Odyssey 01 - In die Dunkelheit
Angels loszueisen.« Sein Grinsen strafte die barschen Worte Lügen.
»Wer sagt denn, dass ich mich von den Angels getrennt habe? Hab sie sicher und ordentlich auf unserem Flugzeugträgerdeck untergebracht.«
Der Major lachte. »Wie um alles in der Welt hast du das denn geschafft?«
»War gar nicht schwer. War ein gefundenes Fressen für unsere PR-Abteilung, und für die jüngeren Staffelmitglieder ist es ein gutes Training. Außerdem haben die Angels der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit seit Kriegsende zunehmend zu schaffen gemacht. Die sind ja nicht gerade Friedensapostel, wie du weißt.«
»Tja, das kann man wohl wirklich nicht behaupten. Aber so ist nun mal der Lauf der Welt, Eric. In Friedenszeiten weiß man Krieger einfach nicht zu schätzen – eine Ausnahme sind da nur die Menschen, die von ihnen während des Krieges beschützt wurden. Seit Japan ist viel Zeit vergangen, alter Freund.«
Das Lächeln des Majors schwand vorübergehend, als er an die alten Zeiten dachte.
»Stimmt, Jeff. Und ich kann nicht behaupten, dass mir das leid tun würde.« Westons Blick verdüsterte sich, als er sich an die Luftschlacht um Japan erinnerte, bei der er Wolfe zum ersten Mal begegnet war. Major Wolfe, damals noch Captain im nordamerikanischen Marinekorps, hatte in der Schlacht eine Fliegerstaffel angeführt. Die supermodernen »Gottesanbeterinnen«, chinesische Kampfjäger, waren wie ein Heuschreckenschwarm über die belagerte Insel hergefallen. Sie waren viel schneller und tödlicher als die altmodischen, vom amerikanischen Marinekorps gestellten Maschinen der Nordamerikanischen Konföderation gewesen und hatten die Verteidigungsstreitkräfte regelrecht überrumpelt. Auch Wolfe hatte einen solchen alten amerikanischen Senkrechtstarter geflogen.
Die ersten Schüsse des Dritten Weltkriegs waren nicht einmal fünf Kilometer von dem Ort entfernt gefallen, an dem der Zweite Weltkrieg im pazifischen Raum sein Ende gefunden hatte.
Einen Moment lang verzog der Major das Gesicht. »Ich hatte nie Gelegenheit, mich bei dir zu bedanken, Eric. Wenn du und die Archangels nicht plötzlich aufgetaucht wären …«
Weston winkte ab. »Schnee von gestern, Jeff. Das war eine völlig andere Zeit und Japan eine ganz andere Welt als heute. Nicht nötig, mir zu danken.«
Gleich darauf durchbrach der Major die düstere Stimmung mit einer flapsige Bemerkung: »Na ja, jedenfalls erwarte ich von dir ein Dankeschön, wenn du mir dein wunderbares neues Spielzeug zur Reparatur gebracht hast.«
Weston lachte laut und beeilte sich, das Gespräch zu beenden, denn gleich würde die Odyssey einen Bogen schlagen, der sie von der Umlaufbahn des Mars wegführte. »Offenbar verlassen wir euch gleich, Jeff. Wartet da drüben das Tankschiff auf uns?«
»Ja, bedient euch. Es hat in den letzten Stunden mit Hochgeschwindigkeit den Saturn umkreist. Vermutlich wird die Besatzung langsam ungeduldig.«
»Ich werde sie nicht mehr allzu lange warten lassen, Jeff. Ende.«
Der Major legte zum Abschied zwei Finger gegen die Schläfe, dann flackerte der Bildschirm kurz auf und zeigte danach wieder die Raumregion vor der Odyssey .
Weston widmete sich erneut seinen Displays und sah zu, wie nacheinander Zahlen aufblinkten, während sich das Schiff in weitem Bogen vom Mars-Orbit entfernte. Die Offiziere beobachteten, wie der Rote Planet rapide in der Leere des Raums verschwand. Mittlerweile hatte die Odyssey ein Drittel der Lichtgeschwindigkeit erreicht, etwa die Hälfte ihrer Höchstgeschwindigkeit, und die großen Reaktoren waren verstummt.
Nach einem Blick auf den Schirm wandte sich Weston wieder dem eigenen Terminal zu. »Steuer, wie steht’s mit unserem Treibstoff?«, fragte er nach einer Weile.
»Reicht bis zum Auftanken mehr als aus, Sir«, erwiderte Daniels.
»Danach habe ich nicht gefragt«, gab Weston mit scharfer Stimme zurück und bohrte den Blick in den Hinterkopf des jungen Mannes.
»Entschuldigung, Sir.« Daniels brauchte ein paar Sekunden für die korrekte Meldung. »Wir liegen bei circa zehn Prozent, Sir. Haben den größten Teil des Treibstoffs bei der ersten Zündung der Steuerraketen verbraucht.«
»Danke, Daniels. Leiten Sie jetzt die Zündung der Steuerraketen in Gegenrichtung ein, und bringen Sie uns in den Trojaner-Gürtel um den Jupiter.«
Auf der Brücke breitete sich Stille aus. Weston war klar, dass viele Augen auf ihn gerichtet waren. Schließlich kam Commander Roberts zu ihm hinüber. »Äh, Sir, wir müssen eine
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