Öl!
ein Holzblock, um die Erschütterungen aufzufangen. Nun fuhr der Laster mit der Maschine rückwärts heran, der Fahrer zog die Handbremse und sicherte die Hemmschuhe, und ruck, zuck war die Maschine an ihren Platz geschoben. Gleichzeitig hatten ein paar andere Arbeiter den großen Dampfkessel aufgestellt. Ein Tankbehälter mit Brennstoff stand bereits da, man befestigte das Zuleitungsrohr, und schon war der Motor betriebsbereit. Mittlerweile fuhr der nächste Lastwagen rückwärts heran, Schlitten wurden unter das «Hebewerk» geschoben, und als Bunny am nächsten Morgen wiederkam, fand er die riesige «Trommel» schon an Ort und Stelle, der funktionstüchtige Rollenzug hing hoch oben im Turm, und das «Bohrgestänge» wurde gerade ausgeladen. Sie schlangen eine Stahlkette um jeweils drei der schweren Rohre, dann kam eine Seilrolle mit einem Stahlhaken herunter und griff nach der Kette. Die Antriebsmaschine startete mit einem Ruck, Kette und Stahlseil strafften sich, und die Rohre glitten von der Ladefläche. Sie waren zwanzig Fuß lang und wogen pro Fuß neunzehn Pfund, und bei einem Bohrloch von einer Meile Tiefe waren das – leicht auszurechnen – fünfzig Tonnen Stahl. Dieses Gewicht musste der Bohrturm tragen, die Stahlseile mussten es heben, und Trommel und Maschine mussten dem Zug standhalten. Da regten sich die Leute über den Benzinpreis auf, aber sie dachten nie an die Kosten für Bohrgestänge und Futterrohre!
All dies hatte Bunny schon hundertmal gehört, aber Dad wurde nie müde, darüber zu reden. Er war nur dann ganz zufrieden, wenn der Junge bei ihm war und wieder etwas Neues lernte. Man brauchte sich nicht einbilden, dass man Fachkräfte anstellen konnte, die sich um alles kümmerten, denn woher wollte man wissen, dass einer ein Fachmann war, wenn man selber weniger davon verstand als er? Womöglich fiel der Vorarbeiter eines Tages tot um oder ein Konkurrent warb ihn ab, und was dann? «Sei dein eigener Fachmann!», sagte Dad.
Der Mechanismus, der das Ganze in Drehung versetzte, hieß «Drehtisch»; er war mit der Antriebsmaschine durch eine Stahlkette verbunden, ganz ähnlich einer Fahrradkette, nur dass die Glieder so groß waren wie eine Kinderfaust. Durch ein Loch in der Mitte des Drehtischs lief das Gestänge; in der Arbeitsbühne befand sich ein Loch an der gleichen Stelle, und bald würde auch eins in der Erde sein! Das Loch im Drehtisch war quadratisch, und das obere Ende der Bohrspindel, die sogenannte «Mitnehmerstange», war auch quadratisch und passte genau in dieses Loch. Man schob sie hier durch, aber vorher schraubte man noch die «Muffe» und den «Meißel» an, das Werkzeug, das die eigentliche Bohrarbeit leistete. Sie begannen mit einem «Lamellenmeißel» – der hatte zwei Stahldinger groß wie Speiseteller, die einander gegenüberstanden, und wenn sie sich drehten, zwang sie das Gewicht des Gestänges, sich in die Erde hineinzufressen. Man begann mit einem Achtzehn-Zoll-Meißel, und wenn der loslegte, fraß er ein zwei Fuß breites Loch in den Boden.
Endlich saß auch das letzte Werkzeug an seinem Platz, die letzte Schraube war angezogen und das Bohrgerät bereit für seine lange Reise in die Eingeweide der Erde. Das war ein großer Augenblick, vergleichbar dem Stapellauf eines Schiffs oder der Amtseinsetzung des ersten Präsidenten einer Republik. Alle Kameraden versammelten sich, dazu die Arbeiter von benachbarten Bohrungen und ein Haufen Schaulustiger. Die Mannschaft hatte drei Wochen lang mit Hochdruck auf dieses Ziel hingearbeitet, und jetzt standen sie da, die Tages- und die Nachtschicht, stolz auf das Vergangene und neugierig auf das Kommende. Der Maschinist hatte die Hand am Hebel und blickte auf Dad, Dad nickte ihm zu, er legte den Hebel um, die Maschine startete, das Getriebe machte einen Höllenlärm, und der Meißel traf auf den Grund: «Bohr! Bohr!» Zumindest bildet sich der Mensch ein, das zu hören, und so nennt er diesen Prozess «anbohren». «Auf nach China!», rief der Vorarbeiter, und wer saubere Hände hatte, schüttelte Dad die Hand, auch Mr Bankside, auf dessen Grund und Boden gebohrt wurde, sowie Mrs Bankside und die ganze Familie. Sie luden Dad und Bunny in ihr Haus auf dem Pachtgrund ein, öffneten eine Flasche Champagner und tranken einen winzigen Schluck auf das Wohl von Ross-Bankside Nr. 1, das bereits ein halbes Dutzend Fuß tief im Boden war.
5
An der Küste war es im Sommer kühl, daheim in Lobos River aber heiß wie im Höllenfeuer,
Weitere Kostenlose Bücher