Öl-Connection
Franzose, meine Großmutter und meine Mutter Huren auf Panay. Noch eine Frage, Sir?«
»Nein, Sato. In zwei Stunden laufen wir aus.«
»Ich warte darauf, Sir.«
»Du willst schnell von Monrovia weg …«
»Ja, Sir.«
»Wieder Streit gehabt?«
»Ja, Sir.« Sato Franco stand bewegungslos da. »In einer Bar. Wußte nicht, daß es eine Schwulenbar war. Als sie entdeckten, daß ich nicht schwul war, wollten sie mich über die Theke ziehen und vergewaltigen. Ich habe mich gewehrt, Sir.«
»Verletzte?«
»Zwei Tote, Sir.«
Heßbach spürte wieder einen kalten Schauer über seinen Rücken laufen. Er sah Dumarche an, der seine Unterlippe eingezogen hatte. »Nun sind es schon vier!« sagte er mit belegter Stimme. »Ein Glück, daß wir bis Rotterdam durchfahren und keinen anderen Hafen anlaufen. Die Zahl könnte sich leicht erhöhen.« Er sah wieder Sato Franco an. Es paßt alles zusammen, dachte er. Ein Schiff mit 200.000 Tonnen Öl als schwimmende Bombe und am Ruder ein vierfacher Mörder. Was er wohl auf der Fahrt nach Holland noch alles erleben würde?
»Womit?« fragte er fast zwangsläufig.
»Mit dem Messer, Sir. Da bin ich schneller als andere mit einer Pistole.«
»Das glaube ich dir ohne Demonstration.«
»Danke, Sir.«
Heßbach hob erstaunt die Augenbrauen. »Danke? Wofür?«
»Daß Sie mir vertrauen, Sir. Ich werde mein Bestes tun.«
»Das erwarte ich von dir.« Heßbach stellte sich neben den Philippino. »Sieh mich an, Sato.«
Francos Kopf schnellte herum. Das zerschnittene Gesicht mit den schwarzen, etwas geschlitzten Augen war Heßbach voll zugewandt.
»Ja, Sir?«
»Wenn es an Bord den kleinsten Streit geben sollte, an dem du beteiligt bist, sperre ich dich in den Bilgepumpenraum! Ist das klar?«
»Ja, Sir. Aber dann haben Sie keinen Rudergänger mehr.«
»Die meiste Zeit auf offener See laufen wir mit Autopilot. Und für die Korrekturen sind ich und der Erste da.«
»Es wird keinen Streit geben, Sir.« Franco wandte den Kopf wieder ab und blickte über das Schiff. »Aber ich habe eine Bitte, Sir.«
»Und die wäre?«
»Machen Sie Obermaat McCracker klar, daß ich ein Mensch und kein Abfallhaufen bin. Ich bin ein Mensch, der viel auf seine Ehre hält.«
Als habe er auf das Stichwort gewartet, erschien James McCracker auf der Brücke und grüßte stramm. Dabei warf er einen Blick auf Sato und wackelte mit der Nase, als ärgere ihn ein Juckreiz.
»Die Maringo ist bereit zum Auslaufen, Käpt'n«, meldete er. »Wann heißt es ›Leinen los!‹?«
»In einer Stunde, James.«
»Aber wir könnten schon jetzt, Käpt'n.«
»Ich habe meine Order.«
»Wir sind in Monrovia, Käpt'n, und nicht in Preußen.«
»Disziplin ist das starke Brett unter den Füßen des Seemannes, James.«
»Wer den Spruch verfaßt hat, war entweder besoffen oder deutscher Militarist.«
Es war der Erste, Jules Dumarche, der mit französischem Charme die Situation rettete. »Wir alle gehorchen einer Gesetzmäßigkeit«, sagte er diplomatisch. »Willkür hat noch nie Segen gebracht. Was ist schon eine Stunde gegenüber dem, was vor uns liegt? James, Sie werden das Losleinen überwachen.«
»Jawohl, Sir.« McCracker drehte sich zackig weg und verließ die Brücke.
Heßbach setzte seine weiße Kapitänsmütze auf. »Ich gehe noch einmal durchs Schiff«, sagte er zu Dumarche. »Nehmen Sie Verbindung mit der Reederei auf und sagen Sie, daß wir auf die Minute pünktlich auslaufen.«
»Jawohl, Herr Kapitän.«
»Und sagen Sie, daß ich jetzt durchs Schiff gehe, und wenn ich einen einzigen Mangel entdecke, bleibe ich liegen.«
»Das soll ich wirklich sagen?« fragte Dumarche gedehnt. Er bevorzugte mehr den diplomatischen Weg. Man könnte zum Beispiel sagen: Es gibt eine kleine Verzögerung wegen eines geringen maschinellen Defekts, dachte er.
»Ja, Jules. Sagen Sie es wörtlich! Bouto und Abdaman sollen nicht denken, daß ich ein halbblinder Idiot bin.«
»Sir, das wird niemand behaupten!«
»Bis gleich.« Heßbach verließ die Brücke und stieg hinunter in den großen Maschinenraum. Hier war der Chief Pieter van Geldern damit beschäftigt, die blitzsauberen und geölten Riesenmaschinen und Antriebskurbeln und -wellen zu überprüfen und die Elektronik, die – so hieß es – erst vor vier Jahren neu eingebaut war, zu kontrollieren. Er schien zufrieden zu sein. Zusammen mit dem Maschinist Donc Samsu saß er vor der großen Schalttafel.
»Alles in Ordnung, Chief?« fragte Heßbach. Van Geldern nickte.
»In bester
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