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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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auf Bahren festgeschnallten Patienten immer länger und die Gesichter immer abwesender.
    » Wie Sie sehen, hat der Psychiater Sanders auch die Zimmer mit Lautsprechern ausgestattet, aus denen ständig dieselben Sätze schallten. Diese Räume bezeichnet er als schlafende Zimmer. Die vielen aufgereihten Liegen warten vor dem Raum, in dem die Elektroschocks verabreicht wurden. In Programmen, die sechs bis sieben Wochen dauerten, waren die Patienten ihnen dreimal täglich ausgesetzt. Dreimal täglich! Tausende von Volt, die auf den Organismus wirkten. Können Sie sich vorstellen, welche furchtbaren Auswirkungen das auf Nerven, Herz und Gehirn hatte?«
    » Ja, das kann ich mir vorstellen.«
    » Sanders wollte im wahrsten Sinne des Wortes die Gehirne von ihrer Krankheit reinwaschen. Aus Angst, seine Stelle zu verlieren, wagte kein Angehöriger seines Personals, sich zu widersetzen. Sanders war ein kalter, autoritärer Mensch, dem jegliches Mitgefühl fremd war.«
    » Wollen Sie damit sagen, dass niemand in seiner Umgebung je über dieses Grauen gesprochen hat? Dass man ihn gewähren ließ?«
    » Man hat ihn nicht nur gewähren lassen, sondern auch unterstützt. Man gehorchte ganz einfach.«
    Lucie konnte es nicht fassen. Reiner Wahnsinn, dass so etwas möglich gewesen war. Dutzende von Ärzten, Krankenschwestern und Psychiatern waren kritiklos den Befehlen eines Verrückten gefolgt und hatten sich damit über ihren Eid und ihre Überzeugung hinweggesetzt. Die Angst, der Druck und die abartigen Anordnungen eines autoritären Vorgesetzten im weißen Kittel hatten ihnen einen Maulkorb verpasst. Lucie konnte nicht umhin, das mit dem bekannten Milgram-Experiment zu vergleichen, das sie eines Tages im Internet gesehen hatte. Die Unterwerfung unter eine absolute Autorität, die die Menschen dazu trieb, ihren niedersten Instinkten zu folgen.
    » Sanders war wirklich von dieser barbarischen Methode überzeugt. Er hielt Kolloquien ab und verfasste ein Buch mit dem Titel Psychic driving, das Sie noch heute finden können. Die bekanntesten Ärzte kamen, um ihm zuzuhören. Zu diesem Zeitpunkt, das war Anfang der Fünfzigerjahre, nahm die CIA Kontakt zu ihm auf. Sie war sehr an seinen Techniken und Schriften interessiert. Der amerikanische Geheimdienst beteiligte sich also nach und nach heimlich am Projekt Mkultra und finanzierte es jahrelang, damit Sanders seine Experimente in den Krankenhäusern fortsetzen konnte. So kam Mkultra nach Kanada.«
    » Lebt Sanders noch?«
    » Er ist 1967 an einem Herzinfarkt gestorben.«
    » Und der Prozess?«
    » Wir haben es geschafft– trotz der zahlreichen Berufungen der CIA , der Drohungen, der Einflussnahme, der Geheimhaltungsauflagen, die ständig vorgeschoben wurden. Die CIA hat ihre Beteiligung an den Versuchen im Allan Memorial Hospital und in Kanada zugegeben. Die Opfer haben eine finanzielle Entschädigung bekommen, vor allem aber war ihnen– was das Allerwichtigste ist– Gerechtigkeit und Anerkennung widerfahren. Für Joseph Rauth und mich war der Fall abgeschlossen, wir hatten das Mkultra-Projekt aufgedeckt, und die CIA hatte ihre Schuld eingestanden. Die Sache war vorbei. Und was für eine Sache…«
    Den Blick starr auf den Boden gerichtet, saß Rotenberg reglos da. Über den Bildschirm flimmerten weiter die Schwarz-Weiß-Fotos. Die Zimmer im Barley Institute waren jetzt mit Fernsehern ausgestattet, die in drei Metern Höhe über den ausdruckslosen Blicken der Patienten hingen. Der alte Anwalt drückte den Pauseknopf.
    » Ich habe an der Seite von Joseph, der Ende der Neunzigerjahre verstorben ist, eine brillante Karriere absolviert. Ich hatte viele Fälle, doch nie wieder einen in dieser Größenordnung.«
    » Entschuldigen Sie, aber ich sehe noch immer nicht den Zusammenhang mit dem Todesstreifen oder mit Jacques Lacombe und den Duplessis-Waisen.«
    Rotenberg seufzte.
    » Dazu wollte ich gerade kommen. Etwa dreißig Jahre nach dem Fall Sanders erhielt ich einen Anruf aus Belgien. Das war vor ungefähr zwei Jahren.«
    » Wlad Szpilman?«
    » Ja. Dieser Mann war informiert über meine Arbeit und alles, was mit dem amerikanischen Geheimdienst und der Regierung zu tun hatte. Er interessierte sich brennend für Geschichte und Geopolitik. Er behauptete, mir Enthüllungen über Experimente machen zu können, die in den Fünfzigerjahren in Kanada an Kindern durchgeführt wurden. Da er über Mkultra gelesen hatte, vermutete er, dass die CIA in die Sache verwickelt sei. Anfangs wollte ich ihm

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