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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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ein bloßes Gespräch?», erkundigte er sich. «Keine Vernehmung und kein Verhör. Sie sind alleine hier.»
    Ich biss mir auf die Zunge. Das hatte er eindeutig von Joachim Merz.
    Marius betrachtete mich – wenn er dazu in der Lage war.
    Er las aus dem Klang meiner Worte, registrierte jede unwillkürliche Pause. Wahrscheinlich hörte er auf der Stelle, wenn mein Atem schneller ging, roch sogar meinen Angstschweiß.
    Der stellte sich schon automatisch ein, sobald es um Merz ging.
    Und wenn Merz diesen Mann gecoacht hatte, war Marius absolut im Bilde: Mit einem gewieften Anwalt an seiner Seite würde es verdammt schwierig werden, ihn gegen seinen Willen zur Vernehmung vorzuführen.
    Marius saß am längeren Hebel.
    «Ob Sie mir etwas von Ihren Ermittlungen erzählen, liegt natürlich ganz bei Ihnen», sagte er. «Aber wenn Sie mir Fragen zu Felix stellen wollen, werden Sie sie mir in der Show stellen müssen, in …»
    Ich hörte ein leises Geräusch in meinem Rücken, und gleichzeitig leuchtete unterhalb des Tisches ein kleines rotes Licht auf.
    «… zwei Minuten», sagte Marius vollkommen ruhig.

Zwischenspiel III
PK Königstraße
Akte Sieverstedt

Konvolut Second Chance , Gesprächsprotokoll Verena T. («Athene»)
Tag des Anrufs: 14. 3. 2012
Anruferin verstorben: 15. 3. 2012

(22:47 Uhr: Beginn des Gesprächs)
Marius (M.): Ich höre eine ganz neue Stimme. Das ist immer schön. Ich werde dich Athene nennen mit einem A. Ein guter Name für einen neuen Anfang.
Athene (A.): Das … (Ein leichtes, nervöses Kichern) … Ich glaube, das passt gar nicht schlecht zu mir. Athene, die Göttin der Weisheit und der Bildung. Ich bin Lehrerin.
M.: Welchen Beruf du hast, spielt hier keine Rolle, Athene. Es sei denn, der Grund, aus dem du anrufst, hat mit deinem Beruf zu tun. Ist das der Fall?
(Am Telefon wird ein Feuerzeug gezündet.)
A.: Auch. Ja. Auch damit. Obwohl ich oft überlege, ob es tiefer geht. Sie müssen wissen, ich bin ein etwas komplizierter Mensch. Ich könnte Ihnen da Sachen erzählen …
M.: Du lebst allein.
A.: Was?
M.: Du bist unverheiratet und lebst allein.
A.: Ja, schon. Aber …
M.: Vermutlich warst du auch nie verheiratet.
A.: Nein. Wissen Sie, ich bin ein Mensch, der hohe Ansprüche stellt. Es ist nicht ganz einfach, jemanden zu finden, der solchen Ansprüchen genügt. Aber damit habe ich nun nicht eigentlich ein Problem.
M.: Womit dann?
A.: Was?
M.: Womit dann? Du hast mich angerufen. Meine Sendung heißt Second Chance , und Menschen rufen mich an, damit ich ihnen helfe. Was ist dein Problem?
A.: Marius, ist es unbedingt notwendig, dass Sie mich duzen?
M.: Das ist meine Sendung, und ich mache die Regeln. Wenn dir das nicht passt, ruf nicht an. Was ist dein Problem, abgesehen davon, dass du keinen Mann abgekriegt hast und deine Schüler dich nicht ernst nehmen mit deiner affektierten Sprechweise?
A.: Warum reden Sie so mit mir? Reden Sie mit allen Ihren Anrufern so?
M.: Nein. Ausschließlich mit den komplizierten Menschen, die sich für etwas Besonderes halten. Also, was ist dein Problem? Lass mich raten: Du bist dermaßen einsam und isoliert, also rufst du einen wildfremden Menschen an, von dem du glaubst, er wäre gezwungen, dir zuzuhören. Damit du vergessen kannst, wie bedeutungslos dein Leben ist.
A.: Sie sind wirklich nicht sehr freundlich, Marius!
M.: Ach, tatsächlich? Ich bin nicht sehr freundlich? Schau mal einer an. Und du? Kommt es oft vor, dass Leute mit dir zusammenstoßen, weil sie einfach nicht gemerkt haben, dass du da bist? Weil du nicht freundlich bist … oder unfreundlich. Oder gut oder böse. Weil du im Grunde gar nicht da bist. Weil es außer für deine Zimmerpflanzen keinen Unterschied macht, ob du auf diesem Planeten existierst oder nicht.
(Ein leises Schniefen.)
M.: Weißt du, hier bei mir rufen eine Menge Leute an. Es sind Freunde von mir, obwohl einige von ihnen wirklich nicht besonders freundlich sind. Aber eines sind sie alle: lebendig. Echte Menschen mit echten Problemen. Problemen, die ihnen auf der Seele liegen, sodass sie nicht mehr weiterwissen. Sie wenden sich an mich, weil sie hoffen, dass ich ihnen helfen kann. Diese Menschen warten jetzt da draußen und kommen nicht durch, weil du mir meine Zeit stiehlst.
A.: Marius …
M.: Höre ich da was?
A.: Marius, bitte. Lassen Sie uns noch mal anfangen. Ja, ich habe ein Problem, weil es eben niemanden gibt, mit dem ich …
M.: Hallo? Hallo? Spricht da jemand?
A.: Marius! Sie hören mich genau! Sie können nicht

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