Ödland - Thriller
ein Rat unter Freunden und hat nichts mit Politik zu tun.«
Fatimata errötet. Aissa nimmt sich einen weiteren Keks.
»Du hast vermutlich recht«, murmelt sie. »Aber immerhin ist der Junge volljährig und Laurie eine gute Partie. Vielleicht ein bisschen zu alt für ihn...«
Claire rutscht bereits seit einer ganzen Weile auf ihrem Stuhl herum. Jetzt kann sie ihre Ungeduld nicht mehr bezähmen.
»Genug getratscht! Ich wüsste nämlich gern, was sich bei Gericht abgespielt hat. Ist Kawongolo verurteilt worden?«
»Ja, und zwar zum Tod. Zusammen mit sechs seiner Komplizen. Übermorgen wird er exekutiert. Ich habe ihm versprochen, mich um seine Frau zu kümmern. Wir sollten sie wirklich behandeln lassen.«
»Willst du ihn nicht begnadigen?«, fragt Aissa.
»Kawongolo? Nein. Zwar hat er sich reinlegen lassen, aber man organisiert nicht einfach so einen Putsch, nur weil man möchte, dass die eigene Frau in den USA behandelt wird. Das ist lächerlich. Er muss andere Absichten gehabt haben.«
»Begnadige ihn. Bitte!« Aissa legt ihre Hand auf Fatimatas Arm.
»Warum? Hast du etwa Mitleid mit ihm?«
»Nicht mit ihm, aber mit Saibatou. Ihr Ehemann wird tot sein, ehe sie ihr Augenlicht wiederhat. Ich glaube, in diesem Fall bleibt sie lieber blind; sie sieht ihn ja ohnehin nie wieder.«
Fatimata presst die Lippen zusammen und nickt langsam.
»Ich denke darüber nach. Aber selbst wenn ich ihn begnadige, kommt er sein Leben lang nicht mehr aus dem Gefängnis.«
»Immer noch besser als der Tod. Die beiden lieben sich wirklich sehr.«
Claire zuckt die Schultern. Aissa knabbert ihr drittes Plätzchen.
»Ihr seid ganz schön sentimental, ihr beiden! Auf Putsch steht nun einmal die Todesstrafe. Punkt. Und was Saibatou angeht - woher willst du das Geld nehmen, sie in die Staaten zu schicken? Darf ich dich daran erinnern, dass uns der Haushalt für das kommende Jahr keinerlei Spielraum lässt?«
Die Präsidentin betrachtet Claire mit ihrer verkniffenen Miene, den hervorstehenden Augen hinter der riesigen Brille und ihrem Herz, das so trocken ist wie der Wüstensand, und fragt sich ernsthaft, ob sie nicht doch lieber Aissa zur Premierministerin berufen soll.
»Claire, das war sein Letzter Wille. Ich kann mich da nicht einfach so herausstehlen.«
»Wenn du ihn begnadigst, war es nicht sein letzter Wille.«
»Schluss damit!« Fatimata schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch, dass die Tassen klirren. »Ich werde Kawongolo begnadigen, und ich werde Saibatou nach Amerika schicken. Und zwar mit Fullers Flugzeug. So kostet uns wenigstens die Reise weniger. Und damit betrachte ich die Diskussion als beendet!«
In diesem Augenblick meldet sich ihr Telefon. Sie löst den Clip von ihrem Boubou und meldet sich.
»Ja? Yéri? Was ist los? ... Ja und? ... Gut. Ich bin unterwegs.« Sie schaltet ab. »Irgendetwas ziemlich Wichtiges, wie es scheint. Yéri kommt mir sehr verunsichert vor. Das kenne ich sonst gar nicht von ihr. Wir sollten uns sputen.«
Das »Wichtige« entpuppt sich als ein Fax aus dem Weißen Haus, das Yéri Fatimata kommentarlos reicht.
Von:
James H. Bones
Präsident der Vereinigten Staaten
An:
Fatimata Konaté
Präsidentin von Burkina Faso
Weißes Haus, Washington D.C.
26. Dezember 2030
Sehr geehrte Madame Konaté,
vor nunmehr acht Tagen entführten Sie ohne jegliches Motiv und gegen internationales Recht den amerikanischen Staatsbürger Anthony Fuller, den Sie seither gefangen halten. In dieser Geiselnahme sehen wir einen terroristischen Akt, der sich unmittelbar gegen die Interessen Amerikas richtet. Hinzu kommt, dass Sie wissentlich die Plünderung der amerikanischen Botschaft geduldet haben und den amerikanischen Botschafter Gary Jackson seither ohne Anklage und ohne den ihm zustehenden Rechtsbeistand unter Arrest halten. Dieses Verhalten widerspricht allen demokratischen Spielregeln und wird von uns daher als direkter Angriff auf amerikanisches Territorium behandelt.
In Übereinstimmung mit beiden Häusern des Kongresses und der obersten Heeresleitung erkläre ich hiermit dem Land Burkina Faso offiziell den Krieg. Sollten die Herren Fuller und Jackson nicht innerhalb von achtundvierzig Stunden auf Kosten Ihrer Regierung zu ihren Familien zurückgekehrt sein, werden wir Waffengewalt anwenden. Der Erstschlag findet in genau neunundvierzig Stunden vom Zeitpunkt der Faxabsendung gerechnet statt. Eine weitere Aufforderung erfolgt nicht.
Gezeichnet James H. Bones,
Präsident der Vereinigten
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