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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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einfach …
(22:56 Uhr: Das Gespräch wird durch Marius beendet)

fünf
    J örg Albrecht lenkte seinen Dienstwagen in eine Feuerwehrzufahrt, war im nächsten Moment auf der Straße und warf einen Blick über die Szene.
    An der Ecke zur Luruper Chaussee stand ein halbes Dutzend stämmiger Gestalten Schlange an einem der Peterwagen: erkennungsdienstliche Behandlung.
    Ein Rettungswagen bog mit Blaulicht aus der Stadionstraße, doch die Sirene war nicht eingeschaltet.
    Über dem Dahliengarten stand düsterrotes Licht.
    Ein junger Beamter trat ihm entgegen und öffnete den Mund. Anscheinend hatte er den Hauptkommissar aber bereits erkannt, bevor Albrecht dazu kam, seinen Dienstausweis zu ziehen.
    «Wo finde ich den Einsatzleiter?», fragte Albrecht.
    «An der Arena, aber da kommen Sie von hier aus nicht durch im Moment.» Der junge Mann wischte sich mit der Hand über die Stirn. «Hier ist Krieg heute Abend», murmelte er.
    Der Hauptkommissar betrachtete den Jungen und nickte mit zusammengebissenen Zähnen.
    Er hätte ihm erzählen können, dass sie permanent im Krieg waren, von dem Augenblick an, in dem sie ihren Dienst aufnahmen. Dass dieser Krieg tückischer war als eine offene Feldschlacht, in der die Gegner einander mit aufgeklapptem Visier entgegentraten.
    Dass dieser Krieg darin bestand, solche Schlachten zu vermeiden.
    Die Wahrheit ist die einzige Waffe, die wir haben, dachte er.
    Alles, was sie tun konnten, war, herauszufinden, wie sich die Dinge in Wahrheit verhielten, und die Täter nach den Buchstaben des Gesetzes zur Verantwortung zu ziehen.
    Dies aber war ein Prozess, der seine Zeit brauchte, wenn er selbst nach den Vorschriften der Gesetze geschehen sollte, und für den sie kein Verständnis hatten, die distinguierten Männer mit den grauen Seitenscheiteln aus Sina Dewies’ Fernsehrunde, die jungen Männer mit den Bomberjacken und den zu kurzen Haaren.
    Männer, die glaubten, das Recht in die eigenen Hände nehmen zu dürfen, um ihrem Recht und ihrer Wahrheit mit Gewalt zum Durchbruch zu verhelfen.
    Und die mit dieser Haltung auf Verständnis stießen, bis in die Reihen von Albrechts Mitarbeitern hinein.
    Sie waren gefährlicher als der Einbrecher, der in der Nacht einen Tresorraum aufhebelte und mit seiner Beute verschwand, gefährlicher selbst als der Mörder und Vergewaltiger, der seinen Opfern unermessliches Leid antat, dessen Tat aber doch von der Gesellschaft geächtet war und auf keinerlei Verständnis hoffen konnte.
    Ja, dachte der Hauptkommissar. Wir sind im Krieg. Und wir kämpfen an vielen Fronten zugleich.
    Möglicherweise war es diese Wahrheit, die der junge Kollege in seiner dunklen Hamburger Polizeiuniform heute Abend lernte.
    «Danke», murmelte Albrecht, ging an dem Jungen vorbei und bog in die Stadionstraße ein.
    Er hatte zwei seiner Mitarbeiter in dieses Inferno geschickt und dachte nicht daran, in der Loge abzuwarten, ob sie unbeschadet wieder herauskamen.
    Eine Gruppe uniformierter Beamter kam ihm entgegen, zwei mit Handschellen gesicherte Gestalten in der Mitte.
    Er sah Einsatzkräfte der Feuerwehr, die Brandherde in einem Abfallcontainer erstickten.
    Albrecht nickte stumm. Aus der Ferne tönte der Lärm von Auseinandersetzungen, doch hier, unmittelbar am Dahliengarten, war die Lage unter Kontrolle.
    Ein Stück voraus stand ein Rettungsfahrzeug mit mehreren Sanitätern, die kleinere Verletzungen versorgten.
    Albrecht atmete erleichtert auf, als er bei dieser Gruppe Lehmann entdeckte.
    Auf die Entfernung konnte er nicht hören, worüber sein Mitarbeiter mit der blutjungen Sanitäterin plauderte, während ihm der linke Unterarm bandagiert wurde, aber seiner Miene nach stand man knapp vor dem Austausch der Telefonnummern.
    Albrecht wählte den Weg einmal um den Krankenwagen herum, um sich aus unvermuteter Richtung zu nähern.
    «Bericht!»
    «Hauptkommissar!» Der junge Mann zuckte zusammen. « Autsch! »
    «Sie sind verletzt?»
    Aus dem Augenwinkel sah Albrecht jetzt auch Seydlbacher, dem in körperlicher Hinsicht augenscheinlich nichts fehlte, wenn man davon absah, dass er einen Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit umklammerte wie ein Ertrinkender seinen Rettungsring.
    Über die Montur, die der Beamte aus Süddeutschland am Leibe hatte, mochte der Hauptkommissar gar nicht erst nachdenken.
    «Das war die Hölle», murmelte Lehmann. «Wir waren eine Stunde unterwegs, als plötzlich diese Irren aufgetaucht sind. Mit Baseballschlägern und was weiß ich.»
    «Bedanken Sie sich bei

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