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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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Vielleicht kann ich Ihnen helfen, sie zu schließen.«
    Sharko antwortete nicht sofort. Ein Teil von ihm hätte sich am liebsten zurückgezogen, wäre aufgestanden und verschwunden, aber der andere Teil kämpfte dafür, dass er blieb.
    » Glaubst du das wirklich?« Sie beugte sich noch weiter vor und küsste ihn auf den Mund. Sharko hatte die Lider gesenkt, alle seine Sinne waren erstarrt wie während eines zu langen Atemstillstands.
    Dann öffnete er die Augen wieder.
    » Dir ist schon klar, dass es wahrscheinlich keine Zukunft für das gibt, was jetzt zwischen uns passieren könnte?«
    » Ich glaube ganz im Gegenteil, dass es sehr wohl eine Zukunft geben wird. Aber lass uns doch hier und jetzt einfach der Gegenwart eine Chance geben.«
    Seit Suzannes Tod hatte er keine nackte Frau mehr gesehen. Er war beinahe verlegen. Der schlanke und wohlriechende Körper huschte im Halbdunkel durch das Zimmer und schmiegte sich an ihn. Zarte, begierige Hände knöpften sein Hemd auf, während tief in seinem Inneren das Feuer zu lodern begann. Er ließ es geschehen, aber Lucie spürte eine Anspannung in ihm, die diesen Mann daran hinderte, sich ganz hinzugeben.
    » Stört dich irgendetwas?«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    » Es ist nur…«
    Sharko entwand sich ihr und lief rasch in die Mitte des Zimmers. Er drehte den Stuhl neben dem Bett um und legte die Ova-Hornby-Lok mit ihrem schwarzen Holz- und Kohletender in die Schublade der Kommode. Auch die Packung mit den glasierten Maronen ließ er verschwinden. Dann kam er zu Lucie zurück und umarmte sie ungestüm. Fast zu heftig zog er sie aufs Bett. Lucie lachte kurz auf.
    » Diese Lokomotive finde ich lustig. Du bist wirklich ein merkwürdiger…«
    Ihre Lippen trafen sich, sie schmiegten ihre warmen Körper aneinander. Sharko schaltete mit einer raschen Bewegung das Licht aus. Trotz der zugezogenen Vorhänge erhellte von draußen ein Schimmer das Bett, auf dem die Lust zwei Körper zusammenführte. Lucie biss Sharko beim ersten Orgasmus ins Ohr. Er drehte sie mit der sanften Gewalt einer Löwin, die ihre Kleinen hochhebt, um, und legte sich keuchend auf sie. Die Tränen, Schreie und Gesichter der Toten wurden von einer Woge der Begierde hinweggespült. Ein Pulsieren wie elektrische Schläge auf ihrer Haut. Unter der Anspannung versteifte sich Sharko, seine Halsmuskeln traten hervor. Und während er von diesem Feuer ergriffen wurde, starrte er in die Mitte des Zimmers.
    Sie stand noch dort, sehr aufrecht, mit geschlossenen Füßen und hängenden Armen.
    Und zum ersten Mal in seinem Leben sah Sharko Eugénie weinen.
    Der Moment erschien ihm wie eine Ewigkeit. Die Augen des Kommissars füllten sich ebenfalls mit Tränen, während die Frau unter ihm stöhnte.
    Und mitten in diesem Zauber der Sinne lächelte das Mädchen ihn an.
    Sie hob ihre kleine Hand und winkte ihm freundschaftlich zu.
    Den Tränen nahe, antwortete Sharko mit derselben Geste.
    Im nächsten Augenblick verließ Eugénie das Zimmer, ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Die Tür schloss sich lautlos hinter ihr.
    Und Sharko konnte sich endlich ganz der Lust hingeben.

Kapitel 53
    Sharko schreckte aus dem Schlaf hoch: Sein Handy auf der Kommode vibrierte.
    Er löste sich von dem warmen Körper, der sich an ihn schmiegte, und drehte sich auf die Seite.
    Am anderen Ende der Leitung war Pierre Monette. Er hatte herausgefunden, zu was der Schlüssel gehörte, den Philip Rotenberg Lucie anvertraut hatte. Er öffnete ein Schließfach am Hauptbahnhof von Montreal. Der kanadische Polizist verabredete sich dort für mittags mit ihm, zuvor musste er noch einige wichtige Angelegenheiten erledigen.
    Der Hauptkommissar beendete das Gespräch und drehte sich wieder zu Lucie um. Mit den Fingerspitzen streichelte er ihren Rücken. Ihre Haut war so zart und jung verglichen mit der dicken Schale, die er sich zugelegt hatte. So vieles trennte sie… Vorsichtig vergrub er seine Nase ein letztes Mal in ihrem blonden Haar und berauschte sich an dem Duft aus Parfum und Schweiß.
    Er konnte sich nicht länger selbst belügen: Er fühlte sich stark zu ihr hingezogen. Seit ihrer ersten Begegnung hatte er ihr Gesicht nie wirklich aus seinen Gedanken vertreiben können. Leise stand er auf und ging duschen. Während er das Wasser aufdrehte, sich im Spiegel betrachtete und sich anzog, suchte er Eugénie. Er erinnerte sich ganz genau an die kleine Handbewegung, die sie gemacht hatte, und an die Tränen auf den Kinderwangen. War es möglich, dass

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