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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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halten, lag an mir.
    Mit viel gutem Willen konnte ich mir das Ganze als eine Art Pressekonferenz schönreden, mit einem einzelnen Journalisten, von dem ich mir gleichzeitig Hinweise zu unserer Ermittlung versprach.
    Doch das änderte nichts.
    Mir war schlecht.
    Wenn ich vorbeifahre, ist alles frei für deinen Auftritt.
    Merz hatte mir die Worte offen ins Gesicht gesagt. Er hatte gegrinst dabei, mit seinem Hollywoodgebiss.
    Und war dann für zwei Stunden zu Marius verschwunden, sodass ich selbst erst auf den letzten Drücker eintreffen konnte.
    Perfektes Timing für meinen Auftritt .
    Der Plan hatte von der ersten Minute an festgestanden.
    «Es ist ein trauriger Abend für uns, meine Freunde», sagte Marius mit leiser Stimme. Der Spot beleuchtete seine Hände, die nebeneinander flach auf dem Tisch lagen. «Und zugleich ein besonderer Abend, aus mehreren Gründen. Bitte versucht mich im Moment nicht telefonisch zu erreichen – wir werden uns später noch unterhalten. Zuerst aber möchte ich, dass wir an unseren Freund Felix denken.»
    Seine linke Hand öffnete sich.
    «Das ist das Erste, das diesen Abend besonders macht.» Seine Haltung veränderte sich, als er tief einatmete. «Ich weiß, dass viele von euch schon seit einiger Zeit eine Vermutung haben, wer sich hinter Felix verbirgt. Ihr aber wisst, dass für mich persönlich die wahren Namen meiner Anrufer bedeutungslos sind, und ich werde daher …»
    Ich spürte es, ohne es wirklich zu sehen, wie seine Augen sich für einen Moment auf mich richteten, obwohl ich unsichtbar war für ihn, jenseits des hellen Spots.
    «… ich werde das Andenken unseres Freundes Felix daher nicht entwürdigen, indem ich irgendwelche Identitätszuweisungen bestätige. Nur so viel an dieser Stelle, meine Freunde: Eine Vermutung ist heute Nacht zur traurigen Gewissheit geworden. Felix ist tot, und wir alle sind an diesem Abend erschüttert über seinen Tod.»
    Es war unglaublich.
    Ich saß dem Mann gegenüber, keine drei Meter von ihm entfernt, wenn ich auch nicht wesentlich mehr von ihm erkennen konnte als vor dem Fernseher.
    Doch die Art, wie er die Worte gesprochen hatte, langsam, jedes einzelne betonend: Ich konnte es spüren , die Last der Worte und der traurigen Botschaft, die in diesem Moment überall im Land für die Menschen zur Gewissheit wurde.
    Felix ist tot. Wir trauern.
    Doch wir trauern gemeinsam. Marius lässt seine Freunde nicht im Stich.
    Ich widerstand dem plötzlichen Impuls, mich zu schütteln.
    Ja, er hielt Wort. Der Name Falk Sieverstedt blieb aus dem Spiel, und doch manipulierte dieser Mann, hier, direkt vor meinen Augen!
    Nicht mich im Moment. Nicht in erster Linie.
    Aber ein paar hunderttausend Menschen vor den Fernsehern. Und selbst ich, die das ganz genau wusste, konnte mich nicht vollständig entziehen.
    «Felix ist tot», wiederholte Marius. «Und niemanden trifft sein Tod härter als mich, der ich ihm als Einziger hätte helfen können. Ihr seht mich erschüttert, am Boden zerstört …»
    Bei den letzten Worten schien seine Stimme zu zittern, doch schon hatte er sie wieder vollkommen unter Kontrolle.
    «Und doch darf ich nicht wanken.» Fest und entschlossen, die Hände ballten sich zu Fäusten. «Denn ich habe eine Pflicht und eine Verantwortung auf meine Schultern geladen, für Felix und für euch alle, und ich habe nicht das Recht, mich aus dieser Verantwortung zu stehlen, um mich meiner eigenen Trauer hinzugeben. Euretwegen, meine Freunde. Euretwegen darf ich nicht trauern. Für euch bin ich stark, und gemeinsam wird unsere Kraft durch den Tod unseres Freundes Felix wachsen.»
    Chakka! , dachte ich.
    Doch der Mund stand mir offen.
    «Und deshalb habe ich heute jemanden hier bei mir.» Wieder hatte Marius einige Sekunden geschwiegen, damit die Worte wirken konnten. Seine Stimme war jetzt weicher. «Das ist das Zweite, das diesen Abend besonders macht.»
    Diesmal öffnete er beide Fäuste.
    Das war seine bekannteste Geste, fast als ob er ein Baby in den Armen hielt. Keine Angst. Marius ist ja da.
    «Ich werde mich heute Abend mit Helena unterhalten», erklärte er.
    Helena?
    Plötzlich wurde mir flau.
    Dass Marius seinen Anrufern Namen verpasste, hatte mehr als einen Grund. Einerseits ging es natürlich um eine gewisse Anonymität – andererseits schien der Mann ein fast schon magisches Gespür zu besitzen, welcher Name zu der jeweiligen Person am besten passte.
    Judas zum Beispiel war mit der Kasse seines Schützenvereins durchgebrannt, Othello

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