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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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fünfundzwanzig Millionen, wurde der Öffentlichkeit in Form von Genussscheinen angeboten, um der Neugründung Kapital zu beschaffen – eine der größten Raffinerien im Staat, Lagertanks, neue Rohrleitungen und eine Tankstellenkette quer durch ganz Südkalifornien. Diese Aktien waren «nicht stimmberechtigt», ein wunderbarer neuer Plan, wie Dad Bunny erklärte. Die Öffentlichkeit sollte Geld zur Verfügung stellen und am Gewinn beteiligt werden, durfte aber bei der Führung des Unternehmens nicht mitreden. «Wir wollen nicht, dass sich ein Haufen Trottel in unsere Geschäfte einmischen», sagte Dad, «und auf dem Markt kann uns keiner überfahren und das Ruder an sich reißen.»
    Nach einigen weiteren Erklärungen verstand Bunny allmählich, was dieser unkündbare, felsenfeste Halt, den Dad und Mr Roscoe einander gaben, bedeutete. In den Prospekten und Inseraten von Ross Consolidated erfuhr die Öffentlichkeit alles über die riesigen Erdölvorkommen im Ross-Junior-Gelände in Paradise, aber zwischen ihnen war vereinbart, dass Ross Consolidated dieses Gelände nicht selbst betreiben, sondern an eine Spezialfirma verpachten würde, an die Ross-Junior-Betreibergesellschaft, und von dieser besaßen nur Dad, Mr Roscoe und die Bankiers Aktien. Es gab eine ganze Reihe solcher komplizierter Finten: Beteiligungsgesellschaften, Leasinggesellschaften, gesonderte Aktienausgaben … Einiges davon würde sich sofort auswirken, manches aber erst später, nachdem die Öffentlichkeit ihr Geld zur Verfügung gestellt hatte.
    Als Bunny, der «kleine Idealist», dagegen Einwände erhob, reagierte der Vater gekränkt. Das sei die übliche Verfahrensweise bei großen Geldgeschäften, meine Güte, sie betrieben doch keine Armenküche! Das Publikum bekam seinen Gewinnanteil und mehr, «die Aktie wird im ersten Jahr auf zweihundert steigen, wart nur ab!». Aber die eigentliche Knochenarbeit auf dem Paradise-Gelände wie auch am Prospect Hill und am Lobos River hatten Dad und sein Sohn geleistet. Die Regierung wollte, dass sie weitermachten, dass sie noch hundert andere Löcher bohrten und halfen, den Krieg zu gewinnen – und wie konnten sie das, wenn sie ihr Geld an Leute verteilten, die es auf Jazzpartys verjubelten? Man schaue sich nur diese «Kriegskinder» an und die aberwitzige Verschwendungssucht in New York! Dad hielt sein Geld zusammen und investierte es klug, in der Industrie, wo es hingehörte; er war der ehrlichen und betonharten Überzeugung, dass der Gewinn einzig und allein ihm zustand. Er und Mr Roscoe hatten sich als Einzelkämpfer gegen die großen Konzerne gewehrt und sich in allen Stürmen über Wasser gehalten; diesmal gingen sie eine felsenfeste Verbindung ein, diesmal würden sie rausholen, was drin war, jede Wette!
    8
    Unterdessen hatten die Deutschen eine weitere Offensive gegen die Franzosen begonnen, die bisher umfangreichste. Es war die zweite Schlacht an der Marne, und die Deutschen nannten sie «Friedenssturm», weil sie damit Paris erobern und den Frieden sichern wollten. Aber mittlerweile wurden große Frontabschnitte von den amerikanischen Truppen gehalten; eine Million Soldaten waren schon in Frankreich, und jeden Monat folgten trotz der U-Boote weitere dreihunderttausend mit der entsprechenden Ausrüstung. Es waren unverbrauchte Truppen, während alle anderen erschöpft waren, und deshalb wich die Front dort, wo sie eingesetzt wurden, nicht zurück, und die große deutsche Offensive wurde aufgehalten und zum Stillstand gebracht.
    Dann geschah ein, zwei Wochen später etwas, was die ganze Welt elektrisierte: Die Alliierten rückten vor! Sie griffen mal hier an, mal da, sie gewannen an Boden, sie vertrieben den Feind aus Verschanzungen, die in jahrelanger Arbeit gebaut worden waren und als uneinnehmbar galten. Die ganze mächtige Hindenburglinie begann zu bröckeln, dahinter die Siegfriedlinie und die Hundinglinie und all die anderen sagenumwobenen Stellungen. Für die Menschen in Amerika brachen die ersten Sonnenstrahlen durch dunkle Gewitterwolken. Die Yankees schnitten den berühmten «Saint-Mihiel-Bogen» ab, nahmen Zehntausende von Feinden gefangen und, was noch wichtiger war, eroberten die Maschinengewehre und schweren Geschütze, die die Deutschen nicht ersetzen konnten. Dies zog sich den ganzen Frühherbst hin, und die jungen Offiziersanwärter in Bunnys Ausbildungslager begannen sich schon zu sorgen, dieser Krieg könne womöglich vorbei sein, ehe sie den Schauplatz betreten hatten.
    Und die

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