Öffne deine Seele (German Edition)
mit Silvio Weismann?»
«Oh …» Blättern. «Wir haben recherchiert, was auf die Schnelle möglich war. Marco Winterfeldt fehlt uns natürlich, aber bei Ihnen ist er jetzt sicher wichtiger. Also: Weismann lebt allein, im selben Haus in Osdorf, in dem sich auch seine Praxis befindet. Im Moment ist sie geschlossen, er hatte also die Möglichkeit, auf der Kundgebung dabei zu sein, ohne seine Sprechzeiten zu vernachlässigen. Allerdings …» Blättern, noch einmal. «Wir haben inzwischen eine Reihe von Aussagen zusammen – von den Demonstranten, die bis vorhin noch draußen unterwegs waren. Als das Unwetter losging, hat Marius anscheinend dafür gesorgt, dass seine Anhänger in Pensionen in der Nähe einquartiert wurden – das Telefonnetz war da noch in Ordnung. Doch niemand kann sagen, wo Weismann geblieben ist. Wie es aussieht, war er schon gar nicht mehr dabei. Und seitdem …»
«Zur Fahndung ausschreiben», gab Albrecht Anweisung. «Sofort. Wichtiger Zeuge und so weiter. Sie kennen das Prozedere, und die Leute kennen es auch. Sie wissen, was das bedeutet.» Er zögerte. «Und doch …», murmelte er.
«Hauptkommissar?»
Albrecht schüttelte den Kopf. «Ich bin mir nicht sicher», sagte er langsam. «Alles scheint zu passen. Das Motiv, die Mittel, die Gelegenheit. Wir wissen, dass er hier war. Doch genau das erscheint widersinnig. Er setzt diese Vocodertechnologie ein. Er verwischt seine Spur. Aber wenige Stunden vor der Entführung stellt sich derselbe Mann, der bereits mindestens zwei Taten begangen hat, vor die Fernsehkamera und macht sich in höchstem Maße verdächtig?»
«Da haben Sie recht», sagte Matthiesen nachdenklich. «Allerdings konnte er ja nicht wissen, dass ihm Hannah in die Hände fallen würde. Also hatte er das, was er jetzt gerade abzieht, nicht geplant.»
«Jedenfalls nicht für diesen Zeitpunkt», stimmte Albrecht zu. «Wobei er mit Sicherheit eine Art Liste führt, wer als Opfer in Frage kommt. Doch so oder so: Dass wir den Taten früher oder später auf die Spur kommen würden, musste er einkalkulieren. Und unter diesen Umständen ist es unverständlich, warum er sich derartig exponieren sollte. Doch ob der Name Weismann passt oder nicht: Wir haben eine Gruppe von Verdächtigen, eine große Gruppe allerdings. Doch ihre Gesichter sind in Fernsehberichten dokumentiert, und sie waren gestern hier vor Ort. Unser Täter ist einer von denen, die jetzt nicht mehr vor Ort sind, sondern irgendwo anders.» Albrecht brach ab.
«Hauptkommissar?»
Albrecht antwortete nicht, sondern lauschte seinem letzten Satz nach.
«Nein», sagte er leise. «Er ist nicht irgendwo .»
«Aber wenn er Hannah gestern Abend entführt hat, hatte er einen ganzen Tag lang Zeit, sie irgendwo hinzubringen!»
«Das ist richtig.» Albrecht nickte, für Matthiesen natürlich unsichtbar. Die einzige Zeugin war eine Fledermaus, die soeben ihr Tagesversteck unter dem Gebälk des alten Herrenhauses verließ. «Doch denken Sie einmal nach: Falk Sieverstedt ist zum letzten Mal in seinem Elternhaus lebend gesehen worden. Vierundzwanzig Stunden später wurde er nur wenige Kilometer entfernt im Dahliengarten tot aufgefunden. Jasmin Vedder ist auf dem Gehöft in Duvenstedt gestorben. Genau dort, wo sie auch die Ferien verbracht hat.»
«Ja?»
«Wäre es nicht schon logistisch Unsinn, die Opfer Hunderte von Kilometern zu verschleppen?», fragte Albrecht. «Dann den Eingriff vorzunehmen und sie zum Sterben zurück nach Hamburg zu bringen? Nein», murmelte er. «Er ist hier.» Passenderweise fuhr ihm in diesem Moment ein eisiger Windstoß in den Nacken. «Seine Folterkammer, in der er die Lobotomien vornimmt, ist ganz in der Nähe. Irgendwo in Hamburg.»
«Immer noch groß genug.»
«Sie sagen es», brummte Albrecht. «Mit anderen Worten: Wir wissen, dass wir nichts wissen. Was wissen wir inzwischen über die zurückliegenden Selbstmorde?»
«Ah!»
Schon bei der Betonung dieser einen Silbe schöpfte Albrecht neue Hoffnung.
«Da könnten wir was haben», erklärte Matthiesen. «Wobei anscheinend fast die Hälfte der Hamburger Selbstmörder vorher irgendwann mal bei Marius angerufen hat. Aber ich habe hier eine Silke Lewandowsky – Constanze für Marius –, in Scheidung lebend, Alkoholproblem. Marius hatte ihr offenbar geholfen, trocken zu werden, aber dann ist sie rückfällig geworden, was sie ihm auch gleich gebeichtet hat. Daraufhin hat er den Kontakt abgebrochen. Drei Wochen später war sie tot.»
«Der
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