Öl auf Wasser - Roman
ihm die ganze Zeit treu und ehrlich gedient hatte. Ich hatte ihm vertraut. Und noch ein weiterer Punkt: Das Geld kam ja nicht einmal aus seiner Tasche: Das Lösegeld zahlte immer die Ölgesellschaft, und Bassey meinte, wenn man gründlich darüber nachdachte, müsste man sogar sagen, dass das Geld aus unserem Öl stammte und wir damit nur das zurück erhielten, was uns ohnehin gehörte. Naja, ich fing wirklich an, ernsthaft darüber nachzudenken. Das war eine Gelegenheit, wie man sie nur einmal im Leben hat. Und wie Jamabo gesagt hatte, war es keine richtige Entführung. Also waren wir schließlich alle einer Meinung. Wir wollten eine Million Dollar fordern. Das wären für jeden über dreihunderttausend. Wir wären reich. Mit diesem Geld könnte ich aus dem Land raus und niemand würde mich je finden.«
Und so machten sich die drei mit ihrem sorgfältig ausgeheckten Plan am nächsten Morgen auf den Weg zum Motel. Isabel war überrascht, nicht nur Salomon zu sehen, sondern noch zwei weitere Männer in seiner Begleitung, von denen einer eine Reisetasche trug, aber sie ließ sie ein und wandte sich wegen einer Erklärung an Salomon. Salomon stand einfach da, war unfähig, etwas zu sagen, konnte ihr nicht in die Augen sehen. Als Bassey ihn aber ungeduldig beiseite stieß, fand Salomon die Sprache wieder.
»Ich werde es ihr sagen.«
Er brachte sie ins Nebenzimmer und sagte ihr, dass die beiden Männer da draußen bei ihr bleiben würden, bis ihr Mann das Lösegeld für sie gezahlt hatte. Er sagte, wenn ihr Mann kooperierte, wäre sie in ein bis zwei Tagen frei. Sie setzte sich langsam aufs Bett und schüttelte den Kopf.
»Nein, Salomon, du machst das Falsche. Sie werden dich fassen und du kommst ins Gefängnis – willst du das? Ich weiß, dass du das nur wegen deiner Verlobten machst, aber es ist Unrecht.«
Er drehte sich um und ging hinaus. Die Tür schloss er hinter sich ab, doch Jamabo ging wieder hinein und untersuchte die Fenster und versicherte sich, dass sie alle verriegelt waren. Die Männer blieben den ganzen Tag im Wohnzimmer, spielten Karten, und als es schließlich Abend wurde, sah Salomon noch einmal nach ihr, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging – im Schlafzimmer stand ein Kühlschrank mit Wasser und Obst und Brot – und dann ging er. Als er jedoch nach Hause kam und den Fernseher anstellte, wartete ein Riesen schock auf ihn.
»Das erste, was ich auf dem Bildschirm sah, war Madams Gesicht, sie galt als vermisst, und dann mein eigenes Gesicht, weil ich der letzte war, mit dem man sie gesehen hatte, als sie den European Club in ihrem Auto verließ. Und mir fiel ein, dass ich das Auto am Motel stehen gelassen hatte, und ich fing an, mir Sorgen zu machen. Was, wenn es einer zufällig entdeckte, mein Onkel oder einer seiner Angestellten?«
Auf allen Sendern dieselbe Geschichte: Isabel Floode, erst seit sechs Monaten im Land, entführt auf ihrem Heimweg vom European Club, ihr Fahrer Salomon gesucht, damit man ihn verhörte. Er fühlte sich in seinem Zimmer wie in einer Falle und wusste nicht, was er tun sollte. Der Plan sah vor, dass er am Morgen die Lösegeldforderung in Floodes Büro abgab, ohne dass man ihn dabei sah; Jamabo hatte den Brief entworfen, klare Anweisungen, wo das Geld deponiert werden sollte und wie man die Frau zurückbekam. Jetzt war das aber zu gefährlich und musste geändert werden.
Er konnte nicht mehr in seinem Zimmer bleiben, deshalb raffte er schnell einige Sachen zusammen und nahm den Bus zurück zum Motel.
»Ich ging geradewegs zur Nummer neunzehn und klopfte. Ich konnte den Vorhang wackeln sehen, als jemand prüfend von drinnen herausschaute. Ich rief, Ich bins, Salomon, schnell, macht auf. Jamabo öffnete die Tür, zog mich hinein und fuhr mich an, leise zu sein. Ich sah mich um und stellte fest, dass er allein war. Ich ging ins Nebenzimmer, in dem die Madam war, und das war ebenfalls leer. Jamabo saß im Wohnzimmer auf einem Stuhl und wartete auf mich.
»Setz dich«, sagte er zu mir, »es gibt eine Planänderung.«
»Was meinst du damit, es gibt eine Planänderung?«, schrie ich ihn an. »Wer macht denn hier die Pläne, doch immer noch ich.«
Er sagte: »Setz dich, ich mach jetzt die Pläne. Hör zu, wir glauben, dass die Million Dollars, die du verlangst, für diese Operation zu wenig sind.«
»Aber das ist mehr, als du als Polizist je im Leben verdienen wirst. Außerdem ist das keine richtige Entführung«, sagte ich.
»Nicht?«, fragte er. »Mein
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