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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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einziges Mal infrage und widersprach auch nicht,
sondern nickte nur eifrig und beteuerte, sie sei ihm eine große
Hilfe gewesen.
    Es stünden noch weitere Ultras auf der Warteliste, aber
für heute sei es genug.
    »Sie können jetzt gehen, Miss Els. Selbst wenn Sie die
Kathedrale anschließend verlassen sollten, haben Sie mir einen
großen Dienst erwiesen, und ich werde veranlassen, dass Sie
angemessen entlohnt werden. Sagte ich nicht etwas von einer guten
Stellung auf der Eiserne Katharina?«
    »Ja, Dekan.«
    »Das wäre eine Möglichkeit. Sie könnten aber
auch in die Vigrid-Region zurückkehren. Sie haben dort Familie,
nicht wahr?«
    »Ja«, sagte sie, doch in diesem Moment erschien ihr die
eigene Familie plötzlich so fern und abstrakt, als sei sie ihr
nur aus Erzählungen bekannt. Sie erinnerte sich an die
Räume des Hauses, an die Gesichter und die Stimmen ihrer Eltern,
aber die Erinnerungen waren dünn und durchsichtig wie die
Facetten in den Glasfenstern.
    »Sie könnten mit einem hübschen Bonus nach Hause
kommen – sagen wir, fünftausend Öku. Wie hört
sich das an?«
    »Das wäre sehr großzügig«, antwortete
sie.
    »Die zweite Möglichkeit – die ich natürlich
bevorzugen würde – wäre, dass Sie auf der Morwenna bleiben und mir auch weiterhin bei meinen Gesprächen mit den
Ultras zur Seite stehen. Dafür würde ich Ihnen pro
Arbeitstag zweitausend Öku bezahlen. Wenn wir die Brücke
erreichen, hätten Sie doppelt so viel verdient, wie Sie mit nach
Hause nehmen könnten, wenn Sie heute abreisten. Und auch damit
müsste Ihr Arbeitsverhältnis noch nicht beendet sein. Ich
kann Sie beschäftigen, solange Sie wollen. Rechnen Sie sich
selbst aus, was da in einem Jahr zusammenkäme.«
    »So viel kann ich gar nicht wert sein«, sagte sie.
    »O doch, Miss Els. Haben Sie nicht gehört, was Grelier
sagte? Nur ein Mensch unter tausend, vielleicht auch unter einer
Million besitzt Ihre Rezeptivität. In meinen Augen sind Sie
damit in jedem Fall zweitausend Öku pro Tag wert.«
    »Und wenn mein Rat falsch ist?«, fragte sie. »Ich
bin nur ein Mensch. Ich mache Fehler.«
    »Sie werden keine Fehler machen«, erklärte er mit
einer Überzeugung, die ihr unheimlich war. »Ich glaube nur
an wenige Dinge, Rachmika, außer an Gott selbst. Aber an Sie
glaube ich. Das Schicksal hat Sie in meine Kathedrale geführt.
Sie sind geradezu ein Himmelsgeschenk, das nur ein Tor
zurückweisen würde.«
    »Ich fühle mich nicht wie ein Geschenk«, sagte
sie.
    »Wie fühlen Sie sich denn?«
    Wie ein Racheengel, wollte sie schon sagen. Doch sie hielt
sich zurück. »Ich fühle mich müde, weit weg von
zu Hause, und ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    »Arbeiten Sie mit mir zusammen. Warten Sie ab, wie es
läuft. Wenn es Ihnen nicht zusagt, können Sie immer noch
gehen.«
    »Ist das ein Versprechen, Dekan«
    »Gott ist mein Zeuge.«
    Sie konnte nicht erkennen, ob er log. Hinter Quaiche erhob sich
Grelier mit knackenden Kniegelenken und fuhr sich mit der Hand durch
die bläulich weißen Stoppeln. »Dann werde ich Ihnen
jetzt Ihr Zimmer zeigen«, sagte er. »Sie haben sich doch
zum Bleiben entschlossen?«
    »Vorerst ja«, sagte Rachmika.
    »Gut. Richtige Wahl. Es wird Ihnen hier sicher gefallen. Der
Dekan hat Recht. Es ist ein großes Glück, gerade zu dieser
Zeit hier anzukommen.« Er streckte ihr die Hand entgegen.
»Willkommen auf der Morwenna.«
    »Das war alles?«, fragte sie und schüttelte die
Hand. »Keine Formalitäten? Kein
Initiationsritual?«
    »Nicht für Sie«, sagte Grelier. »Sie sind
genau wie ich Spezialist auf einem weltlichen Gebiet, Miss Els, und
wir würden nicht im Traum daran denken, Ihnen mit
religiösem Gefasel den Verstand zu vernebeln.«
    Sie sah Quaiche an. Sein Gesicht war unter der Metallbrille
unergründlich wie eh und je. »Wohl kaum.«
    »Da wäre nur eines«, sagte Grelier. »Ich muss
Ihnen ein Quäntchen Blut abnehmen, wenn Sie nichts dagegen
haben.«
    Sie wurde nervös. »Blut?«, fragte sie.
    Grelier nickte. »Ausschließlich zu medizinischen
Zwecken. Zurzeit sind besonders in der Vigrid- und in der
Hyrrokkin-Region eine Reihe garstiger Erreger im Umlauf. Aber keine
Sorge.« Er ging zu dem Medizinschrank an der Wand. »Ich
brauche nur eine winzige Menge.«

 
Im Interstellaren Raum,
unweit von p Eridani 40

2675
     
     
    Energiestrahlen durchsiebten den Weltraum im Umkreis von Ararat.
Scorpio saß sicher in den warmen Plüschpolstern der
spinnenbeinigen Beobachtungskapsel und verfolgte von ferne

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