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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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es
schließlich bis hierher geschafft. Andererseits, wenn er nichts
zu verbergen hat…«
    »Der Captain möchte auf seine Fähre
zurückkehren, um Ihre Vorschläge zu
überdenken.«
    »Gewiss doch!«, rief Quaiche mit einer Begeisterung, als
wäre er zu jedem Zugeständnis bereit. »Mein Angebot
ist ernst gemeint, und man sollte nichts überstürzen.
Schlafen Sie darüber. Besprechen Sie es mit anderen. Holen Sie
eine zweite Meinung ein. Soll ich eine Eskorte rufen?«
    »Der Captain findet auch allein zu seiner Fähre
zurück«, sagte die Dolmetscherin.
    Quaiche winkte ihm zum Abschied zu. »Nun gut. Bitte
übermitteln Sie Ihrer Besatzung meine besten Wünsche…
und ziehen Sie mein Angebot sehr ernsthaft in
Erwägung.«
    Der Captain machte kehrt und strebte unter rhythmischem Klirren
der Tür zu, ohne dass seine Assistenten aufgehört
hätten, die Hebel und Ventile seines albernen Anzugs zu
verstellen. Sein Abgang war so quälend langsam wie sein
Auftritt. Der Anzug schien unfähig, mehr als zwei Zentimeter
lange Schritte zu machen.
    Der Captain hielt noch einmal inne und drehte sich mühsam um.
Die Scheibenwischer gingen hin und her. Aus der Pfeifenorgel drang
eine neue Tonfolge.
    »Entschuldigen Sie«, sagte die Dolmetscherin, »aber
der Captain hat noch eine Frage. Beim Anflug auf die Morwenna musste er infolge technischer Probleme seiner Fähre
unerwartet von der üblichen Route abweichen.«
    »Technische Probleme? Ist das denn die
Möglichkeit?«
    »Dabei beobachtete er umfangreiche Grabungen etwas
nördlich des Ewigen Weges in der Nähe der
Jarnsaxa-Ebene. Eine teilweise getarnte Vertiefung zog seine
Aufmerksamkeit auf sich. Bei näherer Untersuchung mit dem Radar
der Fähre ergab sich, dass es sich um eine abschüssige
Höhle von mehreren Kilometern Länge und mindestens einem
Kilometer Tiefe handelte. Er nimmt an, dass die Grabung mit
Flitzerfunden zu tun hat.«
    »Das mag schon sein«, sagte Quaiche gespielt
gleichgültig.
    »Der Captain ist ein wenig ratlos. Er kennt die
Verhältnisse auf Hela nicht allzu gut, war aber bislang der
Meinung, die größten Fundstätten befänden sich
in den zirkumpolaren Regionen.«
    »Flitzerfunde gibt es überall auf Hela«, sagte
Quaiche. »Dank der geografischen Gegebenheiten sind sie in den
Polarregionen lediglich leichter zugänglich. Ich weiß
nicht, welche Grabung Sie gesehen haben oder warum sie getarnt war.
Bedauerlicherweise stehen die meisten derartigen Projekte nicht
direkt unter kirchlicher Verwaltung. Wir können sie nicht alle
überwachen.«
    »Das war eine sehr aufschlussreiche Antwort. Der Captain
bedankt sich.«
    Quaiche runzelte die Stirn, dann setzte er ein nachsichtiges
Lächeln auf. Wie war das zu verstehen? War der Sarkasmus
gewollt, oder hatte sie einfach nicht den richtigen Ton getroffen?
Sie war ein Standardmensch, und in solchen Leuten hatte er
früher gelesen wie in einem offenen Buch. Inzwischen hatte er
sich von ihresgleichen – nicht nur Frauen, sondern fast allen
Menschen – so weit entfernt, dass er mit seinen Instinkten
nichts mehr ausrichten konnte. Er sah den beiden nach.
    Der Captain hinterließ einen Geruch nach heißem
Metall. Quaiche wartete ungeduldig, während die giftigen
Dämpfe abgesaugt wurden.
    Wenig später hörte er Greliers Krückstock klappern.
Der Generalmedikus war in der Nähe gewesen und hatte das
Gespräch über versteckte Kameras und Mikrofone
verfolgt.
    »Klingt recht vielversprechend«, bemerkte er beim
Eintreten. »Er hat nicht sofort abgelehnt, und er hat
tatsächlich ein Schiff. Ich schätze, er kann es gar nicht
erwarten, das Geschäft abzuschließen.«
    »Das denke ich auch«, sagte Quaiche und wischte
über einen beschlagenen Spiegel, um Haldora wieder in gewohnter
Klarheit erstrahlen zu lassen. »Wenn man Heckels ohnehin nicht
sehr überzeugendes Gepolter wegnimmt, scheint ihm das Angebot
überaus gelegen zu kommen.« Er hielt ein Blatt Papier in
die Höhe, das er während der Verhandlungen fest an die
Brust gedrückt hatte. »Ein Bericht über den
technischen Zustand des Schiffes von unseren Agenten im parkenden
Schwarm. Klingt nicht ermutigend. Die Kiste fällt auseinander.
Hat es gerade noch bis 107 P geschafft.«
    »Mal sehen.« Grelier überflog das Papier mit einem
kurzen Blick. »Sie können sich nicht darauf verlassen, dass
das den Tatsachen entspricht.«
    »Nein?«
    »Nein. Ultras spielen den Zustand ihrer Schiffe immer
herunter, oft verbreiten sie sogar gezielte Falschinformationen. Das
hat den

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