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Öl auf Wasser - Roman

Öl auf Wasser - Roman

Titel: Öl auf Wasser - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Das Wunderhorn <Heidelberg>
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Verständlicherweise. Der Chefredakteur nahm die Notiz ab und schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Ich nehme euch eure Zurückhaltung nicht übel, Jungs, aber ich hasse es zu sehen, wie uns andere Zeitungen ausstechen. Die Sache geht morgen los und es haben sich schon drei Reporter gemeldet, vom
Globe
, von der
Voice
und dem
Daily Star

    Er lachte. Seine Stimme klang verächtlich.
    »Ratet mal, wer vom Star mitgeht? Zaq.«
    Ich stand gemeinsam mit anderen Reportern in dem schmalen Flur zwischen dem Büro des Chefs und der Redaktion, hörte zu, mied den Blick des Chefredakteurs, aber als ich Zaqs Namen hörte, trat ich vor.
    »Ich gehe.«
    Der Chefredakteur öffnete den Mund zu einem Lachen, doch als er merkte, dass ich es ernst meinte, wurde ein spöttisches Lächeln aus seinem Gelächter.
    »Okay, okay, der kleine Fotograf will also ein richtiger Reporter werden, was? Gut, komm in mein Büro und sag mir, was du vorhast.«
    Der Chefredakteur setzte sich mir gegenüber, sein Fettwanst ruhte beinahe auf dem Schreibtisch, sein Gesichtsausdruck wechselte zwischen Verachtung und einem Stirnrunzeln. Links von ihm saß der Nachrichtenredakteur, der stellvertretende Chefredakteur ihm zur Rechten.
    »Also, schieß los.«
    Ich stammelte. Ich zögerte. Ich murmelte vor mich hin. Ich sagte ihnen, dass ich es nicht nur wie eine Entführungsgeschichte schreiben würde, sondern versuchen wollte, herauszufinden, was für eine Frau die Geisel war: ob sie Kinder hatte, ob sie es bereute, nach Nigeria gekommen zu sein, ob sie mir eine Botschaft für ihren Mann mitgeben wollte. Solche Sachen. Die drei warteten und wollten noch mehr hören, aber ich verstummte.
    »Ist das alles?«
    Ich konnte sehen, dass sich der Chefredakteur sehr beherrschen musste, nicht loszuwiehern.
    »Nun ja, Sir, da wäre noch die Auswirkung auf den internationalen Ölpreis.«
    »Hast du keine Angst vor den Gefahren? Du könntest getötet werden.«
    »Ich sehe es als großartige Chance zu zeigen, was ich leisten kann, Sir.«
    Ich sagte ihnen nicht, dass ich, obwohl ich mir alles andere als sicher war, wonach ich suchen sollte, zuversichtlich war, dass sich mit Zaqs Anwesenheit alles zum Guten fügen würde. Er würde mein Führer sein, mein Lehrer. Als er einmal betrunken und hilflos gewesen war, hatte ich mich um ihn gekümmert; jetzt war es an ihm, sich um mich zu kümmern. Das Schicksal hatte uns, so kam es mir vor, zusammengeführt.

5.
    Der Major saß auf einer Art Feldstuhl, den man wie die Spitze eines Offiziersstocks ausklappt, hatte das Gewehr neben dem Fuß auf den schlammigen Boden gelegt und sprach in ein Funkgerät. Ihm gegenüber knieten sieben Männer auf der Lichtung unter den Bäumen, die Hände auf dem Rücken gefesselt, alle mit demselben elenden Gesichtsausdruck. Schmutzig sahen sie aus, ihre Haut wirkte reptilisch geschuppt und ausgebleicht, als hätte man sie durch einen Acker voll Asche gezogen. Nicht weit hinter den sieben Männern hockten Tamuno und Michael auf den Fersen, verängstigt und verwirrt.
    Der Major stand auf und zeigte kopfschüttelnd mit seinem Offiziersstock auf die knienden Männer, gab ihnen sein Missvergnügen zu verstehen. In meine Richtung hatte er bisher noch nicht gesehen. Der Junge fing an zu weinen und klammerte sich an seinen Vater, als der Major zu ihnen hinüber ging und wortlos lange auf sie hinunter starrte. Dann kam er zu mir herüber.
    »Du bist also der Journalist. Wo steckt der andere?«
    Er drehte sich zu seinen Männern um, als er die Frage stellte und wartete meine Antwort gar nicht erst ab. Zwei seiner Leute standen hinter mir, die Gewehre nachlässig auf mich gerichtet. Ein Soldat hatte mich aufgespürt, wie ich mit geschlossenen Augen in einem Stuhl neben Zaqs schmaler Liege im Verschlag des Doktors saß, die Ohren auf den leisesten Laut von Zaq wartend. Er hatte mir gegen das Schienbein getreten, um mich zu wecken, und selbst im Zwielicht des Verschlages hatte ich noch den stechenden Blick seiner Augen ausmachen können.
    »Ihr da, los! Beide mitkommen. Sofort. Der Major will euch sehen. Sofort. Oya.«
    Ich stand auf und fiel beinahe wieder hin. Mir war nicht bewusst, wie müde und orientierungslos ich war. Ich schwankte wie ein höhen kranker Bergsteiger mitten im Aufstieg, der nicht weiß, ob er es noch bis zum Gipfel schaffen wird, und sich nicht ganz sicher ist, ob es ihn überhaupt noch interessiert.
    »Er kann nicht. Er ist krank.«
    »Gut, dann du.«
    Der Doktor saß an seinem Schreibtisch und

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