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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich auf die Eisenstufen der Treppe und starrte gegen die Stahlwand. »Wir explodieren nicht«, sagte er. »Wir laufen nur aus. Vielleicht finden sie uns. Sie werden doch alles versuchen, die anderen Tanks zu retten.«
    »Wenn wir nicht Schlagseite bekommen und umkippen.«
    »Wenn die zerrissenen Tanks voll Wasser laufen, haben wir wieder Ballast. Wenn es gelingt, die anderen Tanks zu retten, sind wir bei dieser ruhigen See unsinkbar.«
    McCracker setzte sich zwei Stufen höher auf die Eisentreppe. »Du hast recht«, sagte er dumpf, »darauf sollten wir warten. Solange wir nur auslaufen, ist nicht alles verloren.«
    Heßbach hatte das Bersten der Tanks Fünf und Sechs mit zusammengekniffenen Augen gesehen. Die Iphigenie schwamm jetzt längsseits, und der Abstand wurde schnell wieder größer. Kapitän Theopoulos schien noch nichts bemerkt zu haben; fröhlich rief er die Maringo an.
    »Wir haben es geschafft!« jubelte er. »Gratuliere, Kollege! Das war verdammt knapp.«
    »Zu knapp, Theopoulos. Sie haben mich wie eine Sardinenbüchse aufgeschlitzt. Ich laufe aus.«
    »Nein! Unmöglich!« Es klang wie ein Aufschrei. »Machen Sie jetzt keine Witze.«
    »Es ist kein Witz! Blicken Sie mal zurück.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann war die Stimme des Kapitäns wieder da.
    »Das gibt es doch nicht! Ich habe Sie kaum berührt!«
    »Kaum. Das ist es, das hat gereicht …«
    »Davon können Sie höchstens eine Beule haben! Eine harmlose Beule … Mein Gott, es sprudelt aus Ihnen heraus!«
    »Eine Beule. Nur eine Beule! Ich gebe Ihnen recht, Theopoulos.« Heßbach blickte hinauf zu den beiden Hubschraubern, die ihn umkreisten. »Bei jedem Schiff hätte es nur eine Beule gegeben, vielleicht nicht einmal das. Und ein Tanker mit einer Doppelwandung wäre unbeschädigt weitergefahren. Aber ich habe keine doppelte Hülle, weil eine Umrüstung meinem Reeder zu teuer ist, und ich habe eine Hülle, deren Stahl über siebzehn Jahre alt ist und nie richtig gepflegt wurde, und diese Hülle ist durch Rost, den man einfach nicht sehen wollte, von innen so dünn geworden, daß ein Schaben sie aufreißen kann. Farbe von außen schafft keine Stabilität, und eine Kontrolle hat die Klassifikationsgesellschaft einfach abgehakt.«
    »Und … was tun Sie jetzt, Heßbach?«
    »Ich gehe von Bord. Ich kann nichts mehr tun. Die Maschinen stehen still, ich weiß nicht warum, aber wer fragt jetzt noch danach? Ob ich zehn Meilen weiterfahre oder nicht … das Öl läuft aus und wird auf Teneriffa zutreiben. Die einzelnen Tanks sind abgeschottet, aber die zwei geborstenen Tanks reichen aus. Aus ihnen fließen 30.000 Tonnen Öl ins Meer … fast so viel wie bei der Exxon Valdez. Jetzt müssen die anderen helfen.«
    Von Santa Cruz ging die Nachricht nach Marokko und Spanien und dann rund um die Welt: Tankerkatastrophe vor den Kanarischen Inseln. Schlepper und zwei Schnellboote, zwei Transporthubschrauber und andere Schiffe strebten der Unglücksstelle zu. Mit den Hubschraubern kamen die ersten Fernsehteams, auf den Schiffen drängten sich Reporter, aus Teneriffa berichtete der Spanische Rundfunk.
    Ölpest vor den Kanaren. Kollision mit einem griechischen Frachter. Noch ist eine Rettung möglich. Pumpschiffe aus Cadiz sind unterwegs. Auch die Engländer helfen. Von Gibraltar schicken sie Hilfsschiffe mit chemischen Lösungsmitteln nach Teneriffa. Es wird getan, was möglich ist.
    Der erste Schlepper hatte die Maringo erreicht und wollte sie an die Trosse nehmen, um sie weiter von den Inseln wegzuziehen. Ein Hilfskommando wartete auf seinen Einsatz. Das Meer um den Supertanker herum war schwarz, und eine dicke, ölige Brühe schwappte gegen die Schlepper.
    Auch später konnte Heßbach nicht nachvollziehen, wie es geschehen war: Plötzlich schoß von Deck Drei eine Stichflamme in die Höhe, ein ohrenbetäubender Knall folgte, und dann platzte eine Wolke aus Feuer und Gas in den Himmel und verdunkelte ihn. Die Maringo bäumte sich auf, als sei in sie hineingestochen worden, und dann explodierte Deck Zwei und schleuderte einen Rauchberg in den warmen, sonnigen Tag. Noch einmal bäumte sich der Tanker auf, es war, als könne er schreien. Die Steuerbordwand wurde auf dreißig Meter Länge weggerissen, über den Schleppern regneten glühende Eisenteile und schlugen wie Granatsplitter ein.
    Das Öl stürzte sich wie ein Wasserfall ins Meer.
    Das Schauspiel übertraf die schlimmsten Vorstellungen vom Jüngsten Gericht:
    Der Ölteppich breitete sich aus,

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