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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Spalte. Die Brücke konnte nicht mehr
weit hinter dem Horizont sein.
    Keine drei Tage mehr, dachte Rachmika. Dann wären sie an der
Schlucht. Aber auch dann wäre nicht mit einem schnellen Ende zu
rechnen. Bei dem Schneckentempo, in dem sich die Kathedrale bewegte,
dauerte die Überquerung anderthalb Tage.
    »Ich suche tatsächlich jemanden, der mir Schutz
gibt«, sagte Quaiche nach langem Schweigen. »Und deshalb
bin ich zu gewissen Zugeständnissen bereit. Sie scheinen ein
gutes Schiff zu haben. Schwer bewaffnet und mit einem soliden
Antriebssystem. Sie würden sich wundern, wie schwierig es ist,
ein Schiff zu finden, das meinen Anforderungen entspricht. Die
meisten haben sich mit letzter Kraft hierher geschleppt. Sie sind als
Leibwächter nicht geeignet.«
    »Unser Schiff hat gewisse Eigenheiten«, sagte der Ultra,
»aber es ist solide, das ist richtig. Und ich glaube nicht, dass
es im parkenden Schwarm ein Schiff gibt, das besser bewaffnet
wäre.«
    »Dieses Experiment«, sagte Quaiche. »Ginge es
wirklich nur darum, ein Instrumentenpaket abzuwerfen?«
    »Eins oder zwei. Nichts Ausgefallenes.«
    »Synchron mit einer Auslöschung?«
    »Nicht unbedingt. Wir können auch zu anderen Zeiten
vieles in Erfahrung bringen. Sollte Haldora natürlich gerade
zeitgleich verschwinden… wir werden auf jeden Fall eine
automatische Drohne in Funkreichweite absetzen.«
    »Das alles gefällt mir gar nicht«, jammerte
Quaiche. »Aber das Wort ›Schutz‹ hört sich gut
an. Ich nehme an, Sie haben sich auch meine anderen Bedingungen
angesehen?«
    »Wir finden sie durchaus annehmbar.«
    »Sie sind damit einverstanden, dass wir eine kleine
Adventisten-Delegation auf Ihrem Schiff stationieren?«
    »Dafür sehen wir eigentlich keinen Anlass.«
    »Es ist aber notwendig. Sie kennen die politischen
Verhältnisse in diesem System nicht. Das soll kein Vorwurf sein.
Sie sind erst ein paar Wochen hier, wie könnte ich das von Ihnen
erwarten? Aber wie sollen Sie zwischen einer echten Bedrohung und
einer versehentlichen Grenzverletzung unterscheiden? Ich kann nicht
zulassen, dass Sie auf alles schießen, was sich zu nahe an Hela
heranwagt. Das wäre ganz und gar nicht in meinem
Sinne.«
    »Und solche Entscheidungen sollen Ihre Delegierten
fällen?«
    »Sie wären als Berater tätig«, sagte Quaiche.
»Nicht mehr. Sie bräuchten sich nicht um jedes Schiff zu
kümmern, das Hela zu nahe kommt, und ich könnte mich darauf
verlassen, dass Ihre Waffen bereit wären, wenn ich sie
bräuchte.«
    »Wie viele Delegierte?«
    »Dreißig«, sagte Quaiche.
    »Zu viele. Über zehn, vielleicht zwölf ließe
sich reden.«
    »Sagen wir zwanzig, das ist mein letztes Wort.«
    Der Ultra sah wieder Rachmika an, als suchte er ihren Rat.
»Ich muss das erst mit meiner Besatzung abklären«,
sagte er.
    »Aber Sie sind nicht grundsätzlich dagegen?«
    »Es gefällt uns nicht«, sagte Malinin. Er stand auf
und zog sich seine Uniform glatt. »Aber wenn davon Ihre
Zustimmung abhängt, bleibt uns möglicherweise nichts
anderes übrig, als zu akzeptieren.«
    Quaiche nickte nachdrücklich, und die Spiegel reagierten mit
einer Welle von Bewegungen. »Das freut mich sehr«, sagte
er. »Schon als Sie durch diese Tür traten, Mr. Malinin,
wusste ich, dass Sie ein Mann sind, mit dem man Geschäfte machen
kann.«

 
Neununddreißig
Auf Hela

2727
     
     
    Als die Fähre der Ultras abgeflogen war, wandte Quaiche sich
Rachmika und sagte: »Nun? Haben wir sie gefunden?«
    »Ich denke schon«, sagte sie.
    »Was die Technik angeht, scheint das Schiff gut geeignet zu
sein, und sie sind offensichtlich sehr erpicht auf den Auftrag. Der
Frau hat sich zurückgehalten. Was ist mit dem Mann: Hatten Sie
den Eindruck, dass Malinin etwas zu verbergen hatte?«
    Da war er, dachte sie: der kritische Moment. Sobald Sie Vasko
Malinins Namen hörte, hatte sie gewusst, dass er irgendwie
wichtig war: so als schiebe man nach vielen Fehlversuchen endlich den
richtigen Schlüssel ins Schloss und hörte nacheinander die
gut geölten Zuhaltungen fallen.
    Der Name der Frau hatte die gleiche Wirkung gehabt.
    Ich kenne diese Leute, dachte sie. Sie waren älter als
in ihrer Erinnerung, aber die Gesichter, die Angewohnheiten waren ihr
so vertraut wie ihr eigen Fleisch und Blut.
    Außerdem hatte sich Malinin verraten: Er kannte sie ebenso
wie sie ihn. Die Beziehung beruhte auf Gegenseitigkeit. Und sie hatte
auch gespürt, dass er etwas verheimlichte. Auf die Frage, warum
er nach Hela gekommen war, hatte er schamlos

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