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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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also sicherlich ein sehr geschultes Auge und vermutete wohl irgendwann, dass etwas Eigenartiges in diesem Film verborgen war. Also ließ er ihn analysieren. Schon vor zwei Jahren. Das liegt doch recht weit zurück.«
    » Wir fahren. Beckers weiß Bescheid und erwartet uns. Ist das für Sie okay?«
    Lucie sah auf ihre Uhr. Schon nach acht!
    » Lassen Sie mich vorher noch schnell im Krankenhaus vorbeigehen. Ich will meiner Tochter erklären, warum ich heute nicht bei ihr schlafen kann.«

Kapitel 22
    Sharko fragte sich, ob er die Cairo Bar, die in einer dunklen Gasse des Tewfikieh-Viertels lag, wirklich betreten sollte. Überall schlummerten nur dürftig mit Planen abgedeckte Karren, und über die gekalkten Mauern huschten schwarze Katzen. Sharko stieg die wenigen Stufen hinab, die zu dem Lokal führten. Man musste wirklich auf der Suche nach starken Eindrücken sein, um hier den Fuß hineinzusetzen. Ein verblasstes Schild verkündete, dass es sich um einen Coffee Shop handelte. Die großen Scheiben waren mit mehreren Schichten Zeitungspapier beklebt, damit man nicht sehen konnte, was im Inneren vorging. Die Fassade war ebenso düster wie die der erbärmlichen Sexshops in den Straßen von Paris.
    Der Kommissar vergewisserte sich noch einmal, dass er seinen Dienstausweis bei sich hatte– auch wenn er ihm hier mit Sicherheit nicht von Nutzen sein würde–, und stürzte sich in die Höhle des Löwen. Ein betäubender Geruch nach Haschisch schlug ihm entgegen, vermischt mit dem von Minze und Moassel, der in den Wasserpfeifen geraucht wurde. Das Licht war gedämpft, und die Klimaanlage surrte. Massive Holztische, alte Lampen im Wiener Stil, Kunstgegenstände aus Bronze an den Wänden und große Bierkrüge vermittelten den Eindruck eines Pubs. Eine europäische Kellnerin mit kurzem Rock balancierte ein mit alkoholischen Getränken beladenes Tablett durch den Raum. Sharko war darauf gefasst, pockennarbige und von Schnaps und Drogen gezeichnete Gesichter zu sehen. Umso erstaunter war er angesichts des angenehmen Äußeren der zumeist jungen und dandyhaft gekleideten Gäste.
    Tunten. Er war in ein Tuntennest geraten.
    Das hat gerade noch gefehlt!
    Begleitet von neugierigen Blicken, trat er festen Schrittes an die Bar, hinter der ein Weißer mit blauen Augen und blondem Haar bediente. Sharko sah auf seine Uhr. Das Taxi hatte ihn zehn Minuten zu früh abgesetzt. Er deutete mit dem Kinn auf eine Flasche mit bernsteinfarbenem Inhalt, Marke Old Brent.
    » Einen Whisky, bitte.«
    Der Barmann musterte ihn herausfordernd und etwas zu durchdringend, ehe er ihn bediente. Sofort wurde Sharko von dem Typen zu seiner Rechten angesprochen. Tolles Vorspiel! Der war etwa zwanzig Jahre alt, hatte dunkle Haut und einen militärischen Haarschnitt. Er trug ein gelbes Hemd und um den Hals einen altrosafarbenen Schal.
    » Koudiana oder Barghal, ›bitte sehr‹?«, hauchte er ihm zu.
    » Weder noch. Lass mich in Ruhe, ›bitte sehr‹.«
    Sharko nahm sein Glas und setzte sich in eine Ecke. Er beobachtete die Gäste, die lauernden, in Markenanzügen und importierten Schuhen gekleideten Reichen und die wesentlich femininer wirkenden Armen, die trotz ihrer bescheidenen Kleidung von unglaublicher Schönheit waren. Sex und Prostitution schienen hier ein Weg, um für eine Nacht und mittels einiger Banknoten der Armut zu entkommen. Man begrüßte sich auf ägyptische Art– vier Wangenküsse und Schulterklopfen. Man küsste sich zwar nicht auf den Mund, doch das Verlangen war unverkennbar. Sharko führte seufzend sein Glas an die Lippen, als plötzlich hinter ihm eine Stimme sagte:
    » An Ihrer Stelle würde ich das Zeug lieber nicht trinken. Es heißt, ein junger Maler habe das Augenlicht verloren, nachdem er diesen Whisky genossen hatte. Der Wirt, ein Engländer, braut seinen Alkohol selbst, um mehr zu verdienen. Das ist in den alten Kneipen von Kairo so üblich.«
    Atef Abd el-Aal setzte sich zu ihm. Er klatschte in die Hände und bedeutete der Bedienung » zwei«. Sharko stellte sein Whiskyglas zurück.
    » Sie sprechen verdammt gut Französisch.«
    » Ich hatte lange einen Freund aus Ihrer Heimat. Und ich arbeite mit vielen Ihrer Landsleute, die in Alexandria leben. Die Franzosen sind gute Geschäftsleute.«
    Er beugte sich über den Tisch. Seine Augen waren mit Khol geschminkt, das feine Haar zurückgekämmt. Die Pupillen waren durch die Wirkung des Haschisch, das er vermutlich zuvor geraucht hatte, stark erweitert.
    » Ist Ihnen jemand

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