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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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wir warteten, bis
wir Hela erreicht hätten.«
    »Das hatte ich tatsächlich gesagt!«
    »Nun, dann stellen Sie sich vor, wir wären jetzt erst
richtig angekommen. Für die Behörden im System – die
Adventisten – sind wir erst vor einigen Wochen aufgetaucht.
Zuvor waren wir wieder abgeflogen und hatten eine Schleife durch den
näheren interstellaren Raum gedreht.«
    »Wozu?«, fragte Scorpio.
    »Weil etwas Bestimmtes geschehen musste«, sagte Vasko.
»Als wir vor zehn Jahren hier ankamen, stellten wir fest, dass
die Verhältnisse in diesem System wesentlich komplexer waren,
als wir angenommen hatten. Die Adventisten kontrollierten den Zugang
zu Haldora, dem Planeten, der immer wieder verschwindet. Um in die
Nähe von Hela zu kommen, musste man mit den Kirchen verhandeln,
und Sonden waren im Umkreis des Gasplaneten schon damals
verboten.«
    »Warum habt ihr euch nicht den Weg freigeschossen und euch
mit Gewalt geholt, was ihr haben wolltet?«
    »Sollten wir ein Blutbad anrichten? Auf Hela leben eine
Million unschuldiger Zivilisten, ganz zu schweigen von den
zehntausenden von Schläfern in den Schiffen, die im System
parken. Außerdem wussten wir gar nicht genau, wonach wir
suchten. Hätten wir aus allen Rohren geschossen, wir hätten
womöglich genau das zerstört, worauf es uns ankam.
Zumindest hätten wir uns jede Chance verbaut, es jemals in die
Hand zu bekommen. Wenn es uns dagegen gelang, zu Quaiche
vorzudringen, dann ließ sich die Sache von innen her
aufrollen.«
    »Quaiche ist noch am Leben?«, fragte Scorpio.
    »Inzwischen können wir das mit Sicherheit sagen –
Khouri und ich haben ihn heute getroffen«, erklärte Vasko.
»Aber er lebt sehr zurückgezogen und wird mit
Langlebigkeitstherapien am Leben erhalten, deren Wirkung sich aber
immer mehr abschwächt. Er verlässt niemals seine
Kathedrale, die Morwenna. Er schläft nicht. Dank einer
kleinen Veränderung in seinem Gehirn braucht er keinen Schlaf.
Er blinzelt nicht einmal. Jede Sekunde seines Lebens verbringt er
damit, auf Haldora zu starren und darauf zu warten, dass es ihm zuzwinkert.«
    »Er hat also den Verstand verloren.«
    »Wäre Ihnen das in seiner Situation nicht auch so
ergangen? Er hatte da unten ein schreckliches Erlebnis, und das hat
ihn in den Wahnsinn getrieben.«
    »Er hat ein Indoktrinationsvirus«, ergänzte Cruz.
»Er hatte es schon in seinem Blut, bevor er nach Hela kam. Nun
ist da unten eine ganze Industrie entstanden, die das Virusgenom in
einzelne Stücke zerschneidet und mit dem Genom anderer, von den
Flüchtlingen eingeschleppter Viren verbindet. Man sagt ihm nach,
er würde immer wieder von Zweifeln befallen, sobald ihm klar
würde, dass alles, was er geschaffen hat, nur Schwindel ist. Im
Innersten wüsste er, dass die Auslöschungen keine Wunder,
sondern vernünftig erklärbar sind. Wenn es wieder einmal so
weit ist, lässt er sich einfach einen neuen Stamm des
Indoktrinationsvirus spritzen.«
    »Klingt so, als wäre nicht so einfach an ihn
ranzukommen«, bemerkte Scorpio.
    »Schwieriger, als wir dachten«, bestätigte Vasko.
»Aber Aura hat einen Weg gefunden. Sie hat den Plan ausgeheckt,
Scorp, nicht wir.«
    »Und was war das für ein Plan?«
    »Sie ist vor neun Jahren hinuntergegangen«, sagte Khouri
und sah ihn an, als wären sie beide allein im Raum. »Sie
war acht Jahre alt, Scorp. Ich konnte sie nicht halten. Sie wusste,
dass sie auf dieser Welt eine Aufgabe hatte. Sie sollte Quaiche
finden.«
    Scorpio schüttelte den Kopf.
    »Ihr habt kein acht Jahre altes Mädchen allein auf diese
Welt geschickt. Sag mir, dass das nicht wahr ist.«
    »Wir hatten keine Wahl«, sagte Khouri. »Glaube mir,
ich bin ihre Mutter. Ebenso hätte man einem Lachs verbieten
können, flussaufwärts zu schwimmen. Es war nicht zu
verhindern, ob es uns gefiel oder nicht.«
    »Wir haben eine Familie gefunden«, sagte Vasko.
»Anständige Leute, die im Ödland von Vigrid lebten.
Sie hatten einen Sohn, aber ihre einzige Tochter hatten sie zwei
Jahre zuvor bei einem Unfall verloren. Sie wussten nicht, wer oder
was Aura war, aber sie begriffen, dass sie nicht zu viele Fragen
stellen durften. Man sagte ihnen, sie sollten sie so behandeln, als
wäre sie schon immer bei ihnen gewesen. Sie fanden sich
mühelos in die Rolle hinein und erzählten ihr Geschichten
über ihre andere Tochter, als sie noch klein war. Sie liebten
sie sehr.«
    »Wozu das Theater?«
    »Sie wusste nicht mehr, wer sie wirklich war«, sagte
Khouri. »Sie unterdrückte ihre

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