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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Anzeigetafel. Sein Anruf auf der Brücke, was dieser Wahnsinn bedeute, wurde von Andersen lapidar beantwortet: »Wir haben unsere Order.«
    Svensson saß, während die Unico mit den Brechern kämpfte, vor dem Kartentisch und zeichnete und rechnete. Der Orkan zog ziemlich genau von Norden nach Süden. Die Westküste Großbritanniens und Irlands waren nur von schwächeren Ausläufern betroffen. Der Sturmkeil traf die Küsten Dänemarks, Deutschlands, Hollands und Belgiens. Auf dieser Route Rotterdam zu erreichen, war mit 110.000 Tonnen Öl an Bord unmöglich. Es gab nur eine Möglichkeit: abzuschwenken und um England und Irland herum und dann durch den Kanal von der anderen Seite her Rotterdam anzulaufen. Ein Umweg von vier bis fünf Tagen … aber Sicherheit für Schiff und Mannschaft.
    Svensson freute sich, diesmal Jeanmaire in Panama aus dem Bett holen zu lassen. Von der 24 Stunden besetzten Zentrale der TAS meldete sich ein Michael Keen und entgegnete auf Svenssons Schilderung der Lage: »Sorry, Sir, aber Sie haben Order, auf schnellstem Wege …«
    »Ich will Mr. Jeanmaire selbst sprechen!« schrie Svensson ins Telefon. »Welche Order auf Ihrem Tisch liegt, ist ein Scheißhaufen wert! Verbinden Sie mich mit dem Reeder.«
    »Jetzt?«
    »Ja, jetzt! Hier treibt der Sturm über hundert Millionen Dollar vor sich her.«
    »Ich werde es versuchen, Sir. Ich werde sagen, daß Sie mich gezwungen haben.«
    »Tun Sie das!«
    Erstaunlich schnell war Jeanmaire am Apparat, so, als habe er auf einen Anruf gewartet. Tatsächlich hatte er sich vor einer halben Stunde die Wettersituation in der Nordsee durchgeben lassen und schien bester Stimmung zu sein. Trotzdem tat er sehr schläfrig und sagte:
    »Schauen Sie nie auf die Uhr, Kapitän?«
    »So wenig wie Sie, Sir. Wissen Sie, was hier los ist?«
    »Ja«, kam die verblüffende Antwort. »Orkan von Norden. Alle Küstenstaaten sind in Alarmbereitschaft. Man erwartet Deicheinbrüche und Überschwemmungen …«
    »Das wissen Sie?« Svensson schnürte es wieder die Kehle zu. Er mußte brüllen. »Und wir stecken mitten drin! Auf Ihren Befehl!«
    »Svensson, Sie haben mir gesagt, Sie nehmen keine Befehle an. Ich habe das eingesehen und mich nicht mehr gerührt. Nun stecken Sie im Schlamassel. Es ist Ihre Verantwortung.«
    Einen Augenblick war Svensson sprachlos. Er rang nach Luft und klammerte sich an der Tischkante fest. Meine Verantwortung? Meine …
    »Ich habe nur nach Ihren Anweisungen gehandelt!« brüllte er in den Hörer. »Sie haben mir gesagt …«
    »Ich habe Ihnen gar nichts gesagt, Svensson«, unterbrach ihn Jeanmaire. »Ich habe eine Empfehlung ausgesprochen. Entscheidungen fällen die Kapitäne vor Ort.«
    »Sie sind ein Schwein!« schrie Svensson und war sich bewußt, damit seine Karriere bei der TAS beendet zu haben. »Ein hinterhältiges Schwein! Nein, das sind Sie nicht, das wäre eine Beleidigung eines ehrbaren Schweines! Sie sind ein erbärmlicher Lump! Ein gewissenloser Geldfresser! Ein Seelenverkäufer! Ein … ein …« Svensson mußte tief Atem holen. Diesen Moment nahm Jeanmaire zum Anlaß, ihn zu unterbrechen.
    »Haben Sie noch mehr Schimpfworte, Svensson? Nein? Dann kann ich Ihnen helfen. Ich kenne eine Menge …« Er lachte, ja, Jeanmaire lachte, während über seine Unico die Brecher mit tonnenschweren Fäusten zuschlugen. »Wie ist Ihre Position?«
    »Südlich der Shetland-Inseln.« Svensson gab die genaue Position durch, aber sie schien Jeanmaire nichts zu sagen. »Ich kann das Schiff noch retten …«
    »Was heißt kann? Sie müssen …«
    »Ich kann zwischen den Shetlands und den Orkneys hindurch ruhigere See bei den Hebriden erreichen und dann um Irland herum …«
    »Sind Sie verrückt, Svensson?!« Jetzt wurde Jeanmaire doch aus seiner zufriedenen Stimmung gerissen. »Das ist ein Umweg von Tagen …«
    »Ich rechne mit fünf Tagen, Sir.«
    »Und wer bezahlt den Verlust?«
    »Der liebe Gott. Der hat den Orkan geschickt.«
    »Reden Sie nicht wie im Kindergarten!« Nun schrie auch Jeanmaire ins Telefon. »Wissen Sie, wieviel Millionen mich fünf Tage kosten?«
    »Weniger als die Unico und die Ladung.«
    Und jetzt sagte Jeanmaire etwas, das Svensson den Atem nahm. »Die Ladung ist bezahlt und versichert. Das Schiff ist versichert. Aber die fünf Tage muß ich aus meiner Tasche bezahlen. Begreifen Sie das?«
    »Jetzt, ja.« Svensson starrte auf die Seekarte vor sich. Die Zahlen, die Linien, die Umrisse der Länder, die nautischen Angaben verschwammen vor

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