Öffentliche Mülleimer dürfen nicht sexuell belästigt werden - Richter, J: Öffentliche Mülleimer dürfen nicht sexuell beläs
von Pfeil und Bogen hingegen gestattet. (…) Der Bürger ist verpflichtet, den Schotten der Gerichtsbarkeit zu übergeben, tot oder lebendig.
Dieses Gesetz, das den Einsatz von Pfeil und Bogen innerhalb der Stadtgrenzen der nordenglischen Stadt York regelt, wurde um das Jahr 1300 herum erlassen. Damals herrschte im gesamten Norden Englands entsetzliche Angst, der schottische Aufrührer William Wallace könnte seine heimischen Highlands verlassen und in England einfallen. In York jedoch sollten er und seinesgleichen auf Granit beißen – so der Plan. Das Amüsante daran: Die Verordnung hat bis in unsere Tage hinein Bestand – als »historisch bedeutsamer Erlass und erlebte Geschichte« will der Stadtrat ihn auch weiterhin nicht aus den Büchern tilgen. Ob Schotten den Besuch der Stadt deshalb verweigern, ist nicht bekannt.
Gegen allerlei Unbill gewappnet – ob dazu auch Schotten gezählt werden, entzieht sich der Kenntnis des Verfassers – ist man in dem rund zweihundert Einwohner zählenden Dörfchen Geuda Springs in Kansas.
Platz 2
§ Jeder Haushalt in Geuda Springs, unabhängig von Anzahl und Alter seiner Bewohner, ist per Erlass des Dorfrates vom 19. Juni 2003 dazu verpflichtet, eine Schusswaffe und die dazu passende Munition in ausreichender Menge griffbereit im Haushalt zu lagern.
Das darf nun aber mit Fug und Recht als konsequent bezeichnet werden. Weg mit dieser grauenhaften Weichspülerei – Geuda Springs zeigt uns, wie es mit Amerika wieder aufwärtsgeht. Wehrhafte Menschen in einem wehrhaften Land, allzeit bereit und mit einer »ausreichenden Menge« Munition ausgestattet. Der Erlass des Dorfrates von Geuda Springs, der offenkundig nicht sklavisch an den humanistischen Idealen dämlicher Pazifisten klebt, geht auf die Tatsache zurück, dass diese Perle in Kansas trotz mehrerer Anträge keine eigene Polizeistation bewilligt bekam. »Dann nehmen wir unseren Schutz eben selbst in die Hand«, dachten sich die Dorfräte offenbar und machten den Waffenbesitz zur Verpflichtung. War Joe Miller nicht zuletzt vor 38 Jahren erst ein Huhn gestohlen worden? Der Kriminalität gilt es im neuen Jahrtausend Einhalt zu gebieten.
Statistisch jedoch muss man sich allerdings ein wenig Sorgen um Geuda Springs machen. Nehmen wir mal an, dort eskaliert demnächst ein Nachbarschaftsstreit und die Kontrahenten John und Jack erinnern sich an ihre »griffbereiten« Schusswaffen. Angesichts von knapp zweihundert Einwohnern könnte dies bedeuten, dass Geuda Springs binnen weniger Minuten zur Geisterstadt mutiert. Tja.
Ein wenig älter als die Waffenpflicht von Geuda Springs ist jene Verordnung, die sich die Verantwortlichen der kalifornischen Stadt Chico in den frühen sechziger Jahren haben einfallen lassen. Wir erinnern uns: Damals war es an der Tagesordnung, Trainingseinheiten gegen den drohenden Atomkrieg abzuhalten: Angesichts der Kubakrise übten pflichtbewusste Amerikaner, wie man sich bei einem atomaren Erstschlag der bösen Russen am schnellsten auf den Boden werfen und die Aktentasche über den Kopf halten kann. Sehr beliebt waren auch die lustigen »Wenn’s-doll-rummst-verstecken-wir-uns-unter-den-Bänken-Spiele« in Floridas Schulen, die angesichts der sowjetischen Atomraketen bei ihrem Gruppentrip gen Havanna ja auch durchaus Sinn machten. In Chico jedoch wählte man einen anderen Weg. Atomwaffen waren in Chico einfach nicht so richtig beliebt und deswegen packte man potenzielle Störenfriede genau da, wo es ihnen bekanntlich am meisten weh tut: am Geldbeutel.
Platz 1
§ Es ist streng verboten, innerhalb der Stadtgrenzen einen nuklearen Sprengkörper gleich welcher Bauart zur Detonation zu bringen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldbußen bis zu einer Höhe von 500 Dollar bestraft.
Sie lachen? Wieso? Ist in Chico etwa jemals eine Atombombe explodiert? Ein nuklearer Sprengstoff detoniert? Ein Wasserstoffbömbchen? Eine Cruise missile eingeschlagen? Nein? Da sehen Sie’s – die Abschreckungstaktik war erfolgreich. Wer weiß, welch radioaktives Endlager aus Chico geworden wäre, hätte es seinerzeit nicht diese vorausblickenden Politprofis gegeben, die Chico quasi zur ersten atomwaffenfreien Zone der USA machten. Insofern also: Respekt. Und ein Vorschlag: Warum nicht weiterdenken – da gibt es sicherlich noch ein paar Ideen: »Wer in Chico einen Staatspräsidenten abmurkst, wird mit einer Geldbuße von nicht weniger als dreihundert Dollar belegt.« Oder: »Wer in Chico die Apokalypse herbeiführt, wird mit
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