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Öl auf Wasser - Roman

Öl auf Wasser - Roman

Titel: Öl auf Wasser - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Das Wunderhorn <Heidelberg>
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die Knie gesenkt, sodass alle den runden kahlen Fleck auf seinem Hinterkopf sehen konnten.
    »Der Professor musste sehr schnell Geld für eine Lieferung Gewehre beschaffen, die er aus Übersee erwartete, und deshalb schickte er den Typen da drüben los. Er heißt Monday. Seine Aufgabe war leicht: ein paar von den Jungs mitnehmen, dazu ausreichend Gewehre und Boote und was man sonst noch brauchte, in Port Harcourt eine Ölgesellschaft überfallen und einen ausländischen Ölarbeiter entführen und hierher bringen. Nun, er zieht los und kommt mit diesem fröhlich aussehenden Mann zurück, der beständig wiederholt, dass sie einen schrecklichen Fehler machen, wenn sie ihn entführen. Naja, sie haben nicht auf ihn gehört. Sie sperrten ihn in eins der Zelte da drüben, das für derartige Zwecke bereit steht. Sie schickten ihre Lösegeldforderung und warteten darauf, dass sich die Ölgesellschaft mit ihnen in Verbindung setzte, damit sie mit ihr verhandeln können, doch die Ölgesellschaft zeigte überraschenderweise nicht das geringste Interesse. Inzwischen behandelt man die Geisel hier wie alle Geiseln: sehr gutes Essen, für alles Notwendige wird gesorgt, sie holen sogar einen Arzt, der ihn behandelt, wenn er ein Problem hat. Irgendwann fanden sie dann heraus, was schief gelaufen war. Die Geisel war überhaupt kein Weißer, obwohl sie eine ganz helle Haut hatte. Und weißt du was? Das war ein Albino! Und der saß nun hier und bekam unser bestes Essen und faulenzte den ganzen Tag, als wäre er im Urlaub. Ziemlich komisch, oder?«
    »Wie wird dieser Ort denn genannt?«
    »Wald. Und was ist mit dir, was macht ein Reporter hier?«
    »Man hat mich mit Gewalt hierher gebracht, zusammen mit dem Mann da drüben. Wenn ich mit dem Professor reden kann, werde ich beweisen, wer ich bin.«
    »Mach dir keine Sorgen, den Professor bekommst du schon noch zu sehen. Seine Leute werden ihm berichten, was du gesagt hast, und er wird herausfinden wollen, ob es wahr ist. Ich will nur hoffen, dass du beweisen kannst, dass du der bist, der du zu sein behauptest.«
    Und nachdem er das gesagt hatte, verlor der Mann mit einem Mal das Interesse an mir. Er zog sich an seinen Platz und zu seinen Grübeleien zurück.

20.
    Irgendwie erleichterte mich die Versicherung des Mannes, dass der Professor mich bestimmt empfangen würde, und als eine Gruppe Frauen Essen in einer großen Schale brachte und auf Plastiktellern an uns austeilte, besserte sich meine Stimmung noch mehr. Das Essen war nicht besonders gut – Reis in einem Bohnenbrei – aber es machte satt. Nach dem Essen beschloss ich, Salomon sofort anzugehen – ich hatte ihm ausreichend Zeit eingeräumt sich zu fangen, und vielleicht bewirkte eine Unterhaltung sogar, dass er aus seinem Selbstmitleid herausfand. Ich ging zu ihm hinüber und setzte mich neben ihn. Er sah auf, sagte aber nichts. Er war ein groß gewachsener, kantiger Schlacks von einem Mann. Seine Haut und seine Sachen sahen aus, als hätten sie schon lange kein Wasser mehr gesehen, und ein schlammiger Duft ging von ihm aus, der sogar hier an der frischen Luft überwältigend wirkte. Er leckte sich unentwegt die trockenen Lippen und wartete darauf, dass ich etwas sagte, und ich sah, dass seine Hände leise zitterten. Immer wieder schaute er zu den Wachen hinüber, die uns inzwischen aufmerksam beobachteten.
    »Hi, Salomon.«
    »Hallo.«
    »Wir müssen reden …«
    »Ich will nicht reden. Bitte lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Hören Sie, Salomon, ich weiß, dass Sie Angst vor dem haben, was Ihnen hier zustoßen könnte. Ich habe auch Angst. Aber wenn Sie mit mir reden, tun Sie sich nur selbst einen Gefallen.«
    »Und wie?«
    »Wenn ich Ihre Geschichte kenne, werden Sie es nicht wagen, Ihnen etwas anzutun, weil sie ganz genau wissen, dass ich sie drucken werde, sobald ich hier raus bin. Und dann weiß die ganze Welt, dass Sie hier sind und gegen Ihren Willen festgehalten werden …«
    »Blödsinn.«
    »Was denn?«
    Ich war der Meinung, dass ich es richtig gut anstellte, und einen Augenblick lang redete ich mir ein, dass sogar Zaq auf meine Überredungskünste stolz wäre, aber offensichtlich blieb der Fahrer davon völlig unbeeindruckt.
    »Diese Kerle hier, denen ist das egal. Sie haben bereits getötet, und ich weiß, dass mich nichts retten wird … gar nichts … der Professor ist ein Wahnsinniger. Ich habe gesehen, wozu er fähig ist. Vor einigen Tagen, kurz bevor wir geflohen sind, hat er da drüben einen Mann erschossen. Einfach

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