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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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jungen Paares? Auf jeden Fall wussten am nächsten Tag offenbar alle Bescheid, und im ganzen Kloster herrschte Feststimmung. Niemand ging so weit, das Paar mit Reis oder alten Schuhen zu bewerfen oder weiße Bänder an seine Autos zu knüpfen, aber alle lächelten freundlich und feixten verschmitzt, sodass die lockere Stimmung anhielt. Annabelle war natürlich entzückt, sie hatte dies von Anfang an geplant, sie hatte diesen jungen Ölprinzen von dem Tag an, da Verne ihr von ihm erzählt hatte, für ihre Freundin ausgesucht.
    Und Verne – na, man kann sich ja vorstellen, wenn der anfing, über ein solches Thema Witze zu reißen, blieb niemand mehr im Ungewissen!
    Als Bunny heimkam, merkte er, dass sich diese weißbebänderte Orangenblütenstimmung rätselhafterweise auf Dad übertragen hatte. Hatte Verne, der alte Gauner, sich etwa die Mühe gemacht, ihn telefonisch zu informieren? Jedenfalls strahlte Dad vor Zufriedenheit, und Bunny konnte jeden seiner Gedanken lesen. Dad hatte Vee Tracy kennengelernt und sie sehr nett gefunden. Eine Filmschauspielerin – Menschenskind, damit konnte man renommieren! Das war die richtige Karriere für einen jungen Ölprinzen – ganz in der aristokratischen Tradition! Jetzt würde Bunny etwas anderes im Kopf haben als seinen dummen Bolschewismus!
    Prompt übte sich Dad darin, Andeutungen zu machen, etwa mit dem Taktgefühl eines ausgewachsenen Rhinozeros. Ob Vee Tracy diesmal auch im Kloster gewesen sei? Also wirklich, dieses Mädchen hatte Pfeffer im Hintern! Verne hatte gesagt, sie kriegt bis zu viertausend die Woche, die Agenturprovision schon abgezogen. Sie hatte mehr Verstand wie all diese Marionettenmänner zusammen, sie hatte Geld auf der hohen Kante und besaß in ganz Hollywood Grundstücke. Sie hatte sich von Verne wegen Ross Consolidated beraten lassen, und der hatte gesagt, sie solle ans Limit gehen, und daraufhin hatte sie ihm wahrhaftigen Gottes einen Bankscheck über fünfzigtausend Dollar gebracht und ein Aktienpaket zur Anfangsnotierung gekriegt, das jetzt dreimal so viel wert war, und Vee hatte gesagt, Verne hätte ihr sechs Vergewaltigungen erspart! Das alte Rhinozeros glaubte erklären zu müssen, was Vee damit gemeint hatte – dass sie nämlich in sechs Filmen nicht hatte mitspielen müssen.
    Bertie erfuhr die Neuigkeit umgehend, weil Charlie Normans Schmuggler zufällig in Annabelle Ames’ Schwester verliebt war. Bertie wollte Vee auf der Stelle kennenlernen und befahl Bunny, sie zum Lunch mitzubringen. Das beunruhigte Vee, sie meinte, Schwestern versuchten immer, den Männern ihre Freundinnen madig zu machen. Aber Bunny lachte und sagte, er sei schon immun gegen Berties Gehässigkeiten. So trafen sie sich, und alles verlief ganz wunderbar; Vee gab sich bescheiden und bemühte sich zu gefallen, und Bertie trat äußerst huldvoll als große Dame auf. So gehörte es sich auch, denn Vee war nur eine Schauspielerin, während Bertie in den richtig feinen Kreisen verkehrte; ihr Tun und Treiben erschien auf den honorigen Zeitungsseiten, auf die Filmschauspieler nur selten vordrangen. Nach dem Lunch sagte Bertie zu ihrem Bruder, Vee sei in Ordnung, vielleicht könne sie ihn ja zur Vernunft bringen – und das war bei einer Schwester der Gipfel an Herzlichkeit.
    So glatt lief es also, es war alles in bester Butter. Bunnys Schlaf wurde nicht mehr von Träumen gestört, der Traum war Wirklichkeit geworden und gehörte ihm. Wenn die beiden ins Kloster fuhren, wurden sie in Zimmern mit einer Verbindungstür untergebracht, und wenn er Vee in ihrem Bungalow besuchte, pflegte die taktvolle ältere Dame, die ihr den Haushalt führte, unauffällig zu verschwinden. Was das Filmvolk betraf, so sagte es nichts mehr – es hatte schon alles gesagt, was es zu sagen gab.
    Bunny rief Vee an, und an den Samstagen und freien Tagen verabredeten sie sich, falls es aber ein Wochentag war, sagte Vee: «Nein, Bunny, du solltest daheimbleiben und lernen.»
    Dann antwortete er: «Quatsch, Vee, ich bin den anderen um eine ganze Woche voraus.»
    «Aber, Bunny, wenn du meinetwegen deine Arbeit vernachlässigst, putzt mich dein Vater runter!»
    «Dad ist noch viel verliebter als ich! Er hält dich für den hellsten Stern am Filmhimmel.»
    «Wir dürfen es nur nicht zu weit treiben, Bunny! Dann plagt dich dein Gewissen, und du gibst mir die Schuld.»
    «Verflixt, Vee, du kommandierst mich schlimmer herum als Annabelle ihren Roscoe.»
    «Ich will dir was sagen: Wenn es mir gelingt, meinen

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