Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Ordnung. Hätte ich nicht erwartet, Herr Kapitän. Bei dem Alter der dicken Lady! Auf den ersten Blick sieht alles einwandfrei aus.«
    »Und beim zweiten Blick?«
    »Den habe ich erst, wenn der Pott auf freier See schwimmt.«
    »Gemütlich wird's nicht werden, van Geldern. Wir werden lange Strecken volle Fahrt voraus machen müssen. Die kalkulierte Ankunftszeit in Rotterdam ist verdammt knapp. Da wird es bei Ihnen dröhnen, Chief.«
    »Daran gewöhnt man sich, Sir.« Van Geldern grinste breit. »Wenn der Motor so richtig brummt, ist's wie das Gestöhne einer Frau im Bett … man freut sich.«
    Heßbach lachte. Dieser van Geldern flößte Zuversicht ein. »Sie werden bald zeigen können, wie Sie Ihre Geliebte behandeln, Chief!« sagte er und klopfte van Geldern auf die Schulter.
    Eine Stunde später, auf die Minute genau, warf die Maringo die Leinen los und verließ Monrovia. Am Ruder stand Sato Franco und steuerte das Riesenschiff langsam und sicher aus dem Hafen. Ein Gigant der Meere begann seine Fahrt.

Unico II
    Svensson hatte es sich im Laufe der Jahre abgewöhnt, sich über die Praktiken seiner Reeder zu wundern oder gar aufzuregen. Er hatte Containerschiffe, Eisenerzfrachter, Flüssiggas-Tanker und nun auch Öltanker für die Trans- Atlantic -Shipping Company, kurz TAS, gefahren, kannte alle Meere und galt als ein Seemann, dem man reinen Gewissens die besten Schiffe anvertrauen konnte. Nur besaß die TAS, registriert im offenen Register von Panama, keine Juwelen der Meere, sondern teilweise uralte Schiffe, darunter drei Tanker mit achtzehn Jahren auf dem Buckel, zwei Frachter mit einundzwanzig Jahren und drei mittelgroße Tanker, die vor fünfundzwanzig Jahren gebaut worden waren. Der Reeder Pierre Jeanmaire, auf die überaltete Flotte angesprochen, reagierte auf alle Bedenken, die ab und zu an ihn herangetragen wurden, mit Humor.
    »Ein gut gepflegter Alter ist besser als ein übermütiger Junger«, sagte er und ließ dabei ein wohltönendes Lachen hören. »Und meine Schiffe sind gepflegt wie die manikürten Hände einer Diva! Sie haben schon manchen Sturm erlebt und überlebt, das sollte doch ein Beweis von Qualität sein!«
    Pierre Jeanmaire, in einem gläsernen Palast in Panama sitzend, gehörte zu den Reedern, die nie – auch nicht in der Rezession der achtziger Jahre, wo ganze Flotten ausgeflaggt wurden – über einen Verlust geklagt hatte. Nur zweimal hatte er Pech gehabt, und bei Lloyds in London hatte die Unglücksglocke geläutet, die immer anschlug, wenn ein Schiff verlorenging: Ein Frachter sank bei Barbados, weil der Maschinenraum explodierte (der Grund wurde nie geklärt, weil das Schiff sofort mit vierzehn Besatzungsmitgliedern sank); und das zweite Unglück ereignete sich im chinesischen Meer, westlich der Insel Hainan. Da brach bei einem Taifun ein Containerfrachter auseinander und verschwand in der Tiefe. Jeanmaire verkraftete diese Verluste spielend. Er war mit diesen Schiffen hoch versichert, weit über den gegenwärtigen Wert und strich nach Abzug aller Kosten 85 Millionen Dollar ein. So überlebte er die Windstille im Frachtgeschäft ohne Sorgen und war, als die Weltwirtschaft nach Öl schrie und nicht genug bekommen konnte, einer der ersten, der mit seinen alten Tankern zur Stelle war und langfristige Verträge mit den Ölförderländern oder den Bohrgesellschaften abschloß. Seitdem kreuzten seine Schiffe über alle Meere, und Kapitän Svensson war einer der ältesten Commander.
    Die Unico II, die er jetzt in Bodö übernommen hatte, war keiner der Giganten unter den Öltankern. Sie galt als mittelgroß, aber immerhin faßten ihre Tanks bis zu 100.000 Tonnen Rohöl, die bei einem Unglück genügten, eine Umweltkatastrophe unvorstellbaren Ausmaßes auszulösen.
    Beim Abschied von seiner Frau in Bergen, wo er ein schmuckes Häuschen am Stadtrand besaß, hatte Karin zu ihm gesagt: »Ich habe Angst. Zum ersten Mal habe ich Angst. Ich weiß nicht, warum, ich kann es nicht erklären … aber hier, im Inneren« – und sie hatte sich dabei mit beiden Fäusten gegen die Brust geschlagen – »da ist es, als drücke ein Stein auf mein Herz.«
    »Schatz«, Svensson hatte sie an sich gezogen und geküßt, »seit zwanzig Jahren fahre ich zur See, seit achtzehn Jahren sind wir verheiratet, und ich bin immer heil zurückgekommen. Was soll schon passieren?«
    »Du fährst jetzt die Unico II.«
    »Ein Pott wie jeder andere.«
    »Ich habe gelesen, sie sei neunzehn Jahre alt. Stimmt das?«
    »Ja. Aber

Weitere Kostenlose Bücher