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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Chefredakteur eines deutschen Senders nannte. »Das Hemd ist mir näher als die Jacke!« sagte er. »Teneriffa ist gelaufen. Die Bilder von dem Ölteppich laufen uns nicht weg! Aber was da auf die deutsche Küste zukommt, das ist einmalig! Kinder, werden das Fernsehtage werden!«
    Die Filme aus Teneriffa wurden auf Band genommen, sie konnten jederzeit eingespielt werden. Die Deutsche Bucht beherrschte wieder die Bildschirme, die aufgepeitschte Nordsee, die verwüsteten Strände von Sylt, Borkum und Norderney, Interviews mit Experten und Einsatzleitern des Seenotdienstes, eine Erklärung von Ministerialrat Klaus Hintze, der – wie man heroisch formulierte – an vorderster Front aushalte, man zeigte Karten, Skizzen und Tabellen, und ein Wissenschaftler ließ sich über die ›Phänomenologie der Ökologie‹ aus.
    Aus Monrovia rief Jesus Malinga Bouto trotz der Zeitverschiebung seinen Reederfreund Pierre Jeanmaire in Panama an. Er wollte sich gleich zu Beginn des Gespräches entschuldigen, aber Jeanmaire nahm ihm das Wort aus dem Mund.
    »Jesus, seit Stunden sitze ich hier abwartend herum. Ich hab's im Fernsehen gesehen … Ihre Maringo brennt und bricht auseinander. Was soll man sagen: Beileid oder Glückwunsch?«
    »Die Maringo ist kein Verlust. Sie ist achtzehn Jahre alt und sollte nach dieser Fahrt abgewrackt werden. Nun ist sie weg.«
    »Gut versichert …?«
    »Das übliche –«, wich Bouto aus. Am Telefon nannte man keine Zahlen. »Aber das ist es nicht, Pierre.« Er räusperte sich. »Ihnen geht es gut?«
    »Meine Unico II treibt mit Totalschaden auf die deutsche Küste zu. Der Kapitän, Gunnar Svensson heißt er, hat es fertiggebracht, das Schiff vom Meer nicht zerschlagen zu lassen. Er hat eigenmächtig den Kurs geändert. Ich sitze hier wie auf einer entsicherten Bombe. Svensson und seine Offiziere sind noch an Bord … es ist unbegreiflich!«
    »Überall gibt es Idioten.« Bouto sah wieder die Bilder vor sich, wie man Heßbach in der Rettungshose im letzten Augenblick in den Hubschrauber zog. »Was machen Sie, wenn Sie das Schiff nicht verlieren?«
    »Zunächst werde ich Svensson für alles verantwortlich machen, was geschehen ist. Totales menschliches Versagen. Er hat gegen die Pläne der Reederei gehandelt, die seine genaue Route vorgeschrieben hatte.«
    »Dann wäre die Unico II draufgegangen.«
    »Außergewöhnliche Naturgewalt … man kann einen Orkan nicht aufhalten.« Jeanmaire trank seinen vierten Kognak und blickte auf den Bildschirm. Das Bild der tobenden Nordsee hatte sich verändert. Den Ton hatte er abgestellt … er brauchte keine Erklärungen, als man ein Archivbild der Unico II einblendete. »Aber Sie hatten noch was auf dem Herzen, Jesus.«
    »Ja. Es handelt sich um meinen Kapitän Lothar Heßbach. Er ist geborgen worden.«
    »Das habe ich gesehen. Eine fantastische Rettungsaktion des spanischen Militärs.«
    »Die Sache hat nur einen Haken: Ich hatte mit Heßbach mehrere unangenehme Gespräche. Er drohte mir – oder besser gesagt uns – mit Enthüllungen von Details. Und ich denke, er macht es wahr. Dieser Heßbach ist eine echte Bedrohung für uns.«
    »Sie sagten es eben, Jesus: Es gibt überall Idioten! Es ist schwer, mit solchen Paranoikern zu leben. Aber machen Sie sich keine Sorgen …«
    »Keine Sorgen? Er ist gerettet, er packt aus! Ich schlage vor, daß wir alle Herren unterrichten, auch Dr. Wolffers. Vielleicht kann er Heßbach in Hamburg abfangen, bevor er redet.«
    Jeanmaire war da ganz anderer Meinung. Wolffers und die anderen … die Connection von Miami. Sie waren eine Interessengemeinschaft, aber dieses Problem, das Bouto über den Kopf wuchs, war im größeren Kreis nicht zu lösen. Und Dr. Wolffers war sowieso der falsche Mann für solche Aktionen. Er war immer penibel darauf bedacht, eine weiße Weste zu behalten. Wolffers war der Inbegriff des korrekten deutschen Reeders, man verzieh ihm sogar, daß er drei Tanker unter der Flagge von Panama fahren ließ. Seine deutsche Gründlichkeit garantierte für Pflege und Sicherheit der Schiffe. Seine Else Vorster war der Stolz der Meere. Wolffers ging in Bonn aus und ein, saß am Ehrentisch bei den Kanzlerfesten, speiste privat mit dem Bundespräsidenten in der Villa Hammerschmidt, war ein Duzfreund des Hamburger Bürgermeisters, Mitglied in vielen Ausschüssen und Aufsichtsräten – nur von seiner Zugehörigkeit zur Connection wußte niemand. Um einen Mann wie Heßbach aus dem Verkehr zu ziehen, war er denkbar ungeeignet:

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