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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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aus jeder Prüfung gehen wir gestärkt hervor, jeder Tote vermehrt unsere Zahl. Die Kabylei steht aufrecht, und nichts wird sie in die Knie zwingen. Weder Allah noch Präfekt - wir wollen die Freiheit! Weder Allah noch Präfekt - wir wollen die Freiheit!
Auszug aus einer Rede von Nazir Kebouche,
kabylischer Kriegerhäuptling
    In der Schlucht des Wadi Chiffa, unmittelbar an einer Brückenauffahrt unterhalb der Eisenbahnlinie, treffen Laurie und Rudy auf die nächste Straßensperre. Das Wetter ist feucht und düster. Die rundlichen, bewaldeten Kuppen des Djebel Nador verbergen sich hinter Nebelschwaden. Die kurvige, nasse und ziemlich rutschige Straße führt langsam bergauf. Der voll beladene Mercedes stöhnt jämmerlich. Laurie hat eher den Eindruck, sich auf einer winzigen Landstraße im französischen Jura zu befinden als auf der berühmten N1 quer durch Algerien.
    Nachdem sie Blida und Chiffa hinter sich gelassen hatten - in Chiffa endete die Autobahn -, wurde der Verkehr deutlich geringer. Auf die Straßensperre treffen sie am Ausgang einer engen Kurve kurz vor einer Brücke. Zwei Fahrzeuge warten bereits. Ihre Insassen palavern mit den Landsern, die, wie Rudy sofort feststellt, nicht der regulären Armee angehören. Sie tragen unvollständige Uniformen, ziemlich alte Kampfanzüge und völlig unterschiedliche Waffen. Ihre Autos sind schmutzig, verbeult und offensichtlich erst nachträglich für den Transport von Mörsern und Maschinengewehren umgebaut worden.
    »Kabylische Rebellen«, flüstert Laurie mit ängstlich klopfendem Herzen.
    »Glaubst du, sie wollen uns erpressen?«, fragt Rudy. Er beobachtet, wie die Partisanen, unter ihnen eine Frau, mit betont lässigen Schritten auf den Lkw zukommen. Sie halten ihre AK 74 auf den Boden gerichtet, haben die Finger jedoch am Abzug.
    »Im besten Fall nur das«, meint Laurie. »Hoffentlich stehlen sie uns nicht den Mercedes.«
    Die Rebellen bleiben vor dem Führerhaus stehen und machen Laurie und Rudy ein Zeichen auszusteigen.
    »Ein humanitärer Einsatz?«, erkundigt sich die Frau lächelnd.
    »Ja«, bestätigt Laurie, ebenfalls lächelnd. »In Burkina Faso.«
    »Ganz schön mutig! Und was transportieren Sie nach Burkina Faso?«
    »Bohrmaterial.«
    »Sieh an, sieh an. Das ist ja hochinteressant!«
    Die Frau erteilt den beiden Jugendlichen in ihrer Begleitung einen Befehl in der Berbersprache. Einer untersucht daraufhin den Aufleger, der andere gesellt sich zu einer Gruppe von Rebellen, die sich erbittert mit einem Autofahrer streiten. Sie bleibt allein bei Laurie und Rudy zurück. Ihre Haltung wirkt entspannt. Einen Moment lang spielt Rudy mit dem Gedanken, wie leicht es jetzt wäre, sie zu überwältigen und sie als Geisel zu nehmen, um so der Zahlung eines Schutzgeldes zu entgehen, doch dann kommen ihm Zweifel, ob die Idee wirklich so gut ist - der Lkw fährt längst nicht so schnell wie die Allradfahrzeuge der Rebellen.
    Die beiden Jugendlichen kehren zurück. Mit einem kurzen Kopfnicken bestätigt der eine die Richtigkeit der Angaben über die Ladung, der andere bringt einen hochgewachsenen, drahtigen Mann mit, der einen stolzen Schnurrbart unter seiner Adlernase trägt. Seine Uniformmütze weist mehrere Sterne auf, und er ist mit einer Famas bewaffnet, die er zweifellos vom Feind erbeutet hat. Es scheint sich um den Chef der Gruppe zu handeln.
    »Man hat mir mitgeteilt, dass Sie Bohrmaterial nach Burkina transportieren«, erklärt er ohne Vorgeplänkel in kehligem Französisch.
    »Richtig«, bestätigt Laurie.
    »Besitzen Sie Dokumente, die das beweisen?«
    Laurie hält ihm den von Fatimata Konaté unterzeichneten Diplomaten-Passierschein, den sie immer bei sich trägt, unter die Nase. Der Kabylenhäuptling studiert ihn mit einem zweideutigen Schnalzen, ehe er ihn Laurie mit glitzernden Augen zurückgibt.
    »Wir Kabylen haben sehr viel Achtung vor der Präsidentin von Burkina Faso. Sie hat viel für ihr Land und ihr Volk getan.«
    »Wir sehen in ihr in gewisser Weise ein Vorbild«, bekräftigt die Frau.
    »Es ist eine Ehre für eine Hilfsorganisation, ihr zu Hilfe kommen zu dürfen.«
    »Vielen Dank«, lächelt Laurie sichtlich entspannt.
    »Allerdings haben wir in der Kabylei ebenfalls große Wasserprobleme«, fährt der Mann fort. »Unsere Wadis sind ausgetrocknet, im Winter fällt kein Schnee mehr in den Bergen, und die Armee unserer Unterdrücker vergiftet unsere Quellen mit Arsen. Unsere Kinder und unsere Herden fallen dem Gift zum Opfer.«
    »Bisher hat

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