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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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ähnliche Stellung wie Sie.«
    »Das muss lange her sein.«
    »Aber es fällt den Ultras offenbar immer noch schwer,
mit unseresgleichen zu verhandeln?«
    »Unseresgleichen, Dekan«
    »Standardmenschen wie Ihnen und mir.«
    Sie hatte sich gut unter Kontrolle, aber ihre Belustigung entging
ihm nicht. Er stellte sich vor, was sie sah: einen gebrechlichen
alten Mann mit Augen wie geschälten Früchten, der, umgeben
von beweglichen Spiegeln, in seinem Krankenstuhl dahinsiechte. Er
hatte auf seine Sonnenbrille verzichtet.
    Quaiche hob die Hand. »Ich habe nicht immer so ausgesehen.
Ich konnte mich als Standardmensch in normaler Gesellschaft bewegen,
ohne Aufsehen zu erregen. Dann bekam ich genau wie Sie eine Stellung
auf einem Ultraschiff. Bei Königin Jasmina von der Gnostische
Himmelfahrt…«
    Heckel drehte an seinen Knöpfen und orgelte etwas
Unverständliches.
    »Er sagt, Jasmina hatte auch unter anderen Ultras nicht den
besten Ruf«, übersetzte die Dolmetscherin. »Bis auf
den heutigen Tag gilt es in gewissen Ultrakreisen als hochgradig
geschmacklos, ihren Namen zu erwähnen.«
    »Ich dachte immer, Ultras wüssten gar nicht, was
Geschmack ist«, gab Quaiche scherzhaft zurück.
    Heckels Orgeln wurde schrill und gebieterisch.
    »Er meint, Sie hätten offenbar vieles vergessen«,
übersetzte die Dolmetscherin. »Und er hätte heute auch
noch andere Dinge zu erledigen.«
    Quaiche befingerte den Saum seiner roten Decke. »Nun gut. Nur
zur Klarstellung… Sie würden mein Angebot eventuell in
Betracht ziehen?«
    Die Dolmetscherin hörte Heckel kurz zu und wandte sich dann
an Quaiche. »Er sagt, er hält die Sicherheitsvereinbarung,
die Sie vorschlagen, für überzeugend.«
    Quaiche nickte eifrig, und die Spiegel nickten notgedrungen mit.
»Natürlich wäre sie für beide Parteien von
Vorteil. Ich könnte mich unter dem Schutz eines Schiffes wie der Dritte Gasometrie vor den skrupelloseren Ultra-Elementen
sicher fühlen, die, wie wir alle wissen, im All ihr Unwesen
treiben. Und Sie würden für diesen Schutz – den Sie
mir für einen festen, aber natürlich nicht unbegrenzten
Zeitraum gewähren müssten – in Form von
Handelsprivilegien, Insiderinformationen und dergleichen entlohnt.
Wir würden beide profitieren, Captain Heckel. Sie müssten
sich lediglich bereit erklären, die Dritte Gasometrie näher an Hela heranzufliegen und in einige sehr
maßvolle freundschaftliche Absprachen einzuwilligen… unter
anderem in die Stationierung einer kleinen Kathedralen-Delegation auf
Ihrem Schiff und – selbstverständlich – einer
entsprechenden Gruppe auf der Morwenna. Danach könnten
Sie sich sofort vor allen Ihren Konkurrenten die besten Flitzerfunde
aus unseren Beständen sichern.« Quaiche sah sich
misstrauisch um, als hätte er in den Schatten des Turmzimmers
Feinde entdeckt. »Und wir bräuchten nicht mehr in
ständiger Angst vor Übergriffen zu leben.«
    Der Captain orgelte eine Antwort.
    »Er sagt, er sieht den geschäftlichen Nutzen dieser
Vereinbarung«, übersetzte die Dolmetscherin, »aber er
weist mit Nachdruck darauf hin, welches Risiko er eingehen
müsste, wollte er sein Schiff näher an Hela heranbringen.
Er erinnert in diesem Zusammenhang an das Schicksal der Gnostische
Himmelfahrt …«
    »Ich dachte, es sei geschmacklos, das Schiff zu
erwähnen.«
    Sie überhörte den kleinen Seitenhieb.
»Außerdem möchte er die Handelsprivilegien konkreter
gefasst sehen, bevor weitere Gespräche stattfinden. Auch
müsste er auf der Festlegung einer maximalen Vertragsdauer
bestehen…« Heckel orgelte eine ganze Serie von
Zusätzen. Sie wartete, bis er fertig war, dann fuhr sie fort:
»Zu sprechen wäre auch über den Ausschluss gewisser
anderer Gruppen, die sich derzeit im System aufhalten oder sich im
Anflug befinden, von allen Handelsbeziehungen. Er denkt dabei
insbesondere, wenn auch nicht ausschließlich, an die
Handelsschiffe Verklärte Nacht, Wespenmadonna und Stille unter dem Schnee…«
    So ging es weiter, bis Quaiche enttäuscht die Hand hob und
sie unterbrach. »Das alles können wir auch später
klären«, sagte er. »Zunächst müsste die
Kathedrale – selbstverständlich – auf einer
eingehenden technischen Überprüfung der Dritte
Gasometrie bestehen, um sicherzugehen, dass das Schiff für
Hela oder seine Bewohner keine Gefahr darstellt…«
    »Der Captain möchte wissen, ob Sie die Tauglichkeit
seines Schiffes in Zweifel ziehen«, erklärte die
Dolmetscherin.
    »Keineswegs. Wie käme ich dazu? Er hat

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