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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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gewesen. Sie
atmete auf, als sie die Rampe sah, die in den Schnee herabgelassen
war. Man erwartete sie bereits. Sie stieg das biegsame Metallband
hinauf und klopfte höflich an die äußere Tür.
Nach einem Augenblick qualvoller Spannung glitt diese beiseite.
Wieder stand Rachmika vor einer Luftschleuse. Sie zwängte sich
hinein – hier war nur Platz für eine Person.
    In ihrem Helm ertönte eine Männerstimme – Crozet,
sie hatte ihn sofort erkannt. »Ja?«
    »Ich bin es.«
    »Wer ist ›ich‹?«
    »Rachmika«, sagte sie. »Rachmika Els. Ich glaube,
wir hatten eine Abmachung getroffen.«
    Eine Pause trat ein – sie erschrak, war überzeugt, ja,
sie hätte sich doch geirrt –, dann sagte die Stimme.
»Wenn du deine Meinung ändern willst, noch ist es nicht zu
spät.«
    »Ich denke doch.«
    »Du bräuchtest nur wieder nach Hause zu gehen.«
    »Meine Eltern würden mir die Hölle heiß
machen, weil ich überhaupt weggelaufen bin.«
    »Sie wären wohl nicht gerade begeistert«, sagte der
Mann. »Aber ich kenne deine Leute. Sie würden dich nicht
allzu streng bestrafen.«
    Das stimmte zwar, aber ein vernünftiger Grund, im letzten
Moment noch einen Rückzieher zu machen, war genau das, was sie
jetzt nicht hören wollte. Sie hatte immerhin Wochen gebraucht,
um sich zu diesem Entschluss durchzuringen.
    Wieder klopfte sie mit ihrem Handschuh fest an die innere
Tür. »Lassen Sie mich nun rein oder nicht?«
    »Ich will nur sicher sein, dass du auch weißt, was du
tust. Wenn wir das Dorf verlassen haben, kehren wir nicht wieder um,
bis wir die Karawane treffen. Darüber gibt es keine
Diskussionen. Wenn du jetzt eintrittst, fährst du drei Tage mit
uns. Und falls du wieder mit zurückwillst, werden es sechs Tage.
Du kannst zetern und jammern, so viel du willst, daran wirst du
nichts ändern.«
    »Ich warte seit acht Jahren«, sagte sie. »Was sind
dagegen drei Tage?«
    Er lachte – vielleicht war es auch ein höhnisches
Kichern. »Das klingt fast so, als könnte man dir
glauben.«
    »Sie können mir glauben«, beteuerte Rachmika.
»Sie wissen doch, ich bin das Mädchen, das niemals
lügt.«
    Die äußere Tür glitt zu, in der Schleusenkammer
wurde es noch enger. Durch vergitterte Öffnungen strömte
Luft ein. Zugleich spürte sie ein Schwanken, so weich und
rhythmisch, als läge sie in einer Wiege. Die hinteren Skier
hatten sich wie zwei Beine in Bewegung gesetzt und trugen den Jammer
vorwärts.
    An sich hatte die Flucht begonnen, als sie aus dem Bett gekrochen
war, aber erst jetzt hatte sie das Gefühl, wirklich unterwegs zu
sein.
    Die innere Tür öffnete sich. Rachmika trat ein, nahm den
Helm ab und hängte ihn neben drei andere an eine Leiste, wie es
sich gehörte. Von außen hatte der Jammer ziemlich
geräumig gewirkt, aber sie hatte nicht bedacht, wie viel Platz
Motoren, Stromgeneratoren, Treibstofftanks, Lebenserhaltungssysteme
und Frachtregale brauchten. Drinnen war es eng und laut, und die Luft
war so schlecht, dass sie den Helm am liebsten wieder aufgesetzt
hätte. Wahrscheinlich gewöhnte man sich auch daran, aber ob
drei Tage dafür ausreichten, war sehr zu bezweifeln.
    Der Jammer schlingerte heftig. Sie schaute aus einem der Fenster.
Die blendend weiße Landschaft neigte sich erst nach der einen,
dann nach der anderen Seite. Rachmika fasste nach einem Handgriff,
doch bevor sie noch einen Schritt nach vorne gemacht hatte, vertrat
ihr jemand den Weg.
    Es war Culver, Crozets Sohn, ein blonder Junge, ein bis zwei Jahre
jünger als Rachmika und so mager, als sei er am Verhungern. Er
trug einen schmuddeligen ockergelben Overall mit vielen Taschen, die
alle voller Werkzeuge waren. Ein lüsternes Grinsen lag auf
seinem Gesicht.
    »Hast dich also doch zum Mitfahren entschlossen? Gut so.
Jetzt haben wir endlich Zeit, uns näher kennen zu
lernen.«
    »Es sind nur drei Tage, Culver. Mach dir bloß keine
falschen Hoffnungen.«
    »Ich helfe dir beim Ausziehen, dann begleite ich dich nach
vorn. Dad hat alle Hände voll zu tun, bis wir das Dorf hinter
uns haben. Wir müssen einen Umweg fahren, wegen des Kraters.
Deswegen holpert es ein bisschen.«
    »Mit dem Anzug komme ich schon alleine zurecht, vielen
Dank.« Rachmika nickte zur Kabine des Eisjammers hin. »Geh
lieber zu deinem Dad zurück, vielleicht kannst du ihm
helfen.«
    »Er braucht meine Hilfe nicht. Mutter ist bei ihm.«
    Rachmika strahlte ihn an. »Du bist sicher froh, dass sie
mitgekommen ist, um auf euch zwei Männer aufzupassen, nicht
wahr,

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