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Öl auf Wasser - Roman

Öl auf Wasser - Roman

Titel: Öl auf Wasser - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Das Wunderhorn <Heidelberg>
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mir vorher Bescheid zu sagen. Einfach so. Ich fragte bei unseren Freunden nach, aber keiner wusste, wohin er verschwunden war. Ich sah ihn erst ein Jahr darauf wieder, und wissen Sie, wo er die ganze Zeit gesteckt hatte. Am Bar Beach. Wenn Sie den Bar Beach in den Achtzigern gekannt hätten! Haben Sie aber nicht, hahahaha. Haben Sie mit Sicherheit nicht. Schon mal von der Bar Beach Show gehört? Das war in den Siebzigern. Die Bar Beach Show. Bewaffnete Räuber fesselte man an mit Sand gefüllte Blechfässer, und anschließend wurden sie von Soldaten vor einer jubelnden Menge erschossen. Das war die Bar Beach Show zu Zeiten der Militärregierung. In den achtziger Jahren bedeutete der Bar Beach Bierbuden und Nutten. Wir hatten Demokratie, die dunklen Zeiten der ausgehenden Sechziger und der siebziger Jahre waren vorbei, das Land gab sich alle Mühe, den Bürgerkrieg zu vergessen. Die Opfer waren einfach froh, dass der Albtraum vorbei war, und die Sieger – naja, welche Sieger? Den ganzen Strand lang zogen sich behelfsmäßige Bars und Restaurants hin, und junge Mädchen aus dem ganzen Land kamen nach Lagos, um ihr Glück zu suchen, die meisten aus ehrbaren Familien. Aber Lagos kümmerte sich nicht darum, wie ehrbar du in deinem Dorf warst. Hey, das war schließlich Lagos. Zu guter Letzt wurden sie Prostituierte am Bar Beach. Einige wurden schwanger und landeten auf der Straße. Das waren noch die Glücklicheren. Wer Pech hatte, starb, und ihre Leichen wurden erst Tage später im Wasser entdeckt, im fernen Lekki angespült. Vergewaltigt, brutal behandelt. Erwürgt. Erstochen. Und Zaq erkannte die Story darin, während wir anderen lediglich Prostituierte sahen, die Sex feilboten. Jeden Tag war er mit diesen Prostituierten zusammen, redete mit ihnen und, wer weiß das schon, schlief vielleicht mit ihnen oder machte ihren Zuhälter. Hahaha. Nein, sollte ein Witz sein. Kommen Sie schon, junger Mann, entspannen Sie sich. Einige Mädchen waren wirklich hübsch. Normal aussehende Mädchen, nur dass sie nicht normal waren, sondern Prostituierte. Ich trieb mich da rum, wenn es keine Nachrichten gab, denen man nachjagen musste, und dann saß ich mit ihm in den Buden und trank Bier, und einige Mädchen kamen herüber und setzten sich zu uns.
    Eine sollte später wegen ihrer Beziehung zu ihm berühmt werden. Ich konnte es spüren, an jenem Tag, an dem ich sie zum ersten Mal sah, dass zwischen ihnen etwas Besonderes war. Sie war jünger als die anderen, achtzehn vielleicht. Und wenn ich darüber nachdenke, dann war er gar nicht so viel älter als sie. Wir waren jung, damals, jung und dumm und steckten voller Träume. In Lagos kann man schon Träume hegen, wissen Sie. Da gibt es keine Grenzen, keine Traditionen und keine Familie, die Sie behindern. So ist das dort. Egal, dieses Mädchen, sie hieß Anita, sie saß dicht neben ihm und ging auch nicht weg, als die anderen verschwanden, um Männer anzumachen. Und als sie mitbekam, dass ich Journalist war, erklärte sie mir: Zaq schreibt eine Story über uns. Wusstest du das? Sie redete nicht viel, aber wenn sie sprach, dann mit Verstand. Sie war hübsch, vielleicht das hübscheste Ding, das ich je gesehen habe, und glauben Sie mir, ich habe in meiner Zeit als Journalist eine Menge hübscher Dinger gesehen. Schwer vorstellbar, so von einer Prostituierten zu denken, was? Und sie hatte Manieren, eine gute Erziehung. Das konnte ich sehen. Sie hatte die Hände auf dem Tisch, und sie waren nicht so grellbunt lackiert wie bei den anderen Mädchen. Die Nägel waren kurz geschnitten und sauber, ihr Make-up war eher unauffällig und moderat. Sie sah mehr wie ein Mädchen vom Gymnasium aus. Sie schien fehl am Platze, irgendwie außerhalb ihres Elements. Ja, antwortete ich ihr, Zaq hat es mir erzählt. Heißt du wirklich Anita? Bevor sie antwortete, sah sie schnell zu Zaq hin: Ja. Warum willst du das wissen. Zaq schaute sie an und sagte: Meinst du nicht, dass du jetzt gehen solltest, Anita? Du kannst nicht die ganze Nacht hier mit uns reden. Während er das sagte, legte er ihr die Hand auf die Schulter. So hatte ich Zaq noch nie zuvor erlebt, so zärtlich, so sanft, so weich.
    Der Narr war verliebt. Ich sah, wie Anita die hübsche Nase kraus zog und den Kopf schüttelte. Nein, es ist schön mit euch. Und sie blieb, bis wir gingen. Sei vorsichtig, sagte ich zu Zaq. Ich glaube, die mag dich. Aber ich meinte natürlich, dass er sich vorsehen sollte, sich nicht zu sehr in sie zu verlieben. Er lachte,

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