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Öl auf Wasser - Roman

Öl auf Wasser - Roman

Titel: Öl auf Wasser - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Das Wunderhorn <Heidelberg>
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nicht, mein junger Freund. Ich wünschte, es wäre so einfach, sich einzumischen und den Gang der Dinge zu ändern. Ist es aber nicht. Wir beobachten, und dann schreiben wir darüber, wenn wir können.«
    Wir lagen nebeneinander. Der Doktor hatte mir eine Liege zugewiesen, die ein kranker Soldat, der für die Nacht in eine Hütte verlegt worden war, frei gemacht hatte. Zaq und ich waren auf der Krankenstation allein. Die Hälfte des Baus war den Elementen ungeschützt ausgesetzt und wir konnten, nicht weit entfernt in den Sümpfen, die Ochsenfrösche belfern hören, wir konnten die Abgasfackeln wie ferne defekte Sterne glimmen sehen. Obwohl es feucht war und die Luft regelrecht stand, hatten wir unsere Laken bis zu den Hälsen hochgezogen – sie waren unser einziger Schutz gegen die Moskitos. Der Doktor hatte sich für die Unterkunft entschuldigt; das Gefängnis, in dem die Rebellen unter strenger Bewachung festgehalten wurden, war die einzige Alternative zur Krankenstation, und obwohl wir gern mit ihnen sprechen wollten, schien es uns doch nicht sehr verlockend, die Nacht mit ihnen eingesperrt in einer engen Hütte zu verbringen. Zaq konnte nicht schlafen, war rastlos, und obwohl seine Stimme schwach und heiser klang, redete er unentwegt und verhinderte, dass ich einnickte.
    »Dir tut es doch nicht leid hier zu sein, oder?«
    »Ich weiß nicht, Zaq. Ich glaube, ich hätte eine Menge dafür gegeben, nicht ansehen zu müssen, wie der Major den Jungen und seinen Vater mit Benzin übergossen hat.«
    »Ich habe gesehen, wie Kinder ihren Müttern weggenommen wurden und sie nie wiedersehen sollten. Ich habe gesehen, wie man Männer ihren Frauen und Kindern genommen und ins Gefängnis gesteckt hat. Ich habe gesehen, wie Soldaten erwachsene Männer vor ihren Kindern verprügelt haben. So wird Geschichte geschrieben, und es ist unsere Aufgabe, das zu bezeugen.«
    »Und ist das immer so?«
    »Nein, nicht immer. Ich habe auch gesehen, wie ganz gewöhnliche Schaulustige Passagiere aus brennenden Autos gezogen haben. Ich habe erlebt, dass Richter furchtlos Generale und Politiker zu Zwangsarbeit verurteilt haben. Ich habe Studenten erlebt, die sich gegen Soldaten und Polizisten zur Wehr setzten und gegen Ungerechtigkeiten protestierten. Wenn du Geduld hast, wirst du auch solche Augenblicke erleben, und du wirst über sie berichten.«
    Wir sahen zu, wie die Abgasfackeln im Wind flackerten, schwankten und schwächer wurden, sich aber immer wieder fanden und weiter leuchteten; wir lauschten etwas, das wie ein fernes Singen klang. Am anderen Ufer heulte ein Hund, vielleicht war es auch eine Hyäne; weiteres Heulen war die Antwort. Dann war es einen Augenblick lang still.
    »Sag, Rufus, warum bist du Journalist geworden?«

    Ich bin gerade fünfzehn geworden, und mein Vater beugt sich über mich und schüttelt mich sacht. Draußen weicht die Nacht dem Tag mit einem Schauspiel in Orange und Rosa. Meine Mutter steht in der Tür und hat ein kleines Päckchen in der Hand. Am Abend zuvor habe ich meine Tasche gepackt; jetzt nehme ich sie, und mein Vater führt mich am Wohnzimmer vorbei, an der Küche vorüber, an meiner Schwester vorbei, die immer noch auf ihrer kleinen Matte im Flur zwischen dem Schlafzimmer meiner Eltern und der Küche schläft, zum draußen wartenden Motorrad. Meine Mutter stürzt vor und umarmt mich. Doch eigentlich ist es Boma, die ich vermisse, während das
Okada
durch den frühen Morgen zur Anlegestelle fliegt, von der ich die Fähre zum Nachbardorf nehmen werde, und dann den Bus nach Port Harcourt, hin zu meinem neuen Leben als Fotografenlehrling, und ihr verspreche ich: dass ich gesund und munter zurückkehren werde und unser Leben glücklich und frei weitergehen wird. Der Plan stammt von meinem Vater; er hat die Arbeit verloren, wie fast die halbe Stadt. Sie arbeiteten allesamt für die ABZ Oil Company, und nun sieht die Stadt, die einst im Ölgeld schwamm, erstaunt zu, wie sich die Straßen täglich mit Familien füllen, die auf der Flucht sind, von denen manche in ihre Heimatorte zurückgehen, während andere in der Hoffnung nach Port Harcourt weiterziehen, in der Großstadt etwas zu finden. Viele Jahre später treffe ich unverhofft einen alten Klassenkameraden, einen halb vergessenen Nachbarsjungen, mittellos in den Elendsvierteln Port Harcourts. Lern was, hat Vater gesagt, lern was, das du mit den Händen tun kannst, und so etwas wird dir nie passieren.
Leg dein Brot auf die Wasserfläche
. Er ist vor kurzem

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