Odyssey 01 - In die Dunkelheit
Brinks im Hintergrund. Danach gesellte sich Roberts wieder zu ihnen und nickte Brinks zu, der das Nicken erwiderte und vor seinen Trupp trat. »Sie haben alle gehört, was der Mann gesagt hat! Überprüfen Sie nochmals Ihre Ausrüstung. Danach gehen Sie an Bord und schnallen sich an. Wir machen einen kleinen Ausflug.«
Mit Genugtuung sah Brinks zu, wie sein Trupp auseinander trat und jeder seine Ausrüstung checkte. Schließlich wandte er sich Milla zu und musterte sie von Kopf bis Fuß. »Es war schwer, etwas Passendes für Sie zu finden, wir haben nicht viel in Ihrer Größe da. Folgen Sie mir bitte«, sagte er höflich, aber bestimmt.
Sie gingen zu einem Schrank im Umkleideraum am anderen Ende des Hangars, aus dem er einen gepanzerten Schutzanzug herausholte, ähnlich demjenigen, den er selbst trug.
Milla sah sich den Anzug misstrauisch an. »Muss ich den wirklich tragen?«
Brinks lächelte. »Sie werden noch früh genug froh darüber sein. So ein Anzug ist beim Aufenthalt in Gefahrenzonen Vorschrift. Wir bezeichnen ihn auch als ›superfesten Anzug‹; eine vollständig versiegelte Ausrüstung für lebensfeindliche Umgebungen, die ohne Gefährdung des Trägers einem Druck von nahezu null bis zu fünfzehn Standardatmosphären standhält. Darüber hinaus umfasst der Anzug weitere Extras, die einem das Leben retten können.« Brinks musterte Milla nochmals gründlich, bis sie ihn ihrerseits anstarrte. Zu ihrer Verblüffung errötete der raubeinig wirkende Offizier und wandte sich ab. »Einen Moment, Miss … Ich sorge dafür, dass Ihnen ein weiblicher Soldat beim Ankleiden hilft.«
Verwirrt sah Milla zu, wie der Major den Umkleideraum verließ. Während sie sich den Panzeranzug vornahm, fragte sie sich, aus welchem Material er bestehen mochte. War es irgendeine Keramikmasse?
»Ma’am?«
An der offenen Tür stand eine Frau im Panzeranzug. »Ich soll Ihnen beim Anziehen helfen.«
»Oh.« Milla nickte. »Okay …«
Die Frauen tauschten einen Blick miteinander aus. Kurz darauf rollte Millas Helferin mit den Augen und stöhnte scherzhaft auf. » Oh je, hab ja ganz vergessen … Ich heiße Jaime …«
Sie streckte die Hand aus, die Milla zögernd ergriff. »Und ich bin Milla.«
»Also gut, Milla …« Die Frau lächelte und deutete auf sie. »Leider werden Sie Ihre Kleidung wohl ablegen müssen.«
»Wie bitte?«
»Sie können Ihre Kleidung unter dem Kampfanzug nicht anbehalten. Dann würden die Monitore nämlich nicht funktionieren. Außerdem könnte es auch sehr unangenehm für Sie werden, falls wir länger auf dem Planeten festsitzen.«
Milla wollte gerade ihr »Wie bitte?« wiederholen, als ihr plötzlich ein Licht aufging. Sie schämte sich für ihre Begriffsstutzigkeit. Klar doch: Diese Panzeranzüge ähnelten ihrer früheren Raumausrüstung. Sollte es die Situation erfordern, konnte man sich stunden- oder sogar tagelang darin bewegen. Wenn man allerdings Kleidung darunter trug, legte das wesentliche Funktionen des Anzugs lahm. Oder beeinträchtigte sie zumindest – eine unangenehme Vorstellung. Hastig schälte sie sich aus der geborgten Kleidung. Jetzt sah sie den Panzeranzug mit anderen Augen.
Kurz darauf führte Jamie Milla zurück zu den Shuttles. Zu ihrer Verblüffung stellte Milla fest, dass der Anzug trotz der äußeren Panzerhülle ziemlich bequem saß und ihr trotz seiner Unförmigkeit Bewegungsfreiheit ließ. Allerdings war das Brennen und Prickeln, als die diversen Installationen des Anzugs angeschlossen waren, so unangenehm, dass sie eine Grimasse zog. Zum Glück legte sich die Reaktion schnell.
»Er ist leichter, als er aussieht«, sagte Brinks, als er Millas verblüffte Miene bemerkte. »Das muss er auch sein, sonst würde er einen ja behindern.«
Milla nickte. »Er ist …« Vorsichtig machte sie einen Schritt vorwärts. »Fühlt sich trotzdem seltsam an, sich darin zu bewegen.«
Brinks nickte verständnisvoll. »Die Beine und Arme sind mit Nanofasern verstärkt. Man muss sich erst daran gewöhnen, aber dank dieser Fasern können Sie circa fünfhundert Kilo zusätzlich stemmen und Luftsprünge bis zu zwölf Metern machen. Aber Vorsicht: Anfangs werden Ihre Schritte Sie allzu leicht davontragen. Am besten fangen Sie gleich damit an, sich an den Anzug zu gewöhnen.«
Als Milla herausfand, was Brinks damit meinte, biss sie sich auf die Lippen. Ein einfacher Schritt hatte sie mehr als einen halben Meter in die Luft katapultiert, sodass sie mit dem Kopf voran auf ein Schott geprallt
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