Öl auf Wasser - Roman
Erklärung wartend.
»Wir sind Reporter.«
Ich war sicher, dass Zaq, wenn er nach dem Sturz ins Wasser überhaupt noch sprechen konnte, ihnen drüben auf dem anderen Boot genau dasselbe sagte.
»Das könnt ihr dem Major erklären.«
Nach ungefähr einer Stunde entdeckten wir verkümmerte Palmen am Horizont. Sie schienen aus dem Wasser zu schießen, und einige Sekunden später tauchte hinter ihnen Land auf. Plötzlich und unerwartet ein Ort, den das Wasser umschloss wie ein Burggraben, den man erst sah, wenn man unmittelbar davor stand. Eine schmale Reihe aus Mangroven und Palmen, die auf dem Sumpfboden wuchsen, schlängelte sich vom Wasser weg zu festerem Grund und einem landeinwärts führenden Fußweg. Weitere Soldaten tauchten hinter den Bäumen auf, kamen aus Schützenlöchern und hinter Sandsäcken hervor, die Gewehre im Anschlag, die Augen fest auf uns gerichtet, während unsere Eskorte uns die Hände auf dem Rücken fesselte, bevor sie uns vom Boot brachte. Sie schafften uns einen Pfad entlang, der sich zwischen den Bäumen hindurch schlängelte und oft unter dichtem Gras verschwand, und während wir unterwegs waren, musste ich mich andauernd gegen Zaq stemmen, um zu verhindern, dass er auf den schlammigen Boden fiel. Als ich dem Sergeant erklären wollte, dass es Zaq nicht gut ging, richtete er sein Gewehr auf mich.
»Weitergehen.«
Endlich erreichten wir das Lager: einige Verschläge und Hütten, die im Rechteck um einen freien Platz angeordnet waren, auf dem drei niedrige, dicht belaubte Bäume wuchsen. Wir setzten uns unter die Bäume und beobachteten, wie der Sergeant über Funk Meldung machte, wobei er nicht viel sagte, ab und zu ein Ja oder Nein grunzte, schließlich ein
»Over.«
Er setzte sein Gewehr ab und winkte ungeduldig einen seiner Männer heran, der vortrat und uns die Fesseln abnahm.
»Ihr seid also die Journalisten. Wir haben euch erwartet.«
Zaq wollte aufstehen, sank aber wieder auf den Boden zurück und fiel flach aufs Gesicht. Ich stürzte auf ihn zu und versuchte, ihm aufzuhelfen, aber er sank wieder zurück.
»Was stimmt mit ihm nicht?«
»Er braucht einen Arzt.«
Der Soldat schaute zuerst Zaq an, dann mich.
»Okay, der Major hat befohlen, dass wir euch anständig behandeln sollen, bis er wieder da ist. Ihr habt Glück, dass wir einen Mediziner hier haben. Versucht einfach nicht zu fliehen. Wenn ihr’s versucht, erschießen wir euch.«
Ich sah ihn an, versuchte herauszufinden, ob er einen Witz machte. Fliehen? Wie, und wohin? Doch seine rot unterlaufenen Augen zeigten keinerlei Anzeichen von Belustigung.
»Ohne unser Boot können wir gar nicht fliehen.«
Er winkte einen Soldaten heran.
»Bring sie zum Doktor. Nein, nur ihr beiden.«
»Der Alte und der Junge arbeiten für uns. Sie sind unsere Führer …«
»Es wird ihnen nichts geschehen. Geht.«
Er trug einen Tarnanzug, deshalb fragte ich ihn, ob er auch Soldat wäre. Er lachte.
»Soldat? Nein, nein, nur Arzt. Ein verdammter Zivilist wie ihr.«
Seine Stimme klang dünn und langsam und deutlich.
»Dr. Dagogo-Mark. Sagt einfach ›Doktor‹ zu mir. Macht hier jeder.«
Sein Verschlag befand sich ein wenig abseits der anderen; die großen Türen und Fenster machten ihn luftiger und kühler; in einer Ecke stand ein Tisch mit ein paar Arzneidosen, die sorgfältig beschriftet waren. Neben dem Tisch erkannte ich eine geöffnete Holzkiste, in der ich ein Wirrwarr von Arzneiflaschen und Spritzen und verschiedenen Behältern ausmachen konnte. Auf einem zweiten Tisch hinter der Kiste stand etwas, das wie eine Titrierhalterung aussah, an der mehrere Röhren hingen, darunter ein Bunsenbrenner, der an eine Gasflasche angeschlossen war. Eine alte und schmutzige weiße Laborjacke verhüllte den Tarnanzug des Arztes; die Jacke war ihm eine Nummer zu klein und spannte beträchtlich über den Schultern. Mitunter wehte der faule Geruch vom fernen Sumpf auf den Schwingen eines sporadisch aufkommenden Windhauchs durch das offene Fenster herein. Zaq lag auf dem Rücken in einem Feldbett, von der Spritze hingestreckt, die ihm der Arzt gegeben hatte. Zwei weitere Feldbetten standen neben seinem, darauf lagen Soldaten, die Augen vom Fieber trüb, noch immer in Tarnanzügen und schweren Stiefeln. Der Doktor hatte Zaq untersucht und mich gefragt, wie lange er schon krank war.
»Naja, seit zwölf Tagen insgesamt geht es ihm mal besser, mal schlechter.«
Er hatte Blut- und Urinproben genommen und gesagt, dass er sie untersuchen und uns
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