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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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denen des Konstantin. Die Vorster haben nicht so lange gebraucht. Sie kennen doch die ganze Sache: Vertreter der Bruderschaften sitzen in jeder gesetzgebenden Körperschaft auf der ganzen Welt. In manchen Staaten haben sie sogar ihre eigenen Parteien gegründet. Und vom finanziellen Wachstum der Organisation brauche ich Ihnen sicher auch nichts zu erzählen.“
    „Und Ihr Läuterer wollt zu den alten, einfachen Zeiten von vor dreißig Jahren zurückkehren?“ fragte Mondschein. „Zu den baufälligen Kultstätten, den Verfolgungen und all dem anderen Kram? Ist es das, was Sie wollen?“
    „Eigentlich nicht. Wir wissen den Einsatz von Macht zu würdigen. Wir glauben aber ganz einfach, daß die Bruderschaft sich vom Weg hat abbringen lassen und sich in Nebensächlichkeiten verliert. Macht zum persönlichen Nutzen ist ihr wichtiger geworden, als die Macht zum Segen höherer Ziele einzusetzen.“
    Der Lange sagte: „Das Hauptquartier der Vorster drängelt sich nach politischen Ämtern und fordert eine Änderung des Einkommensteuersystems. Das ist Zeit- und Energie Verschwendung, wenn sich alles nur noch um solche kleinlichen Probleme dreht. Und inzwischen hat die Bruderschaft auf Mars und Venus einen totalen Fehlschlag erlitten – nicht eine Vorster-Kirche steht bei den Kolonisten; die Bewegung hat dort kein Bein auf die Erde bekommen, ist auf totale Ablehnung gestoßen. Und wo bleiben die großen Erfolge beim Esper-Zuchtprogramm? Wo sind die sensationellen Errungenschaften?“
    „Die Bewegung befindet sich erst in der zweiten Generation“, sagte Mondschein. „Man muß Geduld haben.“ Er mußte lächeln – er riet anderen Geduld an. Dann fügte er hinzu: „Ich glaube, die Bruderschaft befindet sich auf dem richtigen Weg.“
    „Und wir tun das jedenfalls nicht“, sagte der Blasse. „Als wir darin scheiterten, die Bruderschaft von innen heraus zu reformieren, mußten wir sie verlassen und unseren eigenen Feldzug starten, der parallel zur ursprünglichen Bewegung verlief. Unsere langfristigen Ziele sind die gleichen: Unsterblichkeit des einzelnen durch die Regeneration des Körpers. Und die volle Ausentwicklung von extrasensorischen Fähigkeiten, die zu neuen Kommunikations- und Transportwegen führen werden. Das ist es, was wir wollen – und nicht das Recht, über Steuerfragen zu entscheiden.“
    Mondschein sagte: „Zuerst einmal muß man die Kontrolle über die Regierungen gewinnen. Danach kann man sich langfristigen Zielen zuwenden.“
    „Das ist nicht nötig“, schnappte der stämmige Harmonist. „Direkte Aktion ist es, was wir brauchen. Und wir glauben auch an einen Erfolg. So oder so, wir erreichen unser Ziel.“
    Die schlanke Frau füllte Mondscheins Glas wieder auf. Er versuchte, sie abzuwimmeln, aber sie bestand darauf, ihm nachzuschütten, und er trank. Dann sagte er: „Ich nehme an, Sie haben mich nicht nach Rom bringen lassen, bloß um mir Ihre Meinung zur Bruderschaft darzustellen.“
    „Stellen Sie sich einmal vor, wir wollten Sie in Santa Fe unterbringen“, sagte der Stämmige.
    Mondscheins Rücken versteifte sich, er saß kerzengerade. Seine Hand schloß sich so fest um das Weinglas, daß es beinahe zerbrach.
    „Wie sollten Sie das anfangen wollen?“
    „Nehmen Sie an, wir könnten es. Wären Sie bereit, dort aus den Labors bestimmte Informationen zu sammeln und an uns weiterzugeben?“
    „Für Sie spionieren?“
    „Man könnte es so nennen.“
    „Das hört sich aber gar nicht nett an“, sagte Mondschein.
    „Sie erhalten schließlich auch eine Belohnung dafür.“
    „Da müssen Sie sich aber schon etwas Tolles einfallen lassen.“
    Der Häretiker beugte sich nach vorne und sagte ganz ruhig: „Wie bieten Ihnen eine Stellung auf der zehnten Etage unserer Organisation an. Um in der Bruderschaft so weit zu kommen, müßten Sie fünfzehn Jahre warten. Unsere Bewegung ist um etliches kleiner; in unserer Hierarchie können Sie wesentlich schneller aufsteigen als in Ihrer jetzigen. Eine ehrgeizige Persönlichkeit wie Sie könnte schon bis zur Spitze vorgerückt sein, noch bevor Sie die Fünfzig erreicht haben.“
    „Aber was sollte das schon bringen?“ fragte Mondschein, „bis zur Spitze vorzurücken, aber in der zweitbesten Hierarchie?“
    „Oh, wir werden nicht die zweitbeste bleiben! Nicht mit den Informationen, die Sie uns beschaffen. Durch die werden wir anwachsen. Millionen Menschen werden um unseretwillen die Bruderschaft verlassen, sobald sie entdecken, was wir anzubieten

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