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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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Gesicht. Lucie machte einen Schritt in seine Richtung.
    Er hob abwehrend die Hand.
    » Gehen Sie vom Fenster weg.«
    Sie blieb stehen. Draußen bewegte sich nichts. Die schwarzen Baumstämme reckten sich in den Himmel wie unheilvolle Totempfähle.
    » Wovor haben Sie solche Angst?«, fragte Lucie. » Sie sehen doch, dass da nichts ist. Und niemand ist uns gefolgt. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie eine so gerade Straße gesehen. Und so verlassen.«
    » Noch vor wenigen Monaten habe ich mitten in Montreal gewohnt. Man hat versucht, mich umzubringen.«
    Er trat zur Seite und schob seinen Hemdsärmel hoch. Lucie entdeckte eine breite Narbe.
    » Zwei Messerstiche. Fünf Millimeter weiter, und es wäre mit mir vorbei gewesen.«
    » Die CIA ?«
    Er presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
    » Das sind nicht ihre Methoden. Die Leichen, die vor Kurzem in der Normandie entdeckt wurden, bringen mich zu der Annahme, dass es Franzosen waren.«
    » Der Geheimdienst?«
    » Vielleicht.«
    » Und die Fremdenlegion, sagt Ihnen das etwas?«
    » Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich nur vage an den Kerl… kantiges Gesicht und militärische Haltung.«
    Der Typ mit den Rangers, dachte Lucie.
    » Sicher ist hingegen, dass dieser Angriff auf mich im Zusammenhang mit Szpilmans Film und unseren Entdeckungen stand. Dabei haben wir beide unsere Arbeit geheim gehalten und versucht, die Spur zurückzuverfolgen, Beweise zusammenzutragen, so wie Sie heute. Er war viel vorsichtiger als ich. Ich weiß noch immer nicht, wie es diese Männer angestellt haben, auf dem Laufenden zu sein. Die undichte Stelle kann überall gewesen sein. Während meiner Nachforschungen habe ich viel telefoniert und mich auch mit etlichen Menschen getroffen, in den psychiatrischen Krankenhäusern, den Archiven und religiösen Einrichtungen. Die Mörder haben offenbar… Beziehungen, eine Art Wachposten. Seither lebe ich hier in der Wildnis und habe nur noch Kontakt zu absolut vertrauenswürdigen Personen.«
    Die Waffe in der Hand, hockte er am Boden und wagte einen weiteren Blick nach draußen. Er seufzte gedehnt und erhob sich nach einer Weile.
    » Vielleicht war es letztlich doch ein Tier. Elche und Biber sind in dieser Gegend nicht selten.«
    Er beruhigte sich wieder. In seinen jungen Jahren hatte sich dieser Mann sicher viele gefährliche und einflussreiche Feinde gemacht und war mit einem düsteren Milieu konfrontiert gewesen, ohne sich davon beeindrucken zu lassen. Doch jetzt, im Alter, war die Angst zu seinem ständigen Begleiter geworden.
    » Ich nehme an, Sie haben im Archiv nichts gefunden?«, fragte er. » Vor etwa einem Jahr war ich auch dort. Es ist eindeutig, dass sich die Akten der Kinder, deren Fotos wir beide haben, bei den religiösen Gemeinschaften finden lassen. Aber, wie Sie sicher selbst festgestellt haben, sind diese nicht zugänglich. Das ist das letzte Element, das mir fehlt. Ihre Namen… die Namen dieser kleinen Patienten, um das psychiatrische Krankenhaus zu identifizieren, in dem die Szene mit den Mädchen und den Kaninchen gefilmt wurde, und Aussagen, lebendige Beweise dafür zu bekommen, dass…«
    » Ich habe die Namen.«
    » Woher?«
    » Immer mehr religiöse Orden schließen aus Geldmangel. Ihre Karteien werden allesamt dem Zentralarchiv von Montreal überstellt. Wussten Sie das nicht?«
    Er schüttelte den Kopf.
    » Seit ich mich verstecken muss, ist es schwierig, mich auf dem Laufenden zu halten.«
    » Das kleine Mädchen auf der Schaukel heißt Alice Tonquin.«
    » Alice.« Er seufzte, als läge ihm der Name schon seit Jahren auf der Zunge.
    » Die Sûreté hat die administrative Spur verloren, aber zuletzt war sie bei den Grauen Schwestern. Ich weiß auch, welche Nonne sich um sie gekümmert hat. Schwester Marie-du-Calvaire. Ich wollte zu ihr gehen, ehe Sie… mich entführt haben.«
    » Wie haben Sie das angestellt?«
    » Wir haben den Film vollständig ausgewertet.«
    Er lächelte kaum merklich.
    » Ich glaube, es wird Zeit, dass ich Ihnen den Rest der Recherchen enthülle, die Wlad und ich durchgeführt haben. Und dass wir dank Ihrer Informationen weiterkommen. Kommen Sie mit zum Computer.«
    Als sie zum Tisch zurückkehrten, fiel sein Blick auf Lucies Handy.
    » Ihr Mobiltelefon…«
    » Was ist damit?«
    » Sie haben gesagt, dass es nicht mehr funktioniert. Seit wann?«
    » Ehm… ich wollte es nach meiner Ankunft in Kanada benutzen und…«
    Lucie unterbrach sich, so als würde sie plötzlich begreifen.

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