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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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Kommissar…«
    Sie schien zu erröten und suchte nach Worten.
    » Und was machen wir jetzt?«
    Sharko durchschaute ihre Taktik. Seit Atef ihm den Zettel zugeschoben hatte, schien ihm alles klar. Naheds Entscheidung, ihm trotz möglicher Probleme mit ihrem Vorgesetzten zu helfen. Die Adresse und die Einzelheiten, die sie über Mahmud Ab del-Aal herausgefunden hatte… Man führte ihn an der langen Leine, um ihn besser überwachen zu können. Er beschloss, im Moment nichts zu sagen, er hätte später noch Zeit genug, sie zur Rede zu stellen.
    » Ich glaube, ich gehe zurück ins Hotel, dusche und lege mich aufs Ohr. Ich habe einen langen Tag hinter mir, seit ich heute Morgen in Frankreich aufgestanden bin.«
    » Sie haben nicht einmal zu Abend gegessen. Ich lade Sie in ein kleines, für Mohandessin typisches Restaurant am Nil-Ufer ein. Dort gibt es hervorragenden Fisch und Schweizer Wein, keinen französischen.«
    Sie wollte ihn so lange wie möglich unter Kontrolle haben. Sharko war jetzt der Meinung, dass sie ihm auf der Terrasse, und vermutlich auch auf dem Kommissariat, etwas Falsches übersetzt hatte. Wie Hassan Noureddine kontrollierte sie alles, und er konnte nichts dagegen tun. Wer steckte hinter der ganzen Sache? Die Polizei? Die Botschaft? In welches Wespennest war er da getreten?
    » Das würde ich gerne annehmen, aber leider habe ich keinen Hunger, trotzdem vielen Dank… zu heiß, zu müde, zu zerstochen von den Mücken.«
    Er zog einen kleinen Plan aus der Tasche, den er im Hotel mitgenommen hatte.
    » Ich finde allein zum Happy City zurück, es ist ja ganz in der Nähe. Wollen wir uns morgen um zehn Uhr vor dem Kommissariat treffen, was meinen Sie? Die Zeit drängt nicht mehr so sehr. Die Türen schließen sich eine nach der anderen, und ich habe mich mit der Vorstellung abgefunden, mit leeren Händen zurückzufahren. Dieser Fall ist nichts für mich.«
    Sie senkte den Kopf, als würde sie das bedauern. Sharko hatte Lust, ihr die Zunge herauszureißen. Eine verdammte Heuchlerin!
    » Na schön«, stimmte sie zu, » dann bis morgen.«
    Und bevor er ging, fügte sie hinzu:
    » Dieses Schwein von Noureddine hat nie meinen Körper berührt, und er wird es auch nicht tun.«
    Ihre Wege trennten sich. Sharko wartete, dass sie sich entfernte, und beobachtete, wie sie sich mehrmals umdrehte. Das bestätigte seine Zweifel. Langsam lief er zur Tharwat-Street, die die Mohamed-Farid-Street kreuzte. Doch nachdem er abgebogen war, verschwand er im Laufschritt in irgendeiner Gasse.
    Das brave Hündchen hatte sich von der Leine losgerissen.
    Jetzt gehörten Kairo und seine glühende Nacht ihm.
    Und das verschaffte ihm ein Gefühl grenzenloser Befriedigung.

Kapitel 21
    In der Computerabteilung der Kriminaltechnik hielt Lucie die Abzüge der beiden Filmbilder in der Hand, die man in den Augenhöhlen von Claude Poignet gefunden hatte. Zwei grobkörnige schwarz-weiße Hochglanzaufnahmen. Die Bilder waren fast identisch. Ein wenig schief sah man den Saum einer Jeans und eine Schuhspitze, die Lucie auf den ersten Blick nicht bemerkt hatte. Der Hintergrund lag im Dämmerlicht, doch man erriet Tischbeine und eine Wand. Bei dem Boden handelte es sich um Dielenbretter.
    » Die Schuhe sind doch so was wie Rangers, oder?«
    Lucie richtete die Frage an den Techniker, der neben ihr am Computer saß. Julien Marquant, gut vierzig Jahre alt, war einer der Tatortfotografen. Bei jedem Mord lieferte er den Polizisten das Grauen auf Papier. Manche fotografierten Top-Modells, er die Toten. Von Kugeln zerfetzte Köpfe, aufgedunsene Körper von Ertrunkenen, Gehängte… Julien war ein hervorragender Fotograf, dessen Talent in den Schubladen der Polizei verborgen bleiben würde. Zu dieser späten Stunde war er am ehesten geeignet, Lucie Auskunft zu geben.
    » Sieht ganz so aus.«
    Er zeigte ihr die Aufnahmen, die er bei dem Opfer gemacht hatte. Vor allem die von dem Blut, das man auf dem Fußboden des Filmlabors gefunden hatte. Lucie kam zu folgendem Schluss:
    » Das ist bei ihm… bei Claude Poignet. Er besaß mehrere Kameras und Filmmaterial. Der Film ist in seinem eigenen Haus gedreht worden. Verdammt…«
    » Ja, die beiden Bilder, die man in seinen Augenhöhlen gefunden hat, waren Negative. Sie stammten von Rohmaterial und nicht von einer Kopie, die zumeist als Positivkopie gezogen wird.«
    Lucie warf sich vor, nicht früher reagiert zu haben. Poignet hatte ihr diese Sache mit dem Positiv und dem Negativ, mit Original und Kopie erklärt.

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