Öl auf Wasser - Roman
Meine Aufgabe war es, zu beobachten und später darüber zu berichten. Zeuge für die Nachwelt zu sein. Ich war Zeuge der stoischen und erwartenden Haltung der knienden Männer. Ich war Zeuge der brutalen Ölung in vollständigem Schweigen, roch den Benzingestank, der beißend in der Luft hing, und ich fragte mich, wie die Männer das aushalten konnten. Ich fühlte mich bereits unwohl und benebelt von den Dämpfen. Ich hatte den Geruch nie gemocht – er störte Erinnerungen in mir auf, Erinnerungen, die ich lieber unterdrückte.
»Das ist nicht das erste Mal, dass so etwas geschieht, oder?«
»Nein.«
Der Doktor klang erregt, aber er hielt seinen Blick fest auf den Major gerichtet, der die Reihe abschritt und die gesenkten, unterwürfigen Köpfe systematisch besprengte.
»Sehen Sie sich die Soldaten an, sehen Sie ihnen in die Augen, alle glänzen fiebrig vor Aufregung und Erwartung.«
»Erwartung wessen?«
»Des Tages, an dem der Major ein Streichholz anzündet und es auf die gebeugten, benzingetränkten Köpfe wirft. Das wird eines Tages geschehen – sehen Sie nur, wie dem Major vor Versuchung die Hände zittern.«
Die laute, höhnische Stimme des Majors durchschnitt die Luft.
»Was denn, ihr ertragt den Geruch von Benzin nicht? Aber dafür kämpft ihr doch und tötet? Also los, genießt es. Wenn ich erst mit euch fertig bin, werdet ihr den Geruch hassen, ihr werdet kein Geld anfassen, das vom Öl herrührt, ihr werdet in kein Auto einsteigen, weil es mit Benzin angetrieben wird. Ihr werdet schon das Wort Benzin hassen.«
»Man erzählt sich, dass er so wurde, nachdem seine Tochter vergewaltigt worden war. Sie war erst achtzehn. Studierte an der Universität. Sie war die beste in ihrem Jahrgang, studierte Medizin …«
»Ihr wollt die Kontrolle über die Ressourcen? Nun, dann kontrolliert das mal. Wie fühlt sich das an? Das soll euch eine Lehre sein, keine unschuldigen Kinder mehr zu entführen. Das soll euch eine Lehre sein, keine unschuldigen Dörfer mehr zu terrorisieren.«
»Eines Tages geht sie von der Bibliothek zum Wohnheim, es ist spät, sie hat am nächsten Morgen Prüfung und die ganze Zeit gelernt und weiß nicht, wie spät es eigentlich ist. Da hält ein Auto neben ihr, und man bietet ihr an, sie mitzunehmen. Sie erkennt eins der Gesichter, ein Kommilitone. Also steigt sie ein.«
»Sergeant! Besorg mir mehr Benzin. Diese Leute haben solchen Durst. Sie haben alles ausgetrunken. Kann man sich das vorstellen? Beeil dich!«
»Aber das Auto bringt sie nicht ins Wohnheim. Es fährt in die Stadt. Als ihr Flehen, sie zum Wohnheim zu bringen, nur auf trunkenes Gelächter stößt, fängt sie an zu schreien. Sie bringen sie in ein eigenartiges Zimmer in einem heruntergekommenen Hotel und sperren sie in den Schrank, nachdem sie ihr den Mund mit Klebeband zugeklebt haben. Dort lassen sie sie die ganze Nacht. Dieser Junge, den sie erkannt hatte, sollte in eine Campus-Bruderschaft initiiert werden, und ein Teil seiner Initiationszeremonie erforderte eine Vergewaltigung, für die er das Mädchen zu liefern hatte …«
Einer der Männer kam mit der Gießkanne zurück und gab sie dem Sergeant, der sie an den Major weiterreichte.
»Also, wo waren wir stehengeblieben, wer ist der nächste?«
»Sie ist einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Am folgenden Tag schaffen sie sie auf einen Friedhof und vergewaltigen sie mehrmals, dann lassen sie sie gehen. Die Verbindungsstudenten glaubten nicht, dass sie ihre Namen angeben würde; außerdem war einer der Jungen der Sohn eines Ministers. Aber sie tat es. Ihm geschah natürlich nichts; er wurde nur für ein Semester von der Universität verwiesen. Der Major hier nahm es überraschenderweise ziemlich ruhig. Viele glaubten, dass er den Verstand verlieren und den Jungen vielleicht erschießen würde, sodass der Vater den Jungen vorsorglich nach London an eine Universität schickte. Nun, der Major hat Geduld. Er wartete. Ein Jahr später kam der Junge zu Weihnachten nach Hause. Der Major erfuhr davon, und eines Abends nahm er zwei seiner Männer mit und fuhr zum Lieblingsnachtklub des Jungen und entführte ihn vor aller Augen. Sie brachten ihn zu eben jenem Friedhof und schossen ihm in den Unterleib, nachdem sie ihm alle vier Glieder gebrochen hatten. Er starb nicht. Dafür sorgten sie. Er rief seinen Vater an, der ihn holen kam und zur Behandlung nach Übersee fliegen ließ. Der Major wurde verhaftet und kam vor ein Kriegsgericht. Zur Strafe versetzte die Armee
Weitere Kostenlose Bücher