Öl-Connection
Es war eine Aktion, bei der man sich die Finger schmutzig machen konnte, und Schmutz war das letzte, womit Dr. Wolffers seinen Namen in Berührung bringen wollte.
»Nicht Wolffers«, sagte Jeanmaire gelassen. »Ich stimme Ihnen zu, daß wir uns alle in nächster Zeit treffen sollten, und schlage dafür Barbados oder Martinique vor. Aber hier muß jetzt schnell gehandelt werden.«
»Das sage ich ja! Haben Sie einen Vorschlag?« Bouto wurde immer nervöser. Angstschweiß stand ihm auf der Stirn und lief langsam über sein dunkles Gesicht. »Heßbach liegt im Krankenhaus von Santa Cruz. Schwer bewacht. Ich wollte mit ihm sprechen … man läßt es nicht zu.«
»Ich glaube nicht, daß er in Teneriffa den Mund aufmacht«, beruhigte Jeanmaire seinen Freund. »Das macht er in Deutschland mit größtem Aufwand vor allen Medien. Lloyds wird eine Untersuchung einleiten, das deutsche Seeamt eine Verhandlung anberaumen, Greenpeace wird sich diesen Leckerbissen nicht entgehen lassen … die Lobby für Heßbach ist riesig wie nie zuvor!«
»Sie sagen es, Pierre. Es … es trifft uns alle!«
»Darum schlage ich Ihnen vor, daß ich die Sache in die Hand nehme. Ich habe da meine Verbindungen. Faxen Sie mir ein gutes Foto von Heßbach rüber … alles weitere werde ich dann veranlassen.«
»Was?«
»Jesus, das Telefon hat manchmal viele Ohren! Aber ich bin guten Mutes.«
»Und wenn irgend etwas schiefläuft?«
»Mir ist im Leben bisher alles gelungen. Die ›Aktion Heßbach‹ stellt keine übermäßigen Anforderungen, gemessen an Aktionen, die ich hinter mich gebracht habe. Jesus, über den Termin der Zusammenkunft auf Barbados oder Martinique sprechen wir noch. So long …«
Jeanmaire legte auf. Er blickte auf die vor ihm stehende Weltuhr, die die Zeiten der wichtigsten Städte anzeigte: New York, Tokio, Paris, Moskau, Peking, Sydney, Pretoria, Rio de Janeiro und London. In Frankreich war jetzt die ideale Zeit für einen Anruf.
Jeanmaire wählte eine Nummer, wartete, hörte, wie der Ruf hinausging und in Marseille ankam. Ist doch ein tolles Ding, das mit den Satelliten, dachte er dabei. Ich sitze hier in Panama und bin sekundenschnell mit Marseille verbunden. Wie klein ist doch unsere Erde geworden!
In Marseille, in der Rue Lopoche, nahe dem Hafen und in einer Gegend, die nicht gerade zu denen gehört, durch die man promenieren möchte, lag in einem sechsstöckigen Haus aus den dreißiger Jahren das Büro der ›Agentur für eilige Fälle‹. Ein merkwürdiger, aber interessanter Name, jedoch schien die Agentur nicht gerade überlaufen zu sein, denn sie bestand nur aus zwei sparsam eingerichteten Räumen. Irgendwelche Akten oder Schriftstücke lagen nicht herum, im kleineren der beiden Räume stand ein Fax-Gerät auf einem Bistro-Tisch, und der einzige Anwesende in dem Büro saß hinter seinem Schreibtisch in einem alten Sessel, hatte die Beine auf die Tischplatte gelegt, trank einen Pernod und rauchte eine schwarze Petit Corporal. Er nannte sich Monsieur Raoul Dumoulin, ein Allerweltsname, den es in Frankreich tausendfach gibt.
Dumoulin dachte gerade darüber nach, wo er zu Abend essen würde, als das Telefon läutete. Er hob ab und nahm noch einen Zug aus der schwarzen Zigarette.
»Dumoulin«, meldete er sich.
»Ich habe eine eilige Sache für Sie, Dumoulin.«
»Unsere Spezialität …! Wer hat Ihnen uns empfohlen?«
»Hier spricht Pierre Jeanmaire!«
»Oh! Monsieur!« Dumoulin zog die Beine vom Tisch. »Guten Abend. Wie geht es Ihnen? Hoffentlich nicht so wie Ihrem Kollegen aus Liberia. Haben Sie das im Fernsehen gesehen, Monsieur? Ich habe geweint, ja, ich habe geweint wie ein Kind! Zwölf Jahre fahre ich nach Teneriffa auf Urlaub, eine wundervolle Insel, so viele Erinnerungen verbinde ich damit, und jetzt diese Tragödie! Das alte Teneriffa wird es nicht mehr geben! Mon dieu, warum mußte das sein?«
»Es war die Schuld des Kapitäns«, sagte Jeanmaire nüchtern.
»Man sollte ihn im Öl ersticken, Monsieur.«
»Er heißt Lothar Heßbach und ist Deutscher.«
»Auch das noch! Haben diese Boches nicht schon genug auf der Welt zerstört?«
»In unserer eiligen Sache gibt es einen Deutschen zuviel. Diesen Kapitän Heßbach, der Ihre Trauminsel Teneriffa vernichtet hat. Ich faxe Ihnen gleich ein gutes Foto zu.«
»Ich werde es bespucken!« rief Dumoulin.
»Das wäre keine Lösung. Heßbach liegt im Augenblick in Teneriffa schwer bewacht im Krankenhaus.«
»Keine Schwierigkeit, Monsieur.«
»Er wird in den
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