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Öl auf Wasser - Roman

Öl auf Wasser - Roman

Titel: Öl auf Wasser - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Das Wunderhorn <Heidelberg>
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aus, als hätte man ihn durch tausend Siebe geseiht. Aber schließlich waren wir durch das dichte Laubwerk durch und gelangten in das geschäftige Dorf: unvermittelt, laut, lebendig, voller Bewegung und Gerüche aus unzähligen Töpfen in ebenso vielen Küchen. Die Straßen waren breit und staubig, Häuser gab es nur wenige, aber sie waren gut in Schuss – auf der Vorderseite befanden sich Veranden und schmale Fenster, die Lärm und Staub hereinließen. Wir kamen an Männern vorbei, die mit gesenkten Köpfen und offenen Mündern auf Stühlen saßen und den Nachmittag verschliefen, während Hühner zwischen den Stuhlbeinen nach Krümeln pickten.
    Glorias Zimmer befand sich in einem riesigen, rechtwinkligen Gehöft mit einer schattigen Gardenie in der Mitte. Sie erzählte mir, dass es im Dorf nur wenige Mietshäuser gab, weil kaum Bedarf bestand, denn da es im Dorf weder Industrie noch Handwerk gab, zog es auch keine Auswärtigen an. Fast jedes Haus war Heim einer Familie. Der Schrein war der wichtigste Arbeitgeber, danach kam an zweiter Stelle der Fischfang. Manchmal kamen Auswärtige zum Schrein und machten Fotos von den Skulpturen. Manchmal mieteten sie im Gehöft mit den Mietwohnungen ein Zimmer zur Übernachtung. Von ihren Mitbewohnern schien keiner da zu sein: Die dicken Holztüren waren alle geschlossen und in der Luft hing das Schweigen wie der schwarze Qualm von den fernen Rauchsäulen.
    Es war ein winziges Zimmer und selbst, als ich mich auf den einzigen Stuhl gesetzt hatte, musste ich noch ständig die Füße umsetzen, um ihr nicht im Wege zu sein, während sie sich geschäftig daran machte, mir etwas zu essen zu bereiten. Ein paar Tiegel mit Körperlotion standen auf einem Tisch in der Ecke, dazu eine Haarbürste und ein Spiegel und ein Becher mit Zahnbürsten und einer Zahnpastatube. Der Wind wehte durch das kleine, quadratische Fenster herein und spielte mit der fadenscheinigen Gardine.
    »Erzähl mir was über Zaq.«
    »Was möchtest du wissen?«
    »Kennt ihr beiden euch schon lange?«
    »Nein, eigentlich nicht. Wir sind mit diesem Auftrag erst das zweite Mal zusammen.«
    »Er hat mir gesagt, dass … dass …«
    »Dass was?«
    Sie wandte sich ab, ging meinem Blick aus dem Weg und durch das Zimmer, während sie sprach, nahm Gegenstände in die Hand und setzte sie wieder ab. Dann stellte sie einen Teller
Jollof
-Reis vor mich hin.
    »Er hat gesagt, dass du ihm erzählt hast, dass du mich attraktiv findest?«
    »Also, ja. Ich glaube, du bist wirklich attraktiv.«
    Sie lächelte und schüttelte den Kopf und zum ersten Mal wurde sie ruhig und blieb stehen. Sie wischte sich die Hände am Küchenhandtuch ab, das sie in der Hand hielt, dann hängte sie es wieder an den Haken. Ich ging zu ihr hin. Ich legte die Hand auf ihre Taille und zog sie zu mir heran. Als ich versuchte sie zu küssen, wandte sie das Gesicht ab und mein Kuss traf nur ihre Wange. Sie sah mich an.
    »Ich bin viel älter als du, weißt du. Und …«
    »Und?«
    »Ich bin verlobt. In Port Harcourt.«
    Langsam zog ich die Hände von ihrer Taille zurück. Sie aber nahm meine Hände und legte sie entschlossen wieder auf ihre Hüften und zog mich an sich.
    »Lässt du dich so leicht entmutigen? Sollten Journalisten nicht ganz besonders hartnäckig sein?«
    Ich versuchte es wieder, und diesmal ließ sie zu, dass meine Lippen ihren geöffneten Mund berührten. Ihre Augen ließen meine nicht los. Ich blieb die Nacht über bei ihr, in ihrem engen Bett, und die ganze Nacht hielt sie mich fest, als wollte sie verhindern, dass ich im Dunkeln davon schlüpfte. Einmal wachte ich auf und sah, wie der Wind sacht die verschlissene Seidengardine vor dem Fenster bewegte, und ich hatte das Gefühl, als wehte der Wind durch die Gefilde meiner Seele und wirbelte leise kleine Teilchen in den vergessenen Winkeln auf. Dann schlief ich wieder ein.
    »Erzähl mir von der Engländerin.«
    Es war Morgen. Ich hatte mich angezogen, sie aber lag immer noch im Bett, die Decke bis an den Hals gezogen. Darunter konnte ich die Umrisse ihrer Brüste erkennen.
    »Naman hat mich schon darauf vorbereitet, dass du mir diese Frage stellen wirst.«
    »Und?«
    »Und er hat mir aufgetragen, dir alles zu sagen, was ich weiß.«
    »Wir sind Reporter, Gloria. Das ist unser Beruf. Du könntest uns helfen. Zaq und mir.«
    Sie seufzte und starrte auf den Kleiderhaken an der Wand über ihrem Bett, an dem ihre Schwesternuniform hing, weiß und frisch, und darauf wartete, dass sie angezogen

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