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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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sich Manœuvre zu Beginn dieser ganzen Geschichte im Urlaub. Den Urlaub hatte Chastel höchstpersönlich genehmigt. Als Chastel später merkte, dass die Dinge aus dem Ruder liefen, insbesondere nach meinem Besuch in seinem Büro und nach den Ereignissen hier, hat er sich umgebracht. Ohne Zweifel hat er vorher Vorsichtsmaßnahmen ergriffen und kompromittierende Unterlagen verschwinden lassen.«
    » Er war also in höchstem Grad verwickelt. Er wusste von den Morden.«
    » Das ist sehr wahrscheinlich, aber noch nicht alles. Halten Sie sich fest.«
    » Ich gebe mir Mühe.«
    » Die Hausdurchsuchung bei Manœuvre hat ergeben, dass er zahlreiche Computerausdrucke über den Austausch von Filmen zwischen den bedeutenden Archiven in aller Welt besaß. Erinnern Sie sich an besagte Internetseite der FIAF , von der Ihr Vorgesetzter gesprochen hatte? Auf diesem Weg ist Manœuvre vor zwei Jahren auf unseren Kurzfilm gestoßen. Er muss sich sofort an die FIAF gewandt und die Filme von 1955 angefordert haben. Nur hatte leider jemand genau den Streifen entwendet, nach dem er gesucht hat. Ein uns wohlbekannter Sammler.«
    » Szpilman.«
    » Genau, Szpilman. So kurz vor dem Ziel verlor Manœuvre die Spur des Films, aber er gab nicht auf. Er fuhr fort, Nachforschungen anzustellen, auf Filmbörsen zu suchen und Kleinanzeigen zu studieren, insbesondere solche aus Belgien. Auf diesem Weg stieß er schließlich auf den Sohn von Szpilman, nachdem der Alte gestorben war.«
    » Ganz schön verrückt, mit solcher Verbissenheit hinter einer Filmrolle her zu sein.«
    » Solange noch Kopien in Umlauf waren, fühlten sich Chastel und alle, die sich hinter diesen Machenschaften verbargen, in Gefahr. Manœuvre war nichts weiter als eine Schachfigur, ein Befehlsempfänger. Genau wie wahrscheinlich auch Chastel, nur auf höherem Niveau.«
    » Sagen Sie, wird es denn wenigstens dieses Mal ein offizielles Verfahren gegen die Fremdenlegion geben?«
    » Ja. Man kann hoffen, dass sich nun einige Zungen lösen und die verschiedenen Durchsuchungen etwas ergeben werden. Vergessen wir jedoch nicht, dass es a priori zwei Mörder gibt. Einer war Manœuvre, unser Cineast, aber der andere, der die Gehirnmasse entnimmt, steht vermutlich auf dieser Liste. Und er dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach allein in Ägypten agiert haben, denn Manœuvre war damals dafür viel zu jung.«
    Bei den letzten Worten des Kommissars schlürfte Lucie ihren Alkohol, die Augen vor Müdigkeit glänzend. Im gedämpften Licht wirkten Sharkos Gesichtszüge weicher. Die dezente Hintergrundmusik verlor sich im Raum. Hier war alles wie geschaffen für Ruhe und Verführung. Lucie holte ein Foto, das Sie immer in einem kleinen Etui bei sich trug, hervor.
    » Ich habe Ihnen meine beiden Schätze noch gar nicht vorgestellt. Sie fehlen mir entsetzlich. Heute ist mir mehr denn je klar geworden, dass ich es nicht aushalte, weit fort von ihnen zu sein.«
    Sharko griff mit einer Vorsicht, die Lucie ihm nicht zugetraut hätte, nach dem Bild.
    » Juliette rechts, Clara links?«
    » Umgekehrt. Wenn Sie genau hinsehen, werden Sie feststellen, dass Claras Iris einen winzigen Fehler aufweist, einen kleinen schwarzen Fleck, der aussieht wie eine Minivase.«
    Der Kommissar gab ihr das Foto zurück.
    » Und der Vater?«
    » Der hat sich schon vor langer Zeit aus dem Staub gemacht.«
    Lucie seufzte und hielt mit beiden Händen ihr Glas fest.
    » Diese Ermittlungen quälen mich, weil ich nicht nur Clara und Juliette sehe, wenn ich mir das Foto anschaue, sondern auch Alice Tonquin, Lydia Hocquart und all die anderen verängstigten Mädchen. Sie begleiten mich überallhin, Tag und Nacht. Ich sehe ihre Gesichter, nehme ihre Angst wahr, höre ihre Schreie, wenn sie diese armen Tierchen attackieren.«
    » Wir haben alle unsere Phantome. Sie werden verschwinden, sobald wir den Fall gelöst haben. Wenn sich alle Türen geschlossen haben, werden Sie auch wieder Ihre Ruhe davor haben.«
    Sie schwiegen. Lucie nickte.
    » Und Sie, Hauptkommissar? Haben Sie in Ihrem Leben schon einmal Türen offen lassen?«
    Sharko fingerte an seinem Ehering herum.
    » Ja. Es gibt da eine große, weit geöffnete Tür, die ich gerne schließen würde. Aber es gelingt mir nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich es im Grunde gar nicht möchte.«
    Lucie stellte ihr Glas ab und beugte sich vor. Ihre Lippen waren nur wenige Zentimeter von denen des Mannes entfernt, den sie liebend gern geküsst hätte.
    » Ich weiß, welche Tür das ist.

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