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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einem Einsatz, wie Nyen es nennt, zurückkommen und irgendwo Landgang hatten, dann stehen hier alle Schlange, um sich untersuchen zu lassen. Ein Tripper wie im Lehrbuch ist dann normal, aber den kann man ohne Schwierigkeiten hinkriegen. Nur einmal war es kritisch. Bei einer Blutuntersuchung, die jeden zweiten Monat stattfindet, war einer der Kerle seropositiv. Weiß der Teufel, wo er sich das geholt hatte. Nyen fragte nur: ›Ist das heilbar?‹ Und ich blieb ehrlich: ›Bis jetzt nicht.‹ Darauf wurde der Kranke einfach aufgehängt! Trotzdem war nachher die Hölle los. Der Aidskranke hatte nach seiner Infizierung noch sechsmal die Mädchen besucht. Aus Angst, auch aufgehängt zu werden, meldete sich natürlich keine. Ich hatte also die Aufgabe, alle Mädchen laufend zur Blutprobe zu bestellen. Was ich da erlebt habe! Die Angebote, die ich bekommen habe, wenn ich den Mund halte, sind nicht wiederzugeben! Zum Glück hatte sich keines der Mädchen angesteckt. Aber Nyen hielt einen Vortrag und sagte ganz klar: Wer von einem Landgang mit Aids nach Hause kommt, wird liquidiert. Seitdem liegen die Burschen nur noch auf meinen gesunden Huren.« Dr. Kagoshima lächelte. »Sehen Sie, das ist meine Aufgabe. Und dafür habe ich in Freiburg meine Prüfungen mit summa cum laude gemacht!«
    Hammerschmidt blieb zwei Stunden im Hospital, trank doch noch drei Whisky und verabredete sich mit dem Arzt, zusammen mit Halbe und Botzke einen gemütlichen Abend zu verbringen.
    »Auch Nyen ist nicht unbesiegbar«, sagte Dr. Kagoshima leise, als könne jemand sie belauschen. »Ich allein war chancenlos. Aber jetzt sind drei Europäer auf der Insel, und ich bin auch kein Schwächling. Wir müßten es schaffen, Herr Hammerschmidt, wir gemeinsam. Sie werden es sehen: Wenn wir Nyen in unserer Gewalt haben, bricht seine ganze Piratenbande auseinander. Er ist nicht beliebt bei den Kerlen, sie fürchten ihn nur. Wenn ihnen die Furcht genommen wird, entlädt sich bei ihnen der ganze Frust. Um hier wegzukommen, werden sie mit uns gemeinsame Sache machen. Zum Hafen Kuantan auf Malaysia sind es mit Nyens Yacht knapp zwei Tage! Und außerdem«, Kagoshima schämte sich fast, es auszusprechen, »könnten wir eine Menge Geld verdienen. Auf Nyens Kopf sind mittlerweile 250.000 Dollar gesetzt. Das hat er mir selbst mit großem Stolz gesagt. Wir könnten uns das Geld teilen, für jeden 65.000 Dollar. Das ist nicht zu verachten.«
    »Und Sie wollen nach Japan zurück, Doktor?«
    »Oh nein! Dort bin ich tot und habe eine Witwe hinterlassen. Hier habe ich die schönste Frau, die ich je gesehen habe und die ich liebe wie mein Augenlicht. Ich werde irgendwo eine neue Praxis eröffnen, mit dem Grundkapital von Nyen. Die Welt ist groß, Herr Hammerschmidt. Ich kann nach Singapur gehen oder nach Bangkok, nach Bombay oder Kuching, nach Manila oder Taipeh. Einen guten Arzt braucht man überall. Und Sie werden wieder ein schönes Schiff fahren.«
    »Meine Else Vorster, wenn es gelingt, Nyen zu überrumpeln.« Hammerschmidt blickte in sein leeres Whiskyglas. Einen vierten verweigerte er sich. »Eigentlich muß es gelingen, Doktor. Nyen hat ein merkwürdiges Vertrauen zu mir gefaßt.«
    »Ich bin gespannt«, sagte Dr. Kagoshima. Endlich sah er eine Möglichkeit, die Insel zu verlassen. Endlich konnte es gelingen, sich aus der lebenslänglichen Zwangshaft zu befreien.
    Am Abend hatte Nyen Su-Feng zu einem Essen in sein Haus geladen. Neben Hammerschmidt waren auch Botzke und Halbe, zusammen mit Dr. Kagoshima und seiner Frau Sundara, gekommen. Botzke und Halbe waren kurze Zeit sprachlos über den Prunk und gingen herum, als besichtigten sie einen Palast und trügen Filzpantoffeln über den Schuhen.
    »Junge, Junge«, sagte Botzke schließlich, »Pirat müßte man sein. Kapitän, wir haben den falschen Beruf ergriffen.«
    »Dafür sind wir ehrlich.«
    »Was sich nie auszahlt.«
    Nyen empfing seine Gäste in dem prunkvollen Eßzimmer, das ganz im indischen Stil eingerichtet war. Drei Diener in Kostümen servierten den Aperitif. Einen Cocktail, den Nyen romantisch ›Inselzauber‹ nannte. Er schmeckte vorzüglich und hätte bestimmt die Stimmung gehoben, wenn der Gastgeber ein anderer gewesen wäre. So aber standen sie alle herum und warteten auf die neue Überraschung. Und sie kam ohne Ankündigung. Nyen sagte wie beiläufig:
    »Heute hätte die Else Vorster in die Straße von Singapur einlaufen sollen. Ich sah es als meine Pflicht an, einen Funkspruch nach Hamburg zu

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