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Öland

Öland

Titel: Öland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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festgestellt,
     was passiert ist.«
    »Hat er gesagt, dass es ein Unfall war?«, fragte Gerlof.
    »Ja. Dann ist er wieder gefahren.«
    »Aber er hat die Nacht über im Regen gelegen?«, ergänzte
     Gerlof.
    »Ja«, sagte Lennart. »Es muss gestern Abend passiert sein.«
    »Dann gab es also kein Blut?«, fragte Gerlof. »Und alle Spuren sind mit dem Regen weggespült worden?«
    Er wusste selbst nicht so genau, warum er diese Fragen
     stellte oder wohin sie führen sollten.
    »Er hatte Blut im Gesicht«, sagte Julia. »Ein bisschen Blut.«
    Gerlof nickte. Im Flur waren Schritte zu hören, und der
     jüngere der beiden Polizisten schaute ins Wohnzimmer.
    »Wir sind dann jetzt fertig, Lennart«, sagte er. »Wir fahren.«
    »Gut. Ich glaube, ich bleibe noch einen Moment.«
    »Tu das, halte die Stellung.«
    Gerlof fand, dass in seiner Stimme Respekt mitschwang.
     Vielleicht hatte sich Lennart ihn durch seine vielen Dienstjahre verdient, vielleicht auch, weil schon sein Vater Polizist
     gewesen war.
    »Fahrt vorsichtig«, sagte Henriksson, und sein Kollege
     nickte und verschwand.
    Hinter ihm stand John mit einem großen braunen Geldbeutel aus Leder in der Hand. Er hob ihn hoch und zeigte ihn
     Gerlof, Julia und Henriksson.
    »Dreitausendzweihundertundachtundfünfzig Kronen,
     vom Steinverkauf«, sagte er. »Es lag in der untersten Schublade in der Küche, unter den Plastiktüten.«
    »Darum kannst du dich doch kümmern, John«, sagte Henriksson. »Wäre nicht klug, hier so viel Geld herumliegen zu
     lassen.«
    »Ich kann es an mich nehmen, bis das Erbe unter den Angehörigenaufgeteilt wird«, sagte Gerlof und streckte die Hand
     danach aus.
    John schien erleichtert, das Portemonnaie abgeben zu
     dürfen.
    »Gut«, sagte Henriksson. Er lehnte sich vor und erhob sich
     mit einiger Mühe aus dem Sofa. »Ich werde dann auch mal
     fahren.«
    »Vielen Dank, dass Sie …« Julia blieb auf dem Sofa sitzen
     und suchte nach den richtigen Worten. »… dass Sie sich die
     Zeit genommen haben.«
    »Das ist doch selbstverständlich.« Henriksson sah sie erschöpft an. »Es ist nicht einfach, als Erste an den Ort eines
     tödlichen Unfalls zu kommen. Ich musste das im Laufe meiner Amtszeit auch schon ein paar Mal erleben. Man fühlt sich
     so … einsam. Machtlos.«
    Julia nickte.
    »Aber mir geht es schon wieder besser.«
    »Das freut mich.« Henriksson setzte sich seine Uniformmütze auf. »Mein Büro ist in Marnäs. Sie können jederzeit
     vorbeikommen, wenn es etwas gibt.« Er sah zu John und
     Gerlof. »Das gilt natürlich auch für euch. Schließt ihr hinter
     euch zu?«
    »Das machen wir«, sagte Gerlof.
    Sie hörten ein Auto starten und sich langsam entfernen.
    »Wir sollten auch bald fahren«, sagte Gerlof zu Julia. Er
     steckte Ernsts Geldbeutel in die Jackentascheundsah zu John.
    »Können wir kurz vor die Tür gehen?«, fragte er. »Ich wollte
     dir gerne was zeigen … Mir ist da was aufgefallen.«
    »Soll ich mitkommen?«, fragte Julia.
    »Musst du nicht.«
    John ließ Gerlof vorangehen, als sie das Haus verlassen hatten. Auf seinem Stock gestützt, ging er zu den Skulpturen.
    »Was wollen wir uns denn ansehen?«, fragte John.
    »Hier drüben an der Kante habe ich etwas entdeckt, bevor
     ich ins Haus gekommen bin … Hier.«
    Gerlof zeigte in den Steinbruch, wo der polierte Stein lag,
     der aussah wie ein großes Ei oder ein missgebildeter Kopf. Er
     war in eine größere und eine kleinere Hälfte zersprungen.
    »Du erkennst ihn, oder?«, fragte er John.
    John nickte langsam.
    »Den hat Ernst aus Spaß immer den Kantstein genannt«,
     sagte er.
    »Der wurde doch herabgestoßen«, behauptete Gerlof. »Oder
     was meinst du?«
    »Stimmt.« John nickte erneut. »So sieht es aus.«
    »Stand der den Sommer über nicht hinter dem Haus?«,
     sagte Gerlof.
    »Letzte Woche, als ich hier war, stand er jedenfalls noch
     hier, an der Kante«, erwiderte John. »Da bin ich mir sicher.«
    »Ernst hat ihn mit Absicht heruntergestoßen?«, fragte Gerlof vorsichtig.
    »Das hat er wohl.«
    Die alten Freunde sahen einander an.
    »Was glaubst du?«
    »Tja, ich weiß nicht recht.« Gerlof seufzte. »Ich weiß nicht.
     Aber ich glaube, Nils Kant ist vielleicht wieder zurück.«

9
    J ulia sorgte dafür, dass die trauernden alten Männer starken
     Kaffee bekamen. Sie benutzte Ernsts weißes Porzellan mit
     gelben öländischen Sonnen darauf und servierte jedem eine
     Tasse im Wohnzimmer, ehe sie fuhren, und hatte dabei das
     Gefühl,

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