Offenbarung
wen
ich meine.«
»Doch nicht etwa Quaiche?«
»Lassen Sie das Theater, Grelier. Ich weiß doch, wie
Sie zu Ihrem Nebenbuhler stehen. Und soll ich Ihnen sagen, was daran
besonders komisch ist? Sie beide haben mehr gemeinsam, als Ihnen
bewusst ist. Zwei Standardmenschen, die von ihrer Kultur
ausgestoßen wurden. Ich hatte große Hoffnungen in Sie
beide gesetzt, aber von Quaiche muss ich mich nun wohl leider
trennen.«
»Sie geben Ihm aber doch sicher eine letzte Chance, Madame?
Immerhin befinden wir uns im Anflug auf ein neues System.«
»Das hätten Sie wohl gerne? Er soll ein letztes Mal
versagen, damit meine Strafe danach umso härter
ausfällt?«
»Ich hatte nur das Wohl des Schiffes im Auge.«
Sie lächelte. »Aber gewiss doch, Grelier.« Seine
Lügen amüsierten sie. »Nun, ich habe noch nicht
entschieden, was mit Quaiche geschehen soll. Auf jeden Fall muss ich
mich ernsthaft mit ihm unterhalten. Durch unsere Handelspartner sind
einige neue Informationen über ihn in meine Hände gelangt,
die von großem Interesse sind.«
»Was Sie nicht sagen!«, bemerkte Grelier.
»Die Angaben, die er bei seiner Einstellung über seine
beruflichen Erfahrungen machte, entsprechen offenbar nicht ganz der
Wahrheit. Ich hätte mich eingehender nach seinem Werdegang
erkundigen müssen. Aber das ändert nichts daran, dass er zu
dick aufgetragen hat, was seine früheren Erfolge betrifft. Ich
wollte einen verhandlungssicheren Agenten, der sich unter planetaren
Bedingungen instinktiv zu Hause fühlt. Einen Mann, der mit
Standardmenschen wie mit Ultras zurechtkommt, der imstande ist,
vorteilhafte Geschäfte für uns auszuhandeln und
Schätze zu entdecken, auf die wir allein niemals gestoßen
wären.«
»Hört sich ganz nach Quaiche an.«
»Nein, Grelier, nicht nach Quaiche, sondern nach der
Persönlichkeit, die Quaiche uns vorspielte. Nach der Fiktion,
die er uns präsentierte. In Wirklichkeit ist seine Karriere
alles andere als beeindruckend. Hier und dort ein Treffer, aber
ebenso viele Fehlschläge. Er ist ein Glücksritter: ein
Prahlhans, ein Opportunist und ein Lügner. Und außerdem
ist er verseucht.«
Grelier zog eine Augenbraue hoch. »Verseucht?«
»Er hat ein Indoktrinationsvirus im Blut. Wir haben die
gängigen Untersuchungen durchgeführt, aber dieses Virus war
nicht in unserer Datenbank, und deshalb wurde es übersehen. Zum
Glück ist es nicht hochgradig ansteckend – wobei wir ohnehin kein leichtes Opfer wären.«
»Um welchen Typ von Indoktrinationsvirus handelt es
sich?«
»Ein primitives Mischmasch: ein unausgegorenes Gebräu
aus religiösen Symbolen der letzten dreitausend Jahre, ohne
theistischen Überbau wahllos zusammengewürfelt. Es gibt ihm
keinen umfassenden Glauben, sondern gaukelt nur fromme Gefühle vor. Offenbar hat er sich überwiegend unter
Kontrolle. Dennoch mache ich mir Sorgen, Grelier. Was ist, wenn sich
sein Zustand verschlimmert? Ich will niemanden um mich haben, der in
seiner Impulsivität unberechenbar ist.«
»Sie wollen sich also von ihm trennen?«
»Noch nicht sofort. Erst wenn 107 Piscium hinter uns liegt.
Er soll eine letzte Chance bekommen, sich zu bewähren.«
»Wieso glauben Sie, er könnte diesmal etwas
finden?«
»Ich rechne nicht damit, aber ich bin davon überzeugt,
dass die Wahrscheinlichkeit steigt, wenn man ihm den richtigen Anreiz
gibt.«
»Und wenn er einfach verschwindet?«
»Auch daran habe ich gedacht. Ich kann mir nicht vorstellen,
dass Quaiche noch etwas einfällt, womit er mich überraschen
könnte. Jetzt brauche ich ihn nur noch selbst, und zwar halbwegs
lebendig. Können Sie das für mich erledigen?«
»Jetzt gleich, Madame?«
»Warum nicht? Man soll das Eisen schmieden, solange es
heiß ist.«
»Die Schwierigkeit ist«, gab Grelier zu bedenken,
»er ist eingefroren. Wenn wir uns an die Standardprozedur
halten, dauert es sechs Stunden, um ihn wachzubekommen.«
»Und wenn nicht?« Wie lange mochte der neue Körper
wohl noch durchhalten? »Wie viele Stunden könnten wir
einsparen? Eine realistische Schätzung!«
»Höchstenfalls zwei, wenn wir nicht riskieren wollen,
dass er uns unter den Händen stirbt. Und auch dann wird es ein
klein wenig ungemütlich werden.«
Jasmina strahlte den Generalmedikus an. »Er wird es schon
verkraften. Ach ja, noch etwas, Grelier.«
»Madame?«
»Bringen Sie mir den Ehernen Panzer.«
Drei
Lichtschiff Gnostische Himmelfahrt,
interstellarer Weltraum
2615
Seine Geliebte half ihm aus dem Tank. Quaiche ließ
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