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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Außenministerium nahm sofort Verbindung mit der Hamburger Staatsanwaltschaft auf und verlangte eine eingehende Erklärung zu dem Fall. Ein Telefongespräch bestätigte die Besorgnis der Bundesregierung, daß das Klima zwischen Panama und der Bundesrepublik sich verschlechtern könne.
    Die Lobby der Öl-Connection war alarmiert. Die geheime internationale Maschinerie der Macht begann zu arbeiten. In Hamburg schlug Ministerialrat Hintze mit beiden Fäusten auf den Tisch.
    »Das ist unerhört!« rief er geradezu verzweifelt. »Das schlägt allem Rechtsempfinden ins Gesicht. Wer sind wir denn?«
    Dr. Bergfried verkniff sich eine Antwort, aus Angst, Hintze noch mehr in Rage zu bringen. Ja, wer sind wir denn? fragte er sich selbst und hatte ein flaues Gefühl im Magen. Eine schizophrene Gesellschaft … Vorreiter eines Umweltschutzes und gleichzeitig Hauptabnehmer von Rohöl. Meine Herren, das ist doch alles lächerlich und im Endeffekt zerstörerisch und vernichtend. Im Jahre 2050 werden unsere Nachkommen uns verfluchen, aber dann ist nichts mehr zu retten.
    Die Kriminalpolizei von Cuxhaven lief ebenfalls ins Leere. Als sie nach dem Tod von Kapitän Svensson die einzigen Augenzeugen Juri Dozek und Karl Pusenke zum Verhör vorlud, hatten diese Cuxhaven mit unbekanntem Ziel bereits verlassen. Die Hotelzimmer hatten sie nur zwei Nächte lang bewohnt und waren dann verschwunden. Da die Polizei sie dort eingemietet hatte, mußte der deutsche Steuerzahler die Rechnungen bezahlen.
    »Das ist alles faul!« sagte Hintze empört. »Das kann ein Blinder mit dem Krückstock fühlen. Und was tun wir?«
    »Nichts!« antwortete Dr. Bergfried, und zum ersten Mal gab Hintze ihm recht. »Wir können gar nichts tun! Jetzt müssen die Diplomaten auf den Plan. Das Signal aus Panama war deutlich genug.«
    Hintze resignierte. Ihm war bewußt, daß eine Beförderung zum Ministerialdirigenten nicht mehr zur Debatte stand.
    Aus Panama rief Jeanmaire seinen Freund Bouto in Liberia an. »Die Deutschen haben meinen Tanker beschlagnahmt«, sagte er im Plauderton. »Wir sollten uns alle so bald wie möglich treffen. Ich schlage immer noch Barbados vor.« Er räusperte sich. »Wie ich im Fernsehen gesehen habe, ist Ihre Maringo gesunken.«
    »Sie war gut versichert«, antwortete Bouto. »Kein Verlust. Übrigens: Der griechische Kapitän, der sie gerammt hat, hat ein Attest über seelische Störungen vorgelegt. Er ist nicht vernehmungsfähig …«
    Jeanmaires Lachen war fröhlich und kam aus tiefstem Herzen.
    Der Ölteppich von Teneriffa hatte mittlerweile eine Breite von fünfhundert Kilometern erreicht. Gummiwülste, die ihn eindämmen sollten, waren zu lächerlichem Spielzeug geworden. Man kann nicht über fünfhundert Kilometer das Öl mit Wülsten abhalten, und auch der Einsatz von fünf Maschinen der spanischen Luftwaffe, die 120 Tonnen Dispergenzien auf die riesige Öllache versprühten, um mit dem Lösungsmittel Löcher in den Ölteppich zu reißen, zeigte wenig Wirkung. Das Öl lockerte sich zu einem klebrigen Film auf, aber es blieb fast auf der Stelle stehen, denn der schwache Wind hatte keine Kraft, ihn ins offene Meer hinauszutreiben. Über der Insel hing ein ätzender, beißender Gestank. Der ständig drehende, schwache Wind trieb die feinen, stinkenden Aerosole ständig im Kreis umher. Es war, als lege sich ein dünner, unsichtbarer, aber schmeckbarer Ölfilm über Strand, Häuser, Wiesen, Felder, Gärten, Autos und Mensch und Tier. Mediziner erklärten im Fernsehen, das Einatmen des Öldunstes könne zu Lungenschäden führen, man solle den gesamten Nordteil der Insel evakuieren.
    Hilfsboote, die ebenfalls Lösungsmittel versprühten, berichteten von ersten Tierkadavern. Tausende von Seevögeln wurden mit verklebtem Gefieder aufgefischt und verendeten grauenvoll. Einen qualvollen Tod erlitten auch die Seehunde, Delphine und Wale. Ihre Nasenlöcher verklebten, das Fell sog sich voll Öl, das verschmutzte Fell verlor seine wärmende Wirkung, sie erstickten oder erlitten einen Kälteschock.
    Im Fernsehen erklärte ein Biologe, was allgemein unbekannt war, daß das Öl oder die auf Grund sinkende sämige Substanz des durch Chemiemittel gelösten Öls den gesamten Kreislauf des Meeres zerstörten. Algen und Bakterien, Mikroorganismen und Plankton nähmen die Bestandteile des Öl auf. Fische und Schnecken, Kleintiere und Krebse verschlängen die verseuchte Nahrung, und sie wiederum seien die Nahrung für Vögel, Hummer, Seehunde, Wale und alle

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