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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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bis zum letzten Klingelton, bevor sich die Mailbox einschaltete, und fragte:
    » Nun, sind Sie doch neugierig geworden?«
    » Was gibt es in Marseille, Kommissarin Henebelle?«
    Lucie wartete einen Moment, bevor sie antwortete.
    » Ein auf die Fünfzigerjahre spezialisierter Filmhistoriker hat vor einer Stunde angerufen. Es ist ihm gelungen, die Schauspielerin des Kurzfilms zu identifizieren. Sie heißt Judith Sagnol. Und sie lebt, Hauptkommissar.«
    Sharko erhob sich mit einer Grimasse von seiner Bank. Er seufzte.
    » Einverstanden… Ich werde noch heute Nacht den Originalfilm und die verborgenen Bilder herunterladen, um endlich zu sehen, worum es geht. Wann treffen Sie morgen in Paris ein?«
    » Ankunft Gare du Nord um zehn Uhr zweiundfünfzig. Abfahrt Gare de Lyon um elf Uhr sechsunddreißig, Ankunft in Marseille um vierzehn Uhr siebenundfünfzig. Madame Sagnol weiß Bescheid, sie erwartet uns im Hotel. Ich habe ihr gesagt, wir wären Journalisten, die eine Reportage über Pornofilme der Fünfzigerjahre machen.«
    » Wundervolles Thema. Aber verlegen Sie Ihre Abfahrt vor. Ich werde dafür sorgen, dass Sie zusammen mit Ihrem Chef an der Vormittagssitzung in Nanterre teilnehmen. Von dort brechen wir dann gemeinsam auf.«
    » Sehr gut. Und jetzt erzählen Sie mir, was Sie in Ägypten entdeckt haben.«
    » Drei schöne Pyramiden, benannt nach Cheops, Chephren und Mykerinos. Bis morgen, Henebelle.«
    Bevor er den Park verließ, fuhr er ein letztes Mal mit den Fingern über die acht vertikalen Striche, die in den Stamm geritzt waren.
    Dann biss er, allein im Dunkeln, die Zähne zusammen.

Kapitel 33
    Lucie und Hauptkommissar Kashmareck betraten gemeinsam das Kommissariat von Nanterre. Sie waren mit dem TGV von Lille nach Paris gefahren und dann vom Gare du Nord weiter mit dem Taxi zur Hauptzentrale der Kripo nach Nanterre. Lucie, die sich auf einen anstrengenden Tag gefasst machte, hatte ein betont maskulines Outfit gewählt: enge Jeans, graues kurzärmliges T-Shirt und Kickers. Es war noch nicht einmal zehn Uhr, und doch brannte die Sonne schon auf den Asphalt. Eine Smogwolke lag über der Hauptstadt und ihren Vororten.
    Im Inneren des Gebäudes dagegen war die Stimmung eher kühl. Im Besprechungsraum diskutierten Sharko und Martin Leclerc verbissen über den vorwurfsvollen Brief, den der Leiter der OCRVP per Fax von der französischen Botschaft in Ägypten bekommen hatte.
    » Lebrun hat auch eine Kopie an Josselin geschickt. Diese Sache kann dich Kopf und Kragen kosten.«
    Sharko zuckte die Achseln.
    » Der Big Boss hat mich schon lange auf dem Kieker. Da kommt es auf einen Patzer mehr auch nicht an.«
    » O doch! Du lieferst ihm damit einen Vorwand, gegen dich vorzugehen. Ist dir eigentlich klar, in welche Lage du mich bringst? Als hätte ich im Moment nicht schon Ärger genug!«
    Leclercs Handy klingelte, und als er auf das Display blickte, verfinsterte sich sein Gesicht. Er nahm das Gespräch an und entfernte sich ein paar Schritte.
    » Kathia…«
    Sharko beobachtete, wie er auf und ab ging. Sein Chef und Freund war anders als sonst. Zu nervös, zu abwesend. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Lucie und Kashmareck das Zimmer betraten. Einen verkniffenen Zug um den Mund, beendete Leclerc eilig das Gespräch. Die vier Beamten begrüßten einander. Lucie lächelte dem Kommissar zu, während Kashmareck und Leclerc bei einem Kaffee diskutierten.
    » Ägypten hat Ihnen nicht gutgetan«, sagte sie leise. » Ihre Nase… Was ist passiert?«
    » Eine besonders dicke Mücke. Na, wie gefällt es Ihnen bei uns?«
    Lucie sah sich mit glänzenden Augen um.
    » Das Herz der französischen Kripo. Jener Ort, an dem alle wichtigen Kriminalfälle bearbeitet werden. Noch vor einigen Jahren kannte ich ihn nur aus Romanen, die ich zwischen den Arbeiten für meine Chefs gelesen habe.«
    » Nanterre ist gut, aber der Quai des Orfèvres…«
    » Der Quai des Orfèvres… ein Mythos!«
    » Eines schönen Tages kam ich aus Nordfrankreich hierher, um in der berühmten Nummer sechsunddreißig am Quai des Orfèvres zu arbeiten. Stellen Sie sich meinen Stolz vor, als ich zum ersten Mal die alten knarrenden Stufen emporstieg. Ich hatte Zugang zu den grauenvollsten und abartigsten Fällen, die einen neugierig machen. Ich war unheimlich glücklich. Aber deshalb hatte ich mein ganzes Umfeld verloren: eine Region, Lebensqualität, meine Nachbarn, meine Freunde. Der Quai des Orfèvres– in den vergammelten Büros stinkt es nach Mord und

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