Öl-Connection
Es geht auch um Ihre Zukunft.«
»Ich bin nicht zu kaufen, ich bin nicht zu bestechen und zu manipulieren!«
»Wer denkt denn an so etwas, Monsieur Dumarche? Im Gegenteil, wir wollen, daß Sie wieder ruhig schlafen können. Ich warte vor dem Hotel …«
Armand legte auf und verließ die Telefonzelle. Wird er kommen? Ja, er wird kommen. Ganz sicher kommt er.
Trotz seiner Wut gegen Bouto, siegte in Dumarche die Neugier. Er zog seine Jacke an, steckte das vom Gouverneur geliehene Geld in die Tasche – ich lasse mich von Bouto nicht freihalten, sagte er sich – und verließ das Hotel.
Der elegante Mann, der ihm entgegenkam, flößte ihm sofort Vertrauen ein. Wirklich kein Trick. Das ist kein raffinierter Journalist, das ist jemand, der ziemlich oben auf der Gehaltsliste von Bouto stehen muß.
Sie begrüßten sich per Handschlag, und Armand sagte: »Da steht mein Wagen. Verlieren wir keine Zeit, fahren wir.« Er blinzelte Dumarche zu. »Lieben Sie blond oder schwarz?«
»Ich habe andere Sorgen, Monsieur Petit.« Er stieg in das Auto und war einen Augenblick verwirrt. Der Wagen paßte nicht zu dem Äußeren von Petit. Er hatte einen Mercedes, BMW oder Rover erwartet, nicht eine klappernde Blechkiste. Armand schien seine Gedanken zu erraten.
»Zusammengepappter Rost auf Rädern – ich konnte auf die Schnelle keinen anderen bekommen«, sagte er fröhlich.
»So wie die Schiffe von Bouto!« antwortete Dumarche grimmig. »Die schwimmen auch … und bei der ersten Bewährungsprobe fallen sie auseinander.«
»Sie tun Monsieur Bouto Unrecht. Aber davon später.«
Armand gab Gas, der alte Motor jammerte auf, aber er fuhr und donnerte hinunter zum Hafen.
Von da an verlor sich die Spur von Jules Dumarche, Erster Offizier der in diesen Minuten sinkenden Maringo. Er kehrte nicht in das Hotel zurück, sondern war spurlos verschwunden. Die Polizei war völlig ratlos.
Das leidgeprüfte Hotel schien Unglücke anzuziehen.
Am nächsten Morgen betrat das Zimmermädchen Rosita das Zimmer von Pieter van Geldern. Erstaunt stellte sie fest, daß das Bett unberührt war, aber im Badezimmer der Wasserhahn tropfte. Sie klopfte gegen die nur angelehnte Tür, rief »Señor! Señor!«, und als niemand antwortete, stieß sie die Tür ganz auf.
Rosita hatte eine helle Stimme, und so gellte ihr Schrei durch die ganze Etage. Der Kellner, der gerade auf demselben Korridor ein Frühstück servieren wollte, stellte das Tablett ab und lief der Stimme nach. Er prallte in der Tür des Zimmers mit Rosita zusammen, die einen irren Blick hatte und erneut laut schrie.
»Im Bad!« schrie sie. »Im Bad!«
Der Kellner rannte in das Zimmer, kam sofort zurück, hielt Rosita den Mund zu und schleifte sie weg. Erst in der Etagenkammer schrie auch er.
»Soll das ganze Hotel fliehen? Halt den Mund, Rosita, halt den Mund! Ich hole den Chef. Du bleibst hier!«
Polizei und Guardia Civil trafen kurze Zeit später ein und stellten nach kurzer Untersuchung fest:
»Genickbruch … Er ist auf den nassen Kacheln ausgerutscht.«
Pieter van Geldern lag zusammengekrümmt auf der rechten Seite, den Kopf merkwürdig verdreht, die Augen aufgerissen, den Mund leicht geöffnet. Sein Körper war schon kalt. Der Unfall mußte sich demzufolge am späten Abend ereignet haben, als er in die Badewanne steigen wollte. Sie war halb gefüllt, das Wasser aber ebenfalls kalt.
Der Polizeiarzt richtete sich wieder auf. »Ganz klarer Fall«, sagte er. »Einwandfrei ein Unfall. Solche Kacheln, so schön sie sind, sind lebensgefährlich, wenn sie naß werden. Da ist schon so mancher ausgerutscht und lag nachher in Gips. Meistens mit Bein- oder Oberschenkelhalsbruch.« Er sah den Hoteldirektor fast strafend an. »Außerdem liegt keine Matte vor der Wanne! Das ist das mindeste, was man an Sicherheit verlangen kann.«
»O Madonna von Candelaria! Wer denkt denn gleich an einen Genickbruch?«
»Ich erinnere mich da an den berühmten Fall aus dem Jahre 1963. Einer der berühmtesten deutschen Schauspieler, Gustav Gründgens, rutschte in seinem Hotelzimmer in Manila aus und brach sich das Genick. Es ist selten, aber so etwas gibt es. Der Beweis liegt vor uns. Ein tragisches Mißgeschick!«
Gérard Armand saß auf der Terrasse seines Hotels und trank mit Genuß einen frisch gepreßten Orangensaft und starken, aromatisch duftenden Kaffee. Dazu aß er ein Butterhörnchen, Toast mit Honig und luftgetrockneten Schinken.
Er war sehr zufrieden mit sich.
Jemaja
Das Übereinkommen, das
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