Öl auf Wasser - Roman
so. Er sagte, der Mann verrate sie an die Armee, er schrie ihn an und nannte ihn Verräter, dann zog er seine Pistole und – Bumm! Er erschoss ihn und meinte nur: Werft ihn ins Wasser, den Fischen zum Fraß. Einfach so.«
Ich ließ mir nicht anmerken, wie sehr mich das beunruhigte. Wenn ich keine Furcht zeigte, würde auch nichts Schlimmes passieren. Ich setzte noch einmal an, und während ich sprach, wurde mir bewusst, dass meine Worte auch an mich selbst gerichtet waren, an mein zitterndes Herz.
»Aber ist das nicht ein weiterer guter Grund, weshalb Sie mir alles erzählen sollten? Isabel hat mir erzählt, was geschehen ist, über ihren Mann und Ihre Verlobte. Die Polizei aber lässt alle glauben, dass Sie ein verrückter Kidnapper sind – wollen Sie das denn wirklich so stehen lassen? Das könnte Ihre einzige Chance sein, klar? Wollen Sie nicht, dass Ihre Familie und Ihre Freunde die Wahrheit erfahren, die ganze Wahrheit?«
»Das ist eine lange Geschichte …«
»Ich habe Geduld, und es sieht auch nicht so aus, als würden wir bald von hier wegkommen.«
»Was wollen Sie wissen?«
»Ihre Version der Geschichte. Warum haben Sie sie entführt?«
»Ich habe sie nicht entführt …«
»Gut, okay. Erzählen Sie mir von sich und Koko.«
Ich sah, wie seine Augen vor Wut dunkel wurden und wie er anfing, die Arme fest um die Knie geschlungen, vor und zurück zu wippen, immer wieder vor und zurück.
»Naja, ich wusste, dass sie schwanger war. Wir wohnten zusammen, und wir waren glücklich – naja, zumindest glaubte ich das. Ich war glücklich. Ich freute mich darauf, Vater zu werden. Ich hab nie vermutet, dass sie mich betrog, warum sollte sie auch? Ich hatte sie aus unserem Dorf nach Port Harcourt geholt. Sie wollte Krankenschwester werden, sie machte die Prüfung, und während wir auf die Ergebnisse warteten, bat sie mich, ihr bei der Suche nach einer befristeten Arbeit zu helfen. Und so sprach ich mit meinem Oga. Er war immer gut zu mir gewesen. Ein netter Mann. Und er antwortete: Ja, warum nicht? Und so fing sie in dem Haus zu arbeiten an. Ich hab alles für sie getan. Wenn ich nur vorher gewusst hätte, dass die Sache so ausgehen würde. Als sie die Prüfungsergebnisse bekam und sagte, dass sie nicht weiter auf die Schwesternschule gehen würde, hätte ich merken müssen, dass etwas nicht stimmte. Sie sagte, wir bräuchten Geld für die Hochzeit und für das Baby.«
Salomon hielt inne, als wäre es zu schmerzvoll, weiter zu erzählen. Wieder schaukelte er vor und zurück, vor und zurück, und die grelle Sonne trieb ihm den Schweiß auf die Stirn, der ihm dann das Gesicht hinab lief, aber er schien es nicht zu merken.
An dem Tag, an dem sie ihm von James Floode erzählte, war er zeitig von der Arbeit nach Hause gekommen. Die Madam benötigte ihn den Rest des Tages nicht mehr, und so ging er in seine Zweizimmerwohnung und schaltete den Fernseher an. Koko kam normalerweise vor ihm von der Arbeit nach Hause, heute aber kam sie erst nach Einbruch der Dunkelheit, sodass er sich bereits Sorgen machte. Dass etwas nicht stimmte, merkte er schon, als sie eintrat. Sie sah verstört aus und verschwand ohne ein Wort im Schlafzimmer. Als er ihr folgte, fand er sie mit geschlossenen Augen auf dem Bett. Als er sie fragte, was nicht stimmte und ob sie nicht zu Abend essen würden, schleuderte sie die Laken zur Seite und schrie ihn wütend an. Es war, als hätte sie schon lange auf so eine Gelegenheit gewartet.
»Du, du, warum lässt du mich nicht in Ruhe? Weißt du nicht, wo die Küche ist? Oder hast du keine Hände?«
»So hatte sie sich noch nie benommen, und ich schob das auf die Schwangerschaft. Also sagte ich nichts dazu. Ich drehte mich einfach um und wollte wieder ins Wohnzimmer gehen, aber dann machte sie, als ich mich umdrehte, durch die Zähne dieses saugende Geräusch und sagte:
Mumu
. Ich mochte meinen Ohren nicht trauen. Ich fragte sie: Wie hast du mich genannt?«
»
Mumu
. Idiot.
Mugu
. Du hast ganz richtig gehört. Und ich will dir eins sagen: Morgen ziehe ich hier aus. Nichts mehr mit Hochzeit.«
»Koko, hast du was getrunken? Nennst du mich wirklich einen Idioten?«
»Ja. Ich hab die ganze Zeit mit dir nur so getan als ob. Und diese Schwangerschaft, von der du glaubst, dass es dein Kind ist, da täuschst du dich. Ich bin vom Oga schwanger.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Was gibt es da nicht zu verstehen? Der Oga und ich, wir lieben uns. Er wird sich von seiner Frau scheiden lassen und mich
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