müssen hier weg, damit unser Mutterschiff die EMP -Torpedos einsetzen kann.«
Stephanos kochte zwar vor Wut, aber er war Soldat und wusste, dass der Weg zum Sieg im Befolgen von Befehlen statt in der Verfolgung persönlicher Racheaktionen lag. Und alle Archangels waren Soldaten vom selben Kaliber wie er. Also zogen sie sich zurück, wenn auch nicht gerade begeistert.
Nachdem sich die Archangels aus der Schusslinie der Odyssey entfernt hatten, eröffnete sie das Feuer auf das Schiff der Drasins. Blendende Explosionen weißen Lichts markierten den Weg der EMP -Torpedos, die so schnell waren, dass das menschliche Auge ihnen kaum folgen konnte. Doch noch ehe die Torpedos einschlugen, tauchten weißglühende Löcher im Schiffsrumpf des Gegners auf: Die unsichtbaren von der Odyssey ausgeschickten Laserstrahlen brannten sich mit teuflischer Hitze in die Schiffshülle.
Bestürzt verfolgte Milla das Geschehen auf dem Schirm. Es dauerte nur Sekunden, bis sich das Schiff der Drasins in seine Bestandteile aufgelöst hatte. Der Rumpf schmolz zu einer Handvoll unkenntlicher Brocken zusammen.
Anschließend fielen die wenigen noch intakten Kampf jäger der Drasins sowohl den präzisen Manövern der Angels als auch den treffsicheren Abwehrsystemen der Odyssey zum Opfer.
Was Millas Leuten in einem stundenlangen Gefecht nicht gelungen war, hatten diese Menschen unter Aufbietung aller Kräfte in Sekunden erledigt.
Ithan Milla Chans, Angehörige der kolonialen Marine, versetzte diese Szene geradezu einen Schock. Benommen sackte sie auf ihrem Sitz zusammen.
Als alles vorbei war, gab Captain Weston sofort neue Anweisungen: »Shuttles Drei und Vier, Such- und Rettungsoperationen in der Umgebung vorbereiten. Shuttle Eins für Such- und Rettungsoperation auf dem Planeten bereit machen.«
Weston wandte sich seinem Ersten Offizier zu. »Teilen Sie Major Brinks mit, dass er die Expedition zum Planeten vorbereiten soll. Er wird einen Sondereinsatztrupp mitnehmen und alles, was er sonst noch für nötig hält.«
Commander Roberts nahm Haltung an. »Ja, Sir.« Auf seinem Weg nach draußen fiel sein Blick auf Milla. »Sir, erlauben Sie, dass unser Gast an der Expedition teilnimmt? Das könnte hilfreich sein, falls wir Überlebende finden.«
Weston sah zu Milla hinüber, die ihm mit angespannter Miene zunickte. »Genehmigt. Aber seien Sie vorsichtig, Milla.«
Roberts winkte Milla zu sich. »Hier entlang, Miss.«
»Noch etwas, Commander«, sagte Weston.
»Ja, Sir?«
»Sorgen Sie dafür, dass das Shuttle auch zwei Aufklärungsdrohnen mitnimmt.«
»Ja, Sir.«
Weston wandte sich wieder dem Brückenstab zu. »Jemand soll die Aufzeichnungen der Sensoren analysieren und Kontakt mit den Labors aufnehmen. Die sollen untersuchen, was zum Teufel uns vorhin erwischt hat.«
Roberts nahm Milla zum Aufzug mit, nannte als Ziel das Flugzeugträgerdeck und gab über sein Headset unverzüglich Anweisungen: »Major Brinks, trommeln Sie Ihre Männer zusammen und melden Sie sich mit Ihrem Trupp auf dem Flugzeugträgerdeck. Bereiten Sie sich auf eine Such- und Rettungsoperation vor. Standardausrüstung, außerdem Schutzanzüge für eine lebensfeindliche Umgebung. Und sagen Sie Lieutenant Savoy, dass sein Team bereits informiert ist. Er soll sich mit seinen Leuten bei Ihnen melden.«
Milla hörte die Antwort nicht, aber offensichtlich fiel sie zur Zufriedenheit des Ersten Offiziers aus. Commander Roberts, der hoch aufgeschossene Schwarze, war ihr nach wie vor ein Rätsel. Auf ihrem Mutterschiff hatte es kein Pendant zu ihm gegeben. Selbstverständlich hatten auch sie einen Ersten Offizier an Bord gehabt, aber der hatte sich völlig anders verhalten. Nie zuvor war sie einem derart disziplinierten Menschen begegnet. Roberts strahlte ein Höchstmaß an Selbstbeherrschung aus, aber nicht nur das. Er schien auch seine ganze Umgebung und jeden, der mit ihm zu tun hatte, zu beherrschen.
Wortlos fuhren Milla und Roberts zum Flugzeugträgerdeck hinunter. Unter dem prüfenden Blick des Commanders trat Milla nervös von einem Fuß auf den anderen. Als sich die Aufzugtüren endlich öffneten, lag der Anlegeplatz der Shuttles vor ihnen. Im Umfeld der drei großen, für transatmosphärische Flüge bestimmten Maschinen herrschte hektische Aktivität.
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