Öl!

«Ich werde Ihre Frage beantworten, vorausgesetzt, Sie sind damit einverstanden, dass ich als Ihr Freund mit Ihnen spreche, und Sie berichten niemandem von diesem Gespräch.»
    Da sieht man, wie sehr sich Bunny schon in den Netzen des Bolschewismus verfangen hatte! Sonst wäre er nie auf einen solchen Vorschlag eingegangen!
    6
    Mr Irving erklärte, unsere Truppen seien in Sibirien, weil amerikanische Bankiers und Großindustrielle der Regierung des Zaren sowohl vor als auch im Krieg gewaltige Geldsummen geliehen hätten; die bolschewistische Regierung habe diese Schulden nicht anerkannt, und deshalb seien unsere Bankiers und Geschäftsleute entschlossen, sie zu vernichten. Es gehe nicht nur um die Höhe der Summe, sondern auch um den damit verbundenen Präzedenzfall; wenn die Regierung eines Landes die Schulden ihrer Vorgängerin für unverbindlich erklären konnte, was wurde dann aus internationalen Darlehen? Die Gläubigernationen – das heißt Amerika, Großbritannien und Frankreich – behaupteten, dass eine Staatsschuld zu einem Pfandrecht führe, nicht an der Regierung, aber am Land und seinen Reichtümern. Die Gesamtsumme der internationalen Darlehen betrug ein- oder zweihundert Milliarden Dollar, und die Gläubigernationen gedachten an Sowjetrussland ein Exempel zu statuieren und die Regel einzuführen, dass eine Regierung, die eine Schuld nicht anerkannte, abdanken musste.
    Diese Sichtweise war neu für Bunny, und er stellte viele Fragen. Mr Irving sagte, es gebe in Washington einen Russen, der während des Krieges hier Botschafter gewesen sei und in dieser Eigenschaft die Darlehen unserer Regierung weitergeleitet und damit Gewehre und Granaten für Russland gekauft habe. Als die bolschewistische Revolution ausbrach, hatte dieser Botschafter gerade etwa hundert Millionen Dollar erhalten, und unsere Regierung gestattete ihm, damit eine Propagandamaschinerie gegen das Sowjetregime zu errichten, mit einem Spionagesystem, das dem des Zaren in nichts nachstand. Zeitungen und Journalisten, Regierungsbeamte und Gesetzgeber, alle befanden sich auf der Gehaltsliste dieses Botschafters. Außerdem hatten Beamte unseres Außenministeriums russische Adlige geheiratet; diese Frauen hatten in der Revolution alles verloren, und es war nur zu natürlich, dass sie das neue Regime hassten. Ein Beamter war Teilhaber des Bankhauses, das die Darlehen vergeben hatte und nun mit Sicherheit ein Vermögen verlieren würde; andere waren mit Banken und Konzernen verbunden, für die große Summen auf dem Spiel standen. So kam es, dass sich Amerika mit der ganzen riesigen sowjetrussischen Republik im Krieg befand; und so kam es, dass ein Dozent an einer amerikanischen Universität das Thema nicht einmal außerhalb der Unterrichtsräume mit einem Studenten erörtern konnte, ohne um seine Stelle bangen zu müssen.
    Mr Daniel Webster Irving wies weit von sich, dass er mit dem Bolschewismus sympathisierte oder derartige Lehren in Amerika zu verbreiten wünschte, und Bunny in seiner Unschuld glaubte ihm, denn er wusste nicht, das alle bolschewistischen Agenten das behaupten – so lange, bis sie das Denken ihrer Opfer völlig vergiftet haben. Mr Irving äußerte die Auffassung, was in Russland geschehe, sei ein gewaltiges gesellschaftliches Experiment. Kann eine Regierung der Arbeiterklasse Erfolg haben? War Demokratie in der Wirtschaft möglich oder nur das Hirngespinst eines Fanatikers? Wir sollten unvoreingenommene Beobachter nach Russland entsenden, Experten aller Art, und uns berichten lassen, was dort ablaufe. Stattdessen hülfen wir Frankreich und Großbritannien, die Russen auszuhungern; wir zwängen sie, all ihre Kräfte für den Kampf gegen uns und die von uns unterstützten Armeen einzusetzen. Wir machten einen Erfolg dieses Experiments unmöglich, und deshalb bewies dessen Scheitern gar nichts.
    Bunny, das arme kleine Propagandaopfer, verkündete, er ändere gerade seine Meinung zu diesem Thema. Ja, die Russen hätten zweifellos das Recht, die eigenen Probleme auf ihre eigene Weise zu lösen, und natürlich müssten wir die Wahrheit über die dortigen Vorkommnisse erfahren – er wünschte, es gäbe eine Möglichkeit hierzu. Daraufhin nannte ihm Mr Irving die Namen von zwei Wochenzeitschriften, die zufällig soeben aus der Universitätsbibliothek und aus allen Highschools von Angel City verbannt worden waren, wegen «Verbreitung gefährlichen Gedankenguts».
    Man kann sich vorstellen, wie es weiterging. Wenn man einem