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Öland

Öland

Titel: Öland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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Ölands, aber ich glaube, sie hat sich nie viel aus
     Geld gemacht. Ihre Verwandten streiten sich, glaube ich,
     noch immer um das Erbe, denn wie du siehst, steht das Haus
     leer und verfällt langsam. Vielleicht traut sich auch niemand,
     dort zu wohnen.«
    »Vera Kant …«, wiederholte Julia. »Ich erinnere mich nicht
     richtig an sie. Sie war nicht sonderlich beliebt, oder?«
    »Nein, sie war zu verbittert und nachtragend«, sagte Gerlof.
     »Wenn dein Großvater ihr Unrecht getan hatte, hasste sie
     deine Mutter, dich und deinen Hund bis ans Ende ihres Lebens. Darum hatte sie so gut wie keine Freunde.«
    »Und sie ist nie in die Stadt gefahren?«
    »Nein, Vera war eine Einzelgängerin«, sagte Gerlof. »Sie saß
     die meiste Zeit in ihrem Haus und sehnte sich nach ihrem
     Sohn.«
    »Was hat er denn getan?«, wiederholte Julia ihre Frage.
    »Eine ganze Menge …«, begann Gerlof. »Als Junge wurde er
     verdächtigt, seinen Bruder ertränkt zu haben. Nur Nils und
     sein Bruder waren am Strand, als es passierte, und Nils hat
     später behauptet, es sei ein Unfall gewesen … Die ganze Wahrheit werden wir wohl nie erfahren.«
    »Wart ihr Freunde?«
    »Nein, nein. Er war ein paar Jahre jünger als ich, und ich
     bin ziemlich früh zur See gefahren. Darum habe ich ihn
     kaum gekannt, als er noch ein kleiner Junge war.«
    »Und als Erwachsenen?«
    Gerlof wollte lächeln, aber wenn es um Nils Kant ging, gab
     es keinen Grund zu lächeln.
    »Definitiv nicht als Erwachsenen«, wehrte er ab. »Er hat das
     Dorf früh verlassen.« Er hob die Hand und zeigte zu dem kleinen Bücherregal in einer Ecke des Raums. »Da drüben steht
     ein Buch über Nils Kant. Zumindest handelt es zum Teil von
     ihm. Es steht auf dem dritten Regalbrett von oben und hat
     einen schmalen, gelben Buchrücken.«
    Julia stand auf, suchte und zog schließlich ein Buch heraus.
     Sie las den Titel laut.
    » Öländische Verbrechen .«
    Sie sah Gerlof fragend an.
    »Ja, das ist es«, sagte Gerlof. »Ein Kollege von Bengt Nyberg
     von der Ölands-Posten hat es vor ein paar Jahren geschrieben.
     Lies es, dann weißt du das meiste.«
    »Okay.« Sie sah auf die Uhr. »Aber heute Abend nicht mehr.«
    »Nein. Wir sollten schlafen gehen«, sagte Gerlof.
    »Ich würde gerne in meinem alten Zimmer schlafen«, sagte
     Julia. »Wenn das in Ordnung ist.«
    Es war in Ordnung. Gerlof nahm das Schlafzimmer daneben, das er so viele Jahre mit Ella geteilt hatte. Ihr altes
     Doppelbett war zwar weg, aber die neuen Betten standen
     am selben Platz. Während sich Gerlof im Badezimmer fertig
     machte, bezog Julia ihm eines der beiden, denn das Bettenbeziehen war eine Turnübung, die er nicht schaffte.
    Nachdem auch Julia sich fertig gemacht und in ihr Zimmer
     gegangen war, zog sich Gerlof aus und legte sich in langer
     Unterhose und Unterhemd ins Bett. Die Matratze war wesentlich härter als jene, auf der er sonst schlief.
    Er lag eine Weile ruhig da, dachte nach und stellte fest,
     dass er sich hier nicht mehr so wohlfühlte wie in seinem
     Zimmer in Marnäs. Es war damals ein großer Schritt für ihn
     gewesen zu erkennen, dass er zu alt war, um sich alleine in
     Stenvik zu versorgen. Aber wahrscheinlich war es der richtige Entschluss gewesen, zumindest musste man nicht abwaschen und sich den Kaffee selbst kochen.
    Gerlof lauschte dem Wind in den Bäumen, schlief dann ein
     und träumte, dass er auf einem harten Bett aus Stein im
     Steinbruch lag.
    Der Himmel über ihm war tiefblau, der Wind blies kräftig,
     trotzdem hing ein dünner Nebel rätselhafterweise und sehr
     hartnäckig über dem Boden.
    Ernst Adolfsson stand oben an der Kante und sah mit
     schwarzen Augenhöhlen in den Steinbruch hinunter.
    Gerlof öffnete den Mund, um seinen Freund zu fragen, ob
     er den Stein hinuntergestoßen hatte und was er damit sagen
     wollte – aber ein Flüstern brachte Ernst dazu, sich umzudrehen.
    » Ich habe sie alle getötet .«
    Nils Kant hatte das geflüstert.
    » Gerlof … Ich soll dich von deinem Enkelkind grüßen .«
    Nils Kant kam mit rauchender Schrotflinte von der Alvar
     zum Steinbruch gewandert, stand direkt hinter Ernsts Hausund würde jeden Moment um die Ecke biegen. Gerlof hob
     den Kopf und hielt den Atem an. Gleich würde er wissen, wie
     Nils Kant als Erwachsener, als alter Mann aussah. Hatte er
     noch Haare auf dem Kopf? Waren sie grau? Trug er einen Bart?
    Aber es war Ernst, der sich umdrehte und stattdessen hinter dem Haus verschwand; er glitt

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