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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zertrümmerten Brücke! Er klammert sich fest. Er trägt eine zerfetzte weiße Uniform. Es muß der Kapitän sein. Ja, es ist der Kapitän! Der Kapitän ist noch an Bord seines explodierenden Schiffes! Wer rettet ihn? Wer kann ihn noch retten?«
    Die Kameras erfaßten Heßbach. Sie zeigten der Welt den verzweifelten Kampf eines einzelnen, der sich am Schanzkleid festkrallte und beobachtete, wie unaufhaltsam das Öl ins Meer strömte. Und dann hob er den Kopf, sah hinauf zu den Hubschraubern und winkte ihnen zu. Ein besonders starkes Objektiv hielt sein Gesicht fest: verrußt, verklebt, im Haaransatz blutig.
    Und dann näherte sich einer der Militärhubschrauber der Brücke, ging tiefer und blieb über ihr stehen. Eine Strickleiter mit Rettungshose wurde ausgeworfen.
    »Welch ein Mut!« überschlug sich der Reporter des Spanischen Fernsehens in sein Mikrofon. »Unter Einsatz ihres eigenen Lebens begeben sich unsere Soldaten in die Glut des Infernos, steht der Hubschrauber über dem Schiff und versucht, den Kapitän von Bord zu holen. Jeden Moment kann eine neue Explosion erfolgen und alles zerreißen, aber unsere Helden kümmert das nicht … Sie schweben über der Brücke, lassen das Seil hinunter, jetzt hat es den Kapitän erreicht, er greift mit beiden Händen danach, zieht es tiefer herab, versucht in die Rettungshose zu steigen … Gelingt es ihm? Hat er noch so viel Kraft? Ja, es gelingt, er hat die Hose übergestreift, er steckt in der Rettungshose, er winkt dem Hubschrauber zu … Hinauf! Hinauf! Was muß in diesem Mann jetzt vorgehen? An was denkt er in dieser Stunde seiner Wiedergeburt? Wir werden es nachher erfahren. Wir werden mit ihm sprechen. Da, jetzt wird er emporgezogen … Er schwebt über der Brücke seines sterbenden Schiffes, weg von dem Flammenmeer … Er ist gerettet … gerettet!«
    Heßbach klammerte sich an dem Nylonseil fest und blickte zurück auf sein in Flammen und schwarzen Rauch eingehülltes Schiff. Er hing sicher in der Rettungshose. Als er sich abhob von der Brücke, sah er, wie das Öl aus dem Leib der Maringo stürzte und das Meer zu brennen begann, er beobachtete, wie die beiden Schlepper abdrehten und vor der höllischen Hitze flüchteten. Das Spezialboot aus Gibraltar, das chemische Lösungsmittel bringen sollte, war noch nicht in Sicht.
    Langsam wurde Heßbach nach oben gezogen, zwei starke Arme hoben ihn in den Hubschrauber, zerrten ihn von der Bodenklappe weg und schleiften ihn nach hinten. In einem weiten, ansteigenden Bogen flogen sie nach Teneriffa zurück.
    »In Ordnung?« fragte ein Soldat in gebrochenem Deutsch.
    »In Ordnung.« Heßbach nickte schwach und versuchte ein Lächeln. »Danke …«
    »War Pflicht und Befehl …«
    Der Hubschrauber entfernte sich schnell von der brennenden Maringo. Ein schwarzes, von Flammen beherrschtes Rauchgebirge stand über dem Schiff. Über Meilen hinweg roch man schon das verbrannte Öl, und der Gestank zog bereits über Teneriffa, als der Hubschrauber auf dem alten Flugplatz Los Rodeos landete. Ein Krankenwagen brachte Heßbach mit heulenden Sirenen unverzüglich zum Krankenhaus nach Santa Cruz. Sein Krankenzimmer wurde unter Bewachung gestellt. Militärposten schirmten ihn von allen Besuchen ab. Ein Ärzteteam kümmerte sich um den Kapitän … er wurde laufend mit Sauerstoff versorgt, während man seine Kopfwunde behandelte und siebzehn Glassplitter aus seinem Körper entfernte. Heßbach spürte nichts von alledem. Die totale Erschöpfung hatte ihn übermannt. In einem ohnmachtähnlichen Schlaf suchte sein zerschundener Körper neue Kraft.
    Nachdem die entsetzlichen Bilder der Tankerkatastrophe vor Teneriffa um die ganze Welt gegangen waren, war man sich in den Funkhäusern und Redaktionen nicht einig, was nun aktueller war: Das brennende Wrack und das flammende Meer, ein sich kaum änderndes Bild, das mit der Zeit langweilig werden konnte, oder der Orkan in der Nordsee mit dem hilflos treibenden Tanker, der eine zweite große Katastrophe bringen konnte. Mittlerweile hatte sich das Rätsel um den Namen des Schiffes gelöst, denn eine Rettungsinsel der Unico II war von einem gegen den Sturm ankämpfenden Frachter geborgen worden. Die Geretteten boten ein Bild der totalen Erschöpfung. In warme Decken gehüllt hatte man sie unter Deck gebracht.
    Die meisten Funkhäuser und Redaktionen beschlossen, den Schwerpunkt ihrer Berichterstattung zunächst in die Deutsche Bucht zu verlagern. Hier war ›etwas zu erwarten‹, wie es der

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